Flying Moon (German Edition)
loswerden wollte, gleichzeitig drängte Uli uns loszulaufen, bevor der Regenbogen verschwand. Also rannte ich los und zog Lasse einfach mit. Auf einmal war ich glücklich. Es war alles ganz einfach. Wir rannten über das Feld und hielten uns an den Händen. Das nasse Gras schlug mir um die Beine, eine Sandale rutschte vom Fuß, ich humpelte und hüpfte auf einen Bein. Lasse stoppte. Wir grinsten uns an. Ich zog die zweite Sandale auch noch aus, ließ sie liegen, wir liefen lachend weiter, und erst als das halbe Filmteam uns zurückrief, blieben wir außer Atem stehen.
»He, ich glaube, die vermissen uns schon!«, sagte Lasse und stützte sich keuchend auf seinen Oberschenkel ab.
»Dann gehen wir eben zurück«, japste ich.
Wir blickten uns um. Ich erkannte Ingrid, die meine Sandalen gefunden hatte und in der Luft schwenkte.
Ich grinste. »Ich dachte, die wären verloren für immer.«
»Im Universum geht nichts verloren«, sagte Lasse und ich wusste genau, was er meinte.
Nach dem Mittagessen kamen Krista und Karl ans Set. Es nieselte wieder leicht. In der nächsten Szene sollten sich Jack und Theo, also Karl und Lasse auf der Landstraße streiten, kurz bevor die Vierergruppe dann endgültig auseinanderbrach. Krista und ich mussten nur zusehen und sollten dann auf Ulis Stichwort hinrennen und sie beruhigen.
Karl und Lasse standen auf der Straße und probten in Wärmejacken die Szene, die sie ja schon im Stunttraining geprobt hatten. Wir warteten etwas abseits unter Schirmen.
Nach der Probe kam Lasse auf mich zu und wir unterhielten uns. Es war wieder wie in Leipzig. Wir standen zusammen und alles andere und alle anderen waren wie ausgeblendet.
»Moon!«
Karl winkte mich zur Seite.
»Was ist?«
»Ich habe gestern mit Johann telefoniert. Ich soll dich schön grüßen.«
Ich wurde rot. »Wie geht es ihm?«
»Gut. Er vermisst dich.« Karl sah zu Lasse, der außer Hörweite bei Krista stand. »Übrigens habe ich Lasse gesagt, dass du mit meinem Bruder zusammen bist.«
»Wieso?«
»Wieso nicht. Er spielt doch nur mit dir.«
Ich schnappte nach Luft. »Woher willst du das wissen? Du brauchst dich hier nicht einzumischen.«
»Ach, nein? Weil du ja so absolut klar siehst, wenn du mit ihm zusammen bist?«
»Siehst du denn klarer?«
»Natürlich. Krista hat mir erzählt, dass sie und Lasse zusammen waren. Und er war nicht gerade der perfekte Gentleman.«
»Ist Krista auf einmal deine Vertraute?«
»Warum nicht. Außerdem hat Lasse eine Freundin.«
»Woher willst du das wissen?«
Karl lächelte nachsichtig. »Alle wissen das.«
Uli rief uns zusammen und ich ging mit Karl zu den anderen. Innerlich zitterte ich vor Wut über Karls Einmischung. Bekam er das etwa besser hin?
Lasse und Krista standen schon bei Uli und Karl und ich stellten uns dazu, so dass wir einen Kreis bildeten.
»Ihr wisst ja Bescheid, ich brauche den Text, aber dann ... macht es wieder so wie damals im Heim«, sagte Uli zu Karl und Lasse. »Wenn wir drehen, ruhig Freestyle!«
»Absoluter Freestyle?«, fragte Karl und sah Lasse herausfordernd an.
Uli nickte. »Ihr kennt euch ja mittlerweile und könnt aufeinander reagieren. Ich will diesmal auf jeden Fall einen richtigen Streit haben. Viel körperlicher. Aber seid vorsichtig. Niemand soll sich verletzen.«
»Wenn es dafür nicht schon zu spät ist«, flüsterte Karl in meine Richtung.
»Und wir?«, fragte Krista.
»Ich gebe euch ein Zeichen. Ihr steht weiter weg und kommt dazu, wenn der Streit in den Kampf übergeht. Ihr seid erst im Bild, wenn ihr bei Lasse und Karl ankommt.«
Krista und ich stellten uns abseits und Karl und Lasse begannen ihren Dialog. Genau wie im Drehbuch begann Karl mit seinem Text und regte sich auf. Lasse antwortete, es ging hin und her, doch dann griff Karl Lasse plötzlich heftig an. Die Straße war glatt vom Regen und Schlamm und in dem Versuch, Lasse an sich zu ziehen, rutschte Karl aus und riss Lasse mit sich zu Boden. Die beiden rollten in den Straßengraben, der voll Wasser stand, doch statt wieder aufzustehen, stürzte Karl sich auf Lasse und begann, ihn zu beschimpfen. Lasse ließ es sich erst gefallen, aber als Karl nicht aufhörte, drehte er sich schnell zur Seite, packte Karl, setzte sich auf ihn und hielt ihn am Boden. Karl schlug mit den Beinen um sich und brüllte Lasse an. Alle am Set erstarrten überrascht und waren unsicher, was das alles zu bedeuten hatte. Wir sahen zu Uli, der einfach abwartete. Schließlich gab er Krista und mir das
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