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Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)

Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Wyss
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Strecke zu den Häusern, unter der Plattform, jetzt an der Hausmauer, gleich
würde sie zwischen die Häuser abbiegen – da wurde sie von starken Händen am Arm
und am Oberkörper gepackt, in einen dunklen Hausgang gerissen. Die Tür schlug zu.
Bevor sie sich so richtig ängstigen und dann wehren konnte, wurde sie auch wieder
losgelassen. Ein Krachen schlug gegen die Tür, sie barst, Licht drang durch einen
breiten Riss. Da ging auch das Licht an, eine nackte Glühbirne, es roch nach Schimmel,
nach Deo. Die Tür war eingedrückt.
    Der Mann
neben ihr war ein Hüne, breitköpfig, ein Glatzkopf in schwarzem Shirt mit bloßen
Armen, über den rechten Oberarm wand sich eine wirre Tätowierung. Der Kerl glotzte
sie an: »Da staunst du, was, wenn ich nicht wäre, wärst du jetzt Brei da draußen,
kannst schauen.« Jetzt grinste er fast. Er versuchte, die Tür zu öffnen, doch diese
klemmte. »Das war ein Brocken, ein riesiger Stein, hab’ dich kommen sehen, das war
ganz schön wild, wollte wissen, vor was du wegläufst, hätte ihn gestellt, wenn er
gekommen wäre, doch da sah ich oben den Stein, der sich bewegte, und schon warst
du da, hattest Glück.«
    Jetzt zitterte
sie, und das ärgerte sie. Ein Reflex auf die Verfolgungsjagd, den Hauseingang, den
Knall. Was sagte dieser massive, nach Deo riechende Mann: ein Steinbrocken? Neben
ihr schien er ein Kraftmensch zu sein, war massig, oder sollten das Muskeln sein?
Er ging einfach voraus durch einen muffig riechenden Korridor. Er tönte zwar grob,
aber nach dem Schreck fühlte sie sich sicher. Also folgte sie ihm, was blieb ihr
auch anderes übrig, wenn doch die Tür durch einen Riesenstein versperrt war.
    Das Licht
schien hell und angenehm, sie gingen durch eine große, blitzblank geputzte Küche,
glänzender roter Linoleumboden, massiver Holztisch, glänzende Stahlkombination,
im Augenwinkel sah sie eine blitzende Herdfläche. Jetzt betraten sie eine Werkstatt,
es roch nach Öl. Da waren Motorräder in verschiedenen Ausführungen, glänzend neue
und zerlegte, aufgebockte. In Regalen war Zubehör gestapelt, Monturen, schwarz in
schwarz.
    Der Hüne
drehte sich um, das war ein Motorradrocker, wenn auch in der Privatmontur, relativ
gepflegt, stocknüchtern.
    »Eigentlich
könnte ich dir ein Kaffee anbieten oder etwas Stärkeres, aber es ist besser, du
gehst gleich hier raus, nach Hause, bist gar nicht hier gewesen, ich kann bezeugen,
dass ich dich vor zehn Minuten vorn über die Straße gehen sah, falls jemand blöd
fragt, da gehst du jeweils mit Emilys Hund. Und etwas später hat es dann gekracht,
und ich bin nachschauen gegangen.«
    Pamela schaute
skeptisch, wovon redete er?
    »Übrigens,
ich krieg raus, wer das war und warum. Ich weiß, wer du bist, du kommst jeden Morgen
in aller Frühe die Stiege herunter oder gehst hinauf, mit dem Hund. Du heißt Thoma,
wohnst im Haus der Emily, bis sie zurückkommt. Darum beschütz ich dich.« Er packte
sie am Arm, guckte zum Fenster hinaus auf die Straße. »Emily hat mir einmal geholfen,
gut geholfen. Ihre Freunde sind meine Freunde, so funktioniert das. Ich heiße Gary.
Frag Emily, sie wird es bestätigen.«
    Er hatte beschützen gesagt. Der Kerl trat auf den Gehsteig hinaus, schwarze, gut sitzende
Hose aus festem Tuch über bemerkenswert muskulösen Beinen, bloße Füße in schwarzen
Espadrilles, ärmelloses T-Shirt mit irgendeinem Aufdruck, ein gotischer Schriftzug.
Auf den ersten Blick war kein weiteres Tattoo zu sehen, nur eben dieser kahl rasierte
Schädel, so nackt. War sie jetzt zimperlich? Er stellte sich mit gekreuzten Armen
in die Tür. Wieso bloß war er ihr bisher nicht aufgefallen? Jetzt griff er hinter
sich, zog sie neben sich durch, kein Mensch war zu sehen.
    »Jetzt geh
ganz gewöhnlich heim, fällst niemandem auf.« Schon war die Tür zu.
    Sie ging
in Richtung der Brücke. Es regnete noch immer oder schon wieder. Immer wieder blickte
sie zurück, ob ihr niemand folgte. Autos fuhren. Das Rauschen der Aare war gut zu
hören, sie führte Hochwasser. Sie wollte nicht die lange Treppe hochgehen, auch
nicht die zweite gleich nach der Brücke, sie würde den Nydeggstalden nehmen. Unter
der Brücke dröhnte die Aare, als befände man sich hier im Innern einer Mühle. Im
Matte-Quartier wurden die Mühlen betrieben und die Sägewerke, heute war es ein Elektrizitätswerk.
Das reichte früher als Energiezentrum für Bern.
    Nicht an
diesen Stein denken, also kreisten ihre Gedanken um das alte Bern, um die Menschen,
die in diesen

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