Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)
Gassen gelebt hatten. Die, die auf der Sonnenseite wohnten, waren
reich geworden durch Raub- und Kriegszüge, vor allem durch das Erheiraten von Geld
und Gut. Doch was kümmerte sie das.
Pamela hatte
dieses laute Brausen noch nie gehört. Wäre diese Lautstärke im Belpmoos neben dem
Flugplatz, kein Mensch wünschte sich, dort zu wohnen, dort wäre es Lärmbelästigung.
Allenfalls eine Autobahn dröhnte so laut.
Vorsichtig
langsam ging sie in der Laube von unten her die Junkerngasse hoch. Hinter jedem
der breiten Laubenpfeiler und in jedem dunklen Hauseingang konnte jetzt jemand lauern.
Die gedrungenen Pfeiler wirkten hier bedrohlich, als duckten sich darin finstere
Riesen, die sich gleich aus den Quadern lösten. Nicht weniger bedrohlich konnte
sich aus jedem dieser tiefschwarzen Hauseingänge ein Ungeheuer auf sie stürzen.
Sie wies sich zurecht, ihre Fantasie signalisierte nackte Angst, die sie ins Skurrile
überhöhte, um sie von sich wegzuschieben. Schon war sie bei der Eingangstür des
Henneli,drückte die Kombination, schon war sie drinnen. Kurz streckte sie
noch einmal den Kopf aus der Tür, nichts regte sich.
*
Nachts um halb zwölf jaulte Cooper,
wie er es jedes Mal tat bei der etwas quäkenden Tonfolge von Pamelas Handy. Alaska.
Es konnte nicht Alice sein, denn sie befand sich doch irgendwo am Start zu einer
mehrwöchigen Reise ins Innere Alaskas, streckenweise dem Yukon folgend. Überraschenderweise
war es Dad. Nein, auch er hörte nichts mehr von Alice, das gehörte zum Abenteuer
dieser Reise, die Rückverbindung zur Zivilisation wurde abgeschnitten. Das fördere
ein rasches Zusammenschweißen der Gruppe von Ethnologen und Landvermessern. Zumindest
gebe es Google Earth, vielleicht tauche die Gruppe ja unvermutet auf einem Bild
am Nordpol auf. Nein, Lucius rief an, weil er sich nach diesem Steinbrocken von
heute Morgen erkundigen wolle. Sie wisse, er lese im Internet die Berner News. Pamela
wusste, dies bedeutete ihren Eltern eine hauchdünne Verbindung zu Pamela, wenn sie
sich den Berner Kulturspiegel, die Lokalnachrichten und das Berner Wetter ansahen.
Eben hatte er diesen Felsbrocken gesehen, der in ein Quartier hinuntergestürzt war,
sich aus einer Mauer eines Hanggartens gelöst hatte, obwohl die Gartenbesitzer ihre
Mauern von einem Stadtspezialisten jährlich kontrollieren lassen mussten, offensichtlich
wusste man von der Gefahr. Es mussten die massiven Frostschäden des vergangenen
harten Winters gewesen sein, die diesen Steinbrocken bewegt hätten. Die Hintertür
einer Liegenschaft wurde glatt zerschlagen. Es war ein Glück, dass niemand auf der
Treppe unterwegs war, es wäre tödlich gewesen. Er hatte es auf Google gecheckt,
diese Treppe war doch sehr nah bei dem Haus, in dem Pamela jetzt wohnte. Auf jeden
Fall wäre es schön zu wissen, dass es nicht ausgerechnet dieser Zugang zum Quartier
war, den Pamela benutzte.
Wozu die
Eltern unnötig beunruhigen? Pamela tönte locker, fast zu locker, fand es lustig,
dass man in Alaska so gut über Bern informiert war. Wie ging es Lucius mit seinem
Rheuma? Emily hatte gemeint, er solle doch einmal Schüssler-Salze benutzen. Emily
erwarte Lucius E-Mail, sie würde ausführlich antworten. Emily scheine Fortschritte
zu machen in ihrer Heiler-Ausbildung, sie töne begeistert und überzeugt. Es gehe
ihr gut.
Lucius hatte
natürlich auch vom abgebrochenen Fußballspiel gelesen. Jetzt freute er sich gar
nicht, dass Pamela direkt dort gewesen war. Begriffsstutzig wiederholte er, »Mit
diesem Francis, diesem Jungen, den du an Emilys Stelle hütest?« »Ja natürlich mit
dem Jungen, allein gehe ich doch nicht in ein Stadion.« Pamela reagierte etwas gereizt,
es war spät, irgendetwas an Dads Stimme verunsicherte sie. Schon rechtfertigte sie
sich: »Es geht mir um Francis. Ich dachte, er braucht es, ich dachte, es tut ihm
gut. Weißt du, Francis Berry, seine Eltern sind verunglückt, sein Vater ist tot,
ich habe euch doch ausführlich über alles auf dem Laufenden gehalten. Es gehört
zu meiner Aufgabe, dass es ihm gut geht.«
Als Pamela
den Hörer wieder hinlegte, bemerkte sie das Zittern ihrer linken Hand, ein ärgerliches
Stresssignal.
Lucius hatte
recht. Es war knapp gewesen. Es hätte tödlich sein können, sei nun sie gemeint gewesen
oder nicht. Sie erwärmte Milch, in Emilys Buffet hatte sie gleich mehrere Flaschen
mit Hochprozentigem entdeckt. Warme Milch mit Rum und Zucker, das wäre das richtige
Schlummergetränk.
Dieser Gary
musste direkt
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