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Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)

Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Wyss
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eigener
Kraft aus sich gemacht: ein energisches Gesicht, scharfe Züge, schmallippig, helläugig.
Etwas dünne Haare. Er legte Wert auf einen guten Haarschnitt. Zugegeben, von Natur
aus war er schmalbrüstig. Engbrüstige Leute seien humorlos. Er zog den einen Mundwinkel
etwas verächtlich nach unten. Als wäre da ein Zusammenhang. Diese Witzchenreißer
und Possenschneider waren doch allesamt erbärmliche Schmeichler, Schwächlinge, die
sich beliebt machen wollten. Das Lachen war etwas für Leute, die keine Ziele hatten.
Sein Lachen, wenn überhaupt, war eher heiser bellend, ein Raucherlachen. Er lächelte
kalt in seine eigenen, hellblauen Augen, sie waren fast milchig grau. Diese Helligkeit
mochte sich aus seiner Disziplin ergeben haben. Wenn er seinen eigenen Blick festhielt,
lange festhielt, konnte er sie auf die große Leere darin einstellen, die Eiswüste.
Sie ähnelten weißen Wiedergängeraugen aus einem Horrorfilm, mit dem grellen Flackern
darin. Dort drin war etwas, das leblos lauerte, brennend und doch kältend bis ins
innerste Mark. Löste er sich dann aus seinem eigenen Blick, war er erschöpft. Darauf
war er stolz. Das war die Qualität, die er erarbeitet hatte, darauf konnte er bauen.
    Er war Offizier.
Der Auftrag war alles, er als einzelner Mensch war nichts.
    Nein, er
gehörte ganz sicher nicht zu den Überzeugungstätern, war kein Fanatiker. Er würde
immer den klaren Kopf behalten. Mangel an eigener Fantasie war von Vorteil, wenn
es darum ging, in einer Organisation ein Rädchen zu sein.
    Was wusste
er von seinen Hintermännern? Er hatte berufsbegleitend das Abendtechnikum besucht.
Vielleicht hatte man ihn in der Offiziersschule entdeckt, wie er als Leutnant sogenannte
sadistische Züge entwickelt hatte. Es war nie zu einem Verfahren gekommen. Es mochte
auch seine bewusste Abkapselung von aller Kumpanei sein, sein bedingungsloser Einsatz,
seine Sturheit, Rücksichtslosigkeit, Tatkraft. Seine Schussfertigkeit. Vielleicht
hatten sie in Wärmebildern einzelner Situationen das bestimmte Leuchten einer bestimmten
Gehirnregion gefunden. Das hatte er später gelernt, diese Analysen im Hintergrund
waren heute Standard. Dann war man an ihn herangetreten.
    Seine Identität
wurde ideologisch und anderweitig aufgebaut. So konnte er auch in Westberlin ein
Zusatzstudium machen, PC-Wissen, Französisch, Italienisch, planmäßig. Die Grundlagen
seines beruflichen Aufstiegs. Sein Auftrag war, nicht aufzufallen, also nichts Streberisches,
nie Erster, immer Zweiter oder Dritter. Eine Beamtenlaufbahn bei der Polizei einzuschlagen,
sich zum dienstfertigen Computerspezialisten und unauffälligen Hobbybastler auszubilden,
technisch, elektrisch, sich körperlich fit zu halten.
    Er wurde
in harten Ausbildungslagern in Ungarn geschult. Bei der Rückkehr erwähnte er bei
den Kollegen Zahnarzt- und Bordellbesuche, Weingüter und Pferdezucht. Das war für
Schweizer Kollegen nachvollziehbar.
    Jetzt war
er knapp 40.
     
    Was wurde wirklich trainiert?
Mind Control nennen es die einen, was war Gehirnwäsche? Es sind Programme. Trainingsprogramme
zur Beherrschung des menschlichen Bewusstseins. Doch – wo hört das Individuum auf,
ab wann wird es manipuliert, ist es freiwillig ein Instrument, und wann eben unfreiwillig.
Es sollte nicht sein Problem sein. Er würde sich auch nie fragen, ob genau das Ausblenden
dieser Frage eine geistige Barriere war, die jemand in ihn gelegt hätte, hypnotisch
eingepflanzt. Ganz zu Beginn seiner Schulung hat er auch in diese Möglichkeiten
eingewilligt. Bis heute interessierte ihn diese Thematik nicht. Jetzt hatte er ein
Hochgefühl, diesen so wichtigen Auftrag leitend und handelnd ins Ziel zu bringen.
     
    Besinnungslos, wie besoffen,
das war der Föhn. Er konzentrierte sich auf das Sausen im linken Ohr, immer im linken.
Er fragte sich, ob er körperlich schwanke oder ob er nur im Gehirn oder in Körpernerven
ein Schwanken verspürte. Seine Augen fixierten einen Punkt des Fenstersparrens an
der gegenüberliegenden Hauswand. Er blieb fest, also schwankte er nur innerlich,
als befände er sich auf einem Ruderboot leise wiegend auf einem See. Also war es
das zu rasche Steigen und Fallen des Luftdrucks bei Föhnlage.
    Da war dieser
Druck in den Augen, schon bevor er sie am Morgen öffnete. Schmerzen durch und durch.
Dann bewegte er sich wie ein Roboter. Dass er das konnte, verdankte er der Schulung:
sich einen Befehl geben trotz der Schmerzen. Das funktionierte.
    An seine
Jugendjahre vor 20 erinnerte er

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