Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)
Teamrennen. Es ist auch nicht richtig, ihn
jetzt die Schule wechseln zu lassen, irgendetwas muss Bestand haben. Ich bin seine
Patin.«
Pamela hatte
eine leise Ahnung, was gleich käme: »Pamela, du hast mir geholfen, als ich krank
war, du weißt, dass ich dir das nie vergessen werde. Jetzt brauche ich schon wieder
deine Hilfe. Die Verwandten müssen zurück, Dienstag beginnt die Schule wieder. Francis
könnte in unserem Haus in der Stadt wohnen, das ist nicht einmal weit zu seiner
Schule, doch keinesfalls kann man ihn allein lassen. Er ist doch erst 18. Ich nehme
an, und bitte sei mir deswegen nicht böse, dass du ganz froh sein könntest, etwas
auf Distanz zu gehen zu deinem Robert. Du könntest deine Sachen packen und nach
Bern ziehen. Das Haus steht leer, wir haben es für zwei Jahre eingemottet. Francis
oben in der Mansardenwohnung, den Rest kennst du ja. Wir würden für alles aufkommen,
einfach für alles, was du und Francis so bräuchtet. Aber es käme halt noch Cooper
dazu. Cooper ist schon an seinem neuen Platz bei einem Bauern, es ist absolut nicht
richtig, doch was sollten wir tun? Cooper und Francis, wir wären tief in deiner
Schuld.« Etwas benommen lauschte Pamela Emilys Redeschwall: »Du könntest unser Auto
benutzen, weil es ein Kombi ist, wegen Cooper eben, wegen der Hundeerziehung und
wegen der viel weiteren Spaziermöglichkeiten, es wäre ganz bequem, weil ja zum Haus
eine der wenigen Garagen in der Innenstadt gehört. Eigentlich war vorgesehen, dass
ein guter Nachbar hie und da ein Auge hat auf das Haus, und Cooper werden wir nach
unserer Rückkehr auf jeden Fall wieder zu uns nehmen. Wenn du im Haus einziehen
könntest, es wäre schlagartig alles gelöst.«
Es war,
als wäre sie in ein Mahlwerk geraten.
»Du würdest
einfach schauen, dass er zur Schule geht und auch die Trainings macht, es wäre wichtig,
dass er mit dir zu Abend essen könnte, dass du mit ihm sprichst, dich etwas um ihn
kümmerst. Du bist doch Psychologin. Du mit deiner Lebenserfahrung. Ich weiß noch
jedes Wort, das du zu mir sagtest, als mein Leben auf der Kippe stand. Jetzt ist
es Francis.«
Es wurde
ein sehr langes Telefonat, Pamela erklärte einmal mehr den Unterschied zwischen
Werbepsychologie und therapeutisch orientierter Psychologie, doch sie erwärmte sich
allmählich für die Idee. Es war nicht allein eine Freundschaftsverpflichtung, Anstand
gegenüber einem Jungen, der einen Menschen brauchte. Sie war es, die sich bewegen
wollte, ohne wachsames Auge im Hintergrund. Sie würde frei mit Menschen sprechen,
Bücher ansehen, die sie auswählte, kochen, was sie wollte, sich anziehen ohne Zwang,
durch Straßen gehen, ohne dass jemand sich neugierig umsah.
Das gab
den Ausschlag. Cooper wäre die Zugabe, und Merlin, ihre geliebte Katze Merlin wäre
das Bauernopfer. Sie schluckte, Merlin könnte sie keine Stadt zumuten, sie war eine
freie Landkatze. Merlin hatte sie ewige Treue versprochen. Merlin gegen einen Jungen.
Es würde
keine einfache Aufgabe werden. Die Verwandten aus England empfand sie als unmöglich.
Wie konnten sie einen Jungen einer Tante überlassen, die nicht da war? Das mochte
typisch sein für Maudes Familie. An Maude wollte sie so wenig wie möglich denken.
Wenn sie daran dachte, war es eine Verrücktheit, Maude war immer eine blöde Zicke
gewesen. Ihr schuldete sie zuallerletzt etwas. Erst nach Ende des Gesprächs dachte
Pamela, um Himmels willen, wenn dieser Junge nun so ist wie seine Mutter! Doch das
war zu spät.
*
Pamela täuschte Normalität vor.
Doch schon ihr Start in Bern war alles andere als glücklich gewesen. Mit Sack und
Pack war sie angekommen. Ein netter, ältlicher Nachbar hatte mit dem Hausschlüssel
gewartet und ihr trotz einer gewissen Gebrechlichkeit geholfen, das Gepäck zunächst
einmal in den Eingangskorridor zu stellen. Ihren kleinen Peugeot hatte sie zur Garage
gefahren, wo er für unbestimmte Zeit blieb, denn sie würde Emilys Volvo-Kombi benutzen,
wegen des Pudels. Sie war zurückgekommen.
Pamela stand
vor der Tür dieses neuen Zuhauses, wühlte in der Außentasche ihrer Umhängetasche
nach dem neuen Schlüssel, sie musste ihn unbedingt am Schlüsselring befestigen,
steckte ihn ins Schloss – doch da stimmte etwas nicht. Sie hielt inne, die Tür war
gar nicht abgeschlossen. Eine unerklärliche Angst befiel sie. Täuschte sie sich?
Herr Rauscher, der Nachbar, der sie begrüßt hatte, der ihr geholfen hatte, ihr Gepäck
die erste Treppe hochzutragen, der ihr wie
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