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Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)

Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Wyss
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den Sanitätern
geschenkt. Sie würde einkaufen. Das absolut Erfreuliche war der Ausblick über das
Matte-Quartier und die Aare ins Grün des Gryphenhübeli. Alles in allem war Bern
gar nicht so schlimm Stadt, wie sie Zürich in Erinnerung hatte. Merlin, ihre Katze,
die im Schlösschen zurückgeblieben war, könnte hier leben, die Dächer, den Hang
erkunden. Hier war kein Verkehr. Hier wäre irgendwie Platz für eine Katze. Es wäre
doch möglich, Merlin würde sich mit diesem Pudel vertragen.
    Am nächsten
Tag fuhr Pamela nach Walkringen, holte Cooper, einen befremdlichen Hund. Allein
schon die helle, leicht rötliche Färbung, die tütenähnliche Schnauze, die rassenspezifische
Schur. Er sah aus, als hätte er oben auf dem Kopf eine missglückte Dauerwelle, dann
Taille und Reiterhöschen – als wollte man einen Hund mit einem dämlichen Outfit
lächerlich machen. Wie konnte Emily nur. Die braunen, weichen Augen blickten unheimlich
intensiv, fast menschlich. Er war frisch gewaschen, Pamela konnte sich lebhaft vorstellen,
wie dreckig er vorher gewesen war.
    Cooper schien
scheu zu sein. Er wollte sich nicht anleinen lassen, doch dann schien er das Auto
zu kennen und sprang locker ins offene Heck. Auch die Garage schien er erfreut wiederzukennen,
schwanzwedelnd lief er zum Treppenhaus, ging mit erhobenem Kopf und winkendem Pudelschwanz
die Treppe vor ihr hoch. Oben ging er durch alle Zimmer, doch dann legte er sich
sichtlich enttäuscht in seine Ecke, weder Hubert noch Emily waren da. Er würde sich
an Pamela gewöhnen.
     
    Eine halbe Stunde nach ihrer Rückkehr
klingelte es. Doch das war erst ein Taxifahrer, der zwei Koffer und zwei Reisetaschen
abzugeben hatte, der Junge komme mit dem Rad, bezahlt hatte er schon. Pamela bat
ihn, das Gepäck die Treppen hochzutragen, man konnte es nicht einfach hinter der
Tür stehen lassen. Das leuchtete ihm erst ein, nachdem sie ihm schweren Herzens
eine Zwanzigernote hingestreckt hatte. Das war es ihr aber wert.
    Doch dann
der Junge oder eher ein junger, schlecht rasierter Erwachsener: ein blaues, zu großes
Shirt über einer schwarzen Baumwollhose, teure Turnschuhe, abgewetzter Rucksack.
Er war dünn, größer als sie, mit vorspringenden Handgelenken, er würde ein Riese
werden, ausgehungert. Alles an ihm so schmal, der Kopf, die Schultern, der Brustkorb,
vor allem auch die Hände. Das sollte ein Kanufahrer sein? Kanu war doch ein Kraftsport,
brauchte den Oberkörper. Dunkle Ringe unter geschwollenen Augen, waren die jetzt
grün? Und eben die Rasur. Dazu eine dunkle, ungepflegte Pilzkopffrisur, das sollte
Maudes Sohn sein? Doch der Unfall seiner Eltern war vor knapp einem Monat, das war
vielleicht jetzt die Schockphase, ganz augenscheinlich fehlte Maudes Kontrolle.
Sensible Mundecken, fast blutleere Lippen zusammengepresst. Mein Gott, der musste
ja aufgefüttert werden. Pamela verspottete sich selbst, da wackelten mütterliche
Instinkte, was für ein armer Kerl.
    Sie fragte
Francis nach dem Verkehr, dem Weg, den er gefahren war, den Verwandten. Mit ausdruckslosem
Gesicht beantwortete er nur das Letzte, alles andere erachtete er erkennbar als
überflüssig: »Die fahren im Taxi nach Basel, wo sie noch für heute einen Flug erwischt
haben.« Das hatten sie ja wunderbar erledigt, speditiv. Offensichtlich war Emilys
Anruf ein echter Hilferuf gewesen. Keine Wahl, sie hatte ihr keine Wahl gelassen.
    Dann saßen
sie einander gegenüber. Was hatte sie sich da angelacht! Noch immer zeigte Francis
seinen unmissverständlich abweisenden Gesichtsausdruck. Die hohlen Wangen, die beschatteten
Augen und eine scharfe Falte von der knochigen Nase zum einen Mundwinkel gaben ihm
etwas Düsteres. Bisher hatte er kaum mehr als Ja und Nein von sich gegeben. Wie
hatte sie sich darauf einlassen können? Dazu dieser raubeinige rötliche Pudel, der
so anders aussah als alle Hunde, mit denen sie bisher zu tun gehabt hatte.
    Cooper zumindest
hatte sie gefüttert, der lag jetzt in seinem Korb und hatte die Augen zu. Francis
dagegen stocherte lustlos an einer geschwellten Kartoffel, zog ganz langsam einen
schmalen Streifen der Pelle ab, die Mundwinkel nach unten. Er hatte ersichtlich
keinen Appetit. Das sollte er aber, mager genug war er, trotz seiner muskulösen
Schultern und Oberarme. Mit seinem Training betrieb er gewissermaßen Hochleistungssport,
das wusste sie von Emily, doch da sollte er doch richtig essen. Das fragte sie ihn
jetzt: »Gibt euch euer Trainer Richtlinien, wie ihr euch ernähren sollt?

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