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Follower - Die Geschichte einer Stalkerin

Follower - Die Geschichte einer Stalkerin

Titel: Follower - Die Geschichte einer Stalkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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Drehbuch festgelegt?“
    Kiran schwieg einen Moment, weil er mit so einer Frage nicht gerechnet hatte. Er überlegte, welche Antwort wohl die beste in dieser Situation war. Daniela wartete atemlos.
    „Ja, das ist so festgelegt. Alex und Krissi werden ein Paar“, sagte er dann und beobachtete ihre Reaktion.
    Sofort standen ihr die Tränen in den Augen.
    „Aber … er hat doch das Trauma!“, brachte sie heraus. „Er kann keine Freundin haben. Warum wird denn so was in die Serie reingeschrieben? Die Fans werden das doof finden.“ Den letzten Satz sprach sie mit einem motzigen Unterton, der Kiran an ein Kind erinnerte, das seinen Willen nicht bekam.
    „Nicht alle finden das doof. Manche würden sich für Alex freuen“, sagte er. „Und Krissi hilft ihm, das Trauma zu überwinden. Aber das hat sich ja jetzt sowieso erledigt.“
    Sie wischte sich über die Augen.
    „Wieso denn? Was hat sich erledigt?“, fragte sie.
    „Das mit Alex. Es gibt keinen Alexander mehr bei Berlin im Herzen“, sagte Kiran.
    Daniela sog scharf die Luft ein: „Warum nicht? Warum sagst du das?“
    „Überleg mal“, antwortete er. „Ich bin Alex und ich bin nicht mehr bei der Serie. Weil ich hier bin. Die drehen das jetzt ohne mich weiter. Also muss Alex aus der Sendung gestrichen werden. Was sollen sie sonst tun?“ In Kiran keimte eine Hoffnung, als er den Schock in Danielas Gesicht sah.
    „Das … das geht aber nicht. Was werden die jetzt machen, wenn du hier bist?“ Sie schluckte und sah ihn flehend an. Kiran ließ sich Zeit mit der Antwort.
    „Ich könnte mir vorstellen, dass sie noch etwas warten und ihn dann sterben lassen zum Beispiel.“
    „Was?“, schrie Daniela.
    „Ich könnte mir das als Lösung vorstellen. Ob sie es tun, weiß man natürlich nicht“, sagte er. „Was ist so schlimm daran für dich? Es ist doch nur eine Serie.“
    „Das verstehst du nicht“, schluchzte Daniela. „Ich weiß, dass du ein Schauspieler bist. Ich bin nicht blöd! Aber Alex ist was Besonderes! Als Figur! Er darf nicht sterben. Auf keinen Fall!“
    Für ein paar Sekunden war Kiran von ihrer Ambivalenz so fasziniert, dass er Gefahr lief, aus der Rolle zu fallen. Dieses Mädchen hatte eine Krankheit, deren Namen er nicht mal kannte. Aber die Übergänge von Realität zur Fiktion schienen bei ihr fließend zu sein, zu verschwimmen. Wusste sie noch, in welcher der Welten sie sich bewegte? Und was bedeutete das für seine Pläne?
    „Hast du dich in Alexander verliebt? In die Figur?“, fragte Kiran vorsichtig. Sie nickte unter Tränen.
    „Aber in dich auch“, schluchzte sie. „Dich liebe ich auch. Euch beide.“
    Kiran nickte, als würde er dafür Verständnis aufbringen. Jetzt kam der schwierige Teil.
    „Willst du vielleicht meine Hand halten?“, fragte er sie und Daniela riss den Kopf hoch bei seinen Worten.
    „Was?“
    „Ich hab dich gefragt, ob du meine Hand ein wenig halten willst.“
    Ihr Gesicht verriet Erstaunen, Unglauben. Hoffnung.
    „Ja“, flüsterte sie. „Das will ich. Furchtbar gern sogar.“
    Kiran streckte ihr seine Hand entgegen und sie legte ihre hinein. Er hielt sie fest, mit sanftem Druck, und sie schaute auf diese Verbindung zwischen ihnen. Dann schob sie mit der anderen Hand das Tablett ein wenig zur Seite.
    „Ich hab mir das so gewünscht“, sagte sie. „So sehr.“ Sie hob den Kopf und blickte ihm in die Augen. „Du bist so wunderschön.“ Sie hob die Hand zu seiner Wange und strich ihm sanft über das Gesicht. Kiran schaffte es, die Haltung zu bewahren. Er hoffte, dass sie nicht versuchen würde, ihn zu küssen. Daniela strich von seinem Gesicht tiefer über den Hals, die Schulter und seinen Arm hinab. Kiran wünschte, er hätte sich etwas anziehen können, ein T-Shirt, irgendwas. Er saß mit nacktem Oberkörper vor ihr und das konnte sich ungünstig auswirken. Daniela rückte etwas näher an ihn heran.
    „Kannst du mir die Wasserflasche aufmachen? Mir tun die Handgelenke so weh“, sagte er schnell.
    Daniela nickte und griff nach der Wasserflasche.
    Das Glück durchflutete sie. Kiran wandte sich ihr zu, er nahm sie wahr, wollte sie bei sich haben. Immer noch konnte sie es kaum glauben, aber er hatte ihr selbst seine Hand angeboten. Sie schraubte den Verschluss ab und reichte ihm das Wasser. Er nahm es ihr ab, lächelte kurz und setzte die Flasche an seine Lippen. Daniela sah zu, wie er trank. Die Schluckbewegung an seinem Hals. Seine Haut, die zartbraun war und makellos und glatt. Wie gern hätte sie

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