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Follower - Die Geschichte einer Stalkerin

Follower - Die Geschichte einer Stalkerin

Titel: Follower - Die Geschichte einer Stalkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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morgens und einmal gegen Abend. Und zwar an zwei verschiedenen Tagen. Mit heißem Gesicht fragte Patricia, ob sie die Frau und das Auto beschreiben könnte. Nathalie beschrieb die junge Frau als mittelgroß, normal schlank mit schulterlangen rotbraunen Haaren. Das Auto sei ein Kleinwagen gewesen und blau. Mehr wisse sie nicht. Nathalie meinte, sie hätte von Autos keinen blassen Schimmer. Patricia dankte ihr und gab das Telefon zurück.
    Jetzt hatte sie einen Anhaltspunkt und sie war aufgeregt, weil Nathalies Beobachtung ihre These stützte. Patricia stellte sich an das Fenster und sah hinaus. Dort unten hatte sie geparkt und das Studio beobachtet. Dann war die Unbekannte vermutlich Kiran zu seiner Wohnung gefolgt. Er ging nach oben, zog sich um und kam wieder heraus. Dann folgte sie ihm bis ins Babs. Ja, das war möglich. Und dann? Der Barkeeper sagte, sie habe ihm Orangensaft ausgegeben. Nahm Kiran etwas an von einer Fremden, wenn er mit jemand anderem verabredet war? Redete und trank er mit einer Unbekannten?
    Und wenn er sie kannte?
    Wer konnte das sein? Wohl kaum jemand von der Arbeit. Ein Fan, eine Komparsin, jemand von der Autogrammstunde … Patricia bestellte sich einen Latte Macchiato und setzte sich an einen Fensterplatz. Sie beobachtete das Gelände und versuchte, sich in die vermeintliche Entführerin hineinzuversetzen. Sie begann bei dem Motiv. Wenn es nicht Geld war, dann gab es eine persönliche Motivation. Kiran hatte keinen Ärger mit anderen Leuten, von dem sie wusste. Es gab keine bösen Exfreundinnen oder ähnliches. Das hätte er ihr erzählt. Nur, dass man keine Ex-Freundin sein musste, um Eifersucht oder Wut zu empfinden. Vielleicht hatte er mal die Flirtversuche von einer Frau zurückgewiesen. Ja. Eine abgewiesene Verehrerin war möglich. Aber andere Frauen durfte sie nicht leichtfertig ausschließen. Vielleicht gab es noch jemanden, der kein normaler Fan war. Patricia nahm ihren kleinen Notizblock aus der Handtasche und einen Kuli. Dann machte sie eine Liste. Alle Frauen in Kirans Nähe waren verdächtig. Besonders die, die seit Kurzem erst mit ihm Kontakt hatten. Langjährige Mitarbeiter von BIH entschlossen sich wohl eher nicht, von heute auf morgen einen der Darsteller in dieser Weise anzugehen.
    Pia, die neue Aufnahmeleiterin, sie kam als erstes auf die Liste. Sarah, eine neue Garderobiere. In der Putzkolonne gab es fast nur Männer und ältere Damen. Dann strich sie Pia und Sarah wieder. Sie passten nicht auf die Beschreibung der Frau in der Bar und sie warteten auch nicht mit dem Auto vor dem Studiogelände. Das war Blödsinn. Sie musste sich konzentrieren, auch wenn ihr der Schlafmangel und die Sorgen zu schaffen machten.
    Dann konnte es noch eine der Komparsinnen sein. Patricia überlegte, aber das war leider alles. Alle Frauen, die Kiran mal in der Disco traf, konnte sie mit der Liste nicht erfassen. Dasselbe galt für Fans bei Autogrammstunden. Und dann fiel ihr doch noch was ein. Eine Mieterin in seinem Haus. Eine Nachbarin, die heimlich für ihn schwärmte. Das war möglich! Vielleicht befand er sich sogar noch im Haus und sie hatte ihn in ihre, statt in seine Wohnung gebracht, als die Wirkung der Droge einsetzte. Das war die wahrscheinlichste Variante. Niemand kam ihm auf Dauer so nah und doch nicht an ihn heran. Gut möglich, dass sie abends an seiner Wohnungstür klingelte, eine Flasche Wein in der Hand. Und Kiran öffnete ihr, lächelte höflich, aber in Wirklichkeit war er genervt. Er wies sie ab. Es täte ihm leid, aber er sei müde und so weiter …
    Patricia griff zum Handy und rief Attila an. Es dauerte eine Weile, bis sie seine Stimme hörte.
    „Curly! Was Neues?“ Er klang nicht mehr ganz so gelassen, wie beim letzten Mal. Patricia brachte ihn mit wenigen Worten auf den neuesten Stand. Dann erklärte sie ihm ihre Theorie.
    „Du bist doch manchmal bei Kiri und hängst dort ab. Weißt du, wer noch in dem Haus wohnt? Ist da ne Frau dabei, ne halbwegs junge?“, fragte sie.
    „Nein, ich glaub nicht. Die Wohnung, die ist nicht grad billig. Da wohnt eine Lehrerin, die schon in Rente ist und ein Typ. Ganz oben, das ist so ein verkappter Künstler und die Wohnung im Erdgeschoss, die steht leer. Schon ewig“, sagte Attila.
    „Ganz sicher?“, fragte Patricia.
    „Japp.“
    „Eine Frau mit schulterlangen, rotbraunen Haaren hat Kiran mitgenommen. Vielleicht zu sich nach Hause. Kennen wir so eine?“
    Attila schwieg. Er dachte nach. „Nä … beim besten Willen nicht. Ich

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