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Follower - Die Geschichte einer Stalkerin

Follower - Die Geschichte einer Stalkerin

Titel: Follower - Die Geschichte einer Stalkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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erwartet hatte und die dann den Barkeeper anlog.
    Patricia stand auf und schnappte sich ihre Autoschlüssel.
    Fünf Minuten später fuhr sie Richtung Babylon. Wenn diese Frau ihn mitgenommen hatte, dann stand sein Wagen in der Nähe der Bar. Sie hatte sich sowieso vorgenommen, heute nach seinem Auto zu suchen, aber sie hatte den Anruf bei der Polizei abwarten wollen, weil sich die Autofrage dann unter Umständen von selbst erledigte. Jetzt stellte sich die Situation ganz anders dar. Der Verdacht war in ihr aufgekommen und jetzt folgte sie dieser Spur. Kiran war prominent genug, dass jemand auf die Idee kam, ihn zu entführen, indem er einen attraktiven Lockvogel einsetzte. Nur, dass dies ein schrecklich dummer Jemand sein musste, denn wer ein bisschen recherchierte, fand sofort heraus, dass bei Kirans Familie nichts zu holen war. Kiran selbst war mit Sicherheit wohlhabend, aber kein Krösus. Nein, das Motiv Geld konnte man vernachlässigen, entschied Patricia. Zu unlogisch. Aber was dann?
    Sie erreichte das Babylon und fuhr daran vorbei, umrundete den Block und fuhr langsam die Seitenstraßen entlang. Und dann sah sie den grünen Fleck inmitten all der silbernen, weißen und gedeckt-blauen Karosserien. Kirans Auto! Patricia bremste und hielt einfach auf der Straße in zweiter Reihe. Sie sprang aus dem Wagen und lief zum Heck, um das Kennzeichen zu überprüfen. Ja, das war es! Sie schirmte mit der Hand ihre Augen ab und warf einen Blick hinein. Auf dem Beifahrersitz lag ein Drehbuch von „Berlin im Herzen“. Sonst konnte sie nichts Besonderes erkennen. Sie zog ihr Handy aus der Tasche und rief wieder bei der Polizei an.
     
    Langsam kehrte sein Bewusstsein zurück. Kiran wehrte sich dagegen und versuchte, wieder in Schlaf zu sinken. Jenseits der Schwärze warteten nur unangenehme Dinge auf ihn, auch wenn er vergessen hatte, was das für Dinge waren. Er wusste nur, dass er sie nicht wollte. Sein Körper baute die Wirkung des Betäubungsmittels unbarmherzig ab und entließ ihn nicht wieder in die Bewusstlosigkeit. Er fühlte sich unwohl, körperlich und seelisch.
    Er öffnete die Augen und die Erinnerung kam zurück wie ein lästiges Insekt, das ihn quälte. Es dauerte noch eine Weile, bis seine Gedanken sich sortierten und er wieder den Zusammenhang zwischen seinen letzten Erinnerungen und der jetzigen Situation herstellen konnte. Daniela war fortgefahren. Er war allein. Oder? Vielleicht saß sie auch ganz still in der Küche nebenan und wartete, dass ihr Liebster erwachte. Der Zorn kam wieder in ihm hoch. Kiran sah zum Fenster. Wenn sie nicht zu Hause war, kam jetzt seine Chance auf Flucht. Er würde die Matratzen abreißen, das Fenster einschlagen und um Hilfe rufen. Aber erst musste er sicher gehen, dass sie nicht da war.
    „Daniela?“, rief er leise und seine Stimme klang heiser. Sein Hals kratzte. Er hatte Durst. „Daniela?“
    Er wartete, aber es kam keine Antwort. Es konnte auch ein Test sein. Sie konnte hinter der Ecke lauern und abwarten, ob er fliehen wollte.
    „Daniela“, rief er und legte Angst in seine Stimme. „Bitte, hilf mir! Ich brauche Hilfe, bitte!“ Er wartete. Nichts. Kiran entschied, es zu riskieren. Er richtete sich auf und ignorierte dabei die Übelkeitswelle, die ihn überrollte. Und dann stöhnte er vor Verzweiflung und Enttäuschung. Dieses kleine Miststück! Die Kette, die von seinem Handgelenk bis zum Balken führte, nahm jetzt einen Umweg zu seinen Füßen. Dadurch verkürzte sich der Spielraum der Kette, sodass er das Fenster nicht erreichen konnte. Seine Fußgelenke hatte sie durch die Kette verbunden und mit Schlössern fixiert. So konnte er kaum laufen. Trotzdem stand er auf und schleppte sich vorwärts. Ihm war schwindelig und er musste achtgeben, nicht zu fallen. Er kam nicht mal bis in den Flur, schon gar nicht ins Bad oder ans Fenster. Wieder wurde ihm übel und er sank auf den Boden. Seine Beine trugen ihn nicht mehr. Er brauchte etwas zu essen und Wasser. Daniela riskierte hier sein Leben. Sie brauchte nur einen Unfall zu haben auf der Autobahn und niemand würde ihn finden. Er würde noch zwei bis drei Tage an dieser Kette hängen und dann verdursten.
    „Hilfe!“, rief er und hörte, wie schwach seine Stimme klang. Das hörte man nicht durch die Matratzen.
    Er rief lauter, aber das strengte ihn unglaublich an. Er war entkräftet und noch halb betäubt, aber er musste die Zeit nutzen, bis Daniela nach Hause kam. Kiran kroch vorwärts und zog seine gefesselten Beine

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