Follower - Die Geschichte einer Stalkerin
ihn noch mal berührt, aber das konnte auch zuviel sein. Der Duft, der von ihm ausging, war betörend. Eine Mischung aus Duschgel und ihm selbst. Das zarte, sehnsüchtige Gefühl in ihr verstärkte sich. Kiran war so ein aufregender Mann. Plötzlich kamen Bilder in ihr hoch, Möglichkeiten, Träume. Sie hatte keine Erfahrungen mit Männern gesammelt. Ihre Mutter hatte ihr jeden Freund verboten, als sie noch zur Schule ging und jetzt … jetzt saß sie einem so wundervollen Jungen gegenüber. Und sie wollte mehr von ihm. Alles, was möglich war.
Sie streckte die Hand nach ihm aus und berührte seine Brust. Kiran stellte die Flasche beiseite. Ihre Finger glitten über seine Haut und sie bemerkte, dass Kiran die Augen schloss. Es schien ihm zu gefallen. Sie beugte sich vor und küsste seinen Hals. Dann spürte sie seine Hände auf ihren Schultern. Er schob sie sanft von sich.
„Du … mir geht es nicht so gut. Ich muss mich wieder hinlegen“, sagte er und Daniela fühlte Enttäuschung.
„Ja, okay“, sagte sie. „Was hast du denn?“
„Ich glaube, ich vertrage dieses Zeug nicht, das du mir gibst. Ich fühle mich dann so schlecht. Richtig krank. Es wäre schön, wenn du das nicht mehr tun würdest.“
Er rückte von ihr ab und legte sich auf das Bett. Sie blieb noch ein paar Sekunden sitzen, unschlüssig, was sie tun sollte.
„Ich bringe mal das Tablett in die Küche“, sagte sie. Sie nahm die Obstplatte und trug sie aus dem Zimmer.
Die Aufregung in ihr hielt immer noch an und es war bedauerlich, dass es Kiran jetzt wieder schlecht ging. Wer wusste schon, was sonst noch passiert wäre! Sie stellte das Tablett auf den Küchentisch und überlegte. Sollte sie wieder zurück gehen oder ihn jetzt in Ruhe lassen? Die Versuchung war groß. Wie weit würde er gehen, wenn sie jetzt dran blieb? Ob er sie irgendwann auf den Mund küssen würde? Wie oft hatte sie sich seine Küsse in ihren Tagträumen vorgestellt! Seine Lippen auf ihren. Seine Haut hatte sich so gut angefühlt, als sie ihn gestreichelt hatte. Die Muskeln an seinen Armen. Es war schöner, als ein Traum sein konnte und Kiran hatte ihre Berührung genossen. Sie war fast am Ziel.
Die Geräusche aus der Küche drangen leise an sein Ohr. Kiran hoffte, dass Daniela ihm noch eine Weile vom Leib blieb. Er hatte sich kaum noch kontrollieren können. Am liebsten hätte er sie von sich geschleudert, dass sie quer durch den Raum flog. Er konnte das Gefühl, das ihn quälte, nicht näher definieren. Die Finger dieses schrecklichen Mädchens auf seiner Haut … ihre Lippen an seinem Hals. In dem Moment hatte er sie mit einer Ausrede von sich geschoben. Das Schlimme war, dass sie wiederkommen würde.
Dabei war es technisch nichts anderes, als eine Frau in einem Film zu küssen. Und es war doch anders. Er hatte schon Liebesszenen gespielt, bei BIH und auch in einem Spielfilm. Aber das hier war so viel schwerer.
Aber es ist der Preis für die Freiheit, dachte er.
Er wollte überleben und frei sein. Kiran entschied, dass er den Preis zahlen würde.
Sie kam wieder zurück. Kiran stellte sich schwach und halb schlafend, um nicht mit ihr reden zu müssen. Daniela setzte sich neben ihn und begann wieder, seine Brust, seine Arme und sein Gesicht zu streicheln. Er wünschte sich, wenigstens die Fäuste ballen zu dürfen, aber das ging nicht. Er musste entspannt daliegen und so tun, als ob er ihre Liebkosungen genoss. Aber das, was ihn erreichte, war ihr kindischer Egoismus, der seiner Selbstbeherrschung alles abverlangte.
12
Patricia saß in ihrem Auto, das auf dem Parkplatz eines Supermarktes stand. An einem Imbiss hatte sie sich ein kleines Mittagessen und einen Kaffee gekauft und jetzt saß sie da, beobachtete die Leute und dachte nach. Die Polizei war tatsächlich bei Kirans Wagen erschienen und langsam bekam sie das Gefühl, dass die Gesetzeshüter die Sache ein wenig ernster nahmen. Patricia hatte die Produktionsleitung von Berlin im Herzen informiert und sich besorgte Kommentare angehört. Die Polizei wollte außerdem noch den Barkeeper befragen, aber der hatte heute frei und Patricia überließ den Beamten das Feld.
Sie wollte noch einmal alles durchgehen. Ganz in Ruhe. Eine Zusammenarbeit mit der Polizei kam nicht in Frage. Die hörten ihr bestenfalls kurz zu. Aber Patricia wollte jetzt dranbleiben. Sie hatte das Gefühl, dass sie noch etwas finden konnte, wenn sie logisch überlegte. Diese Frau in Kirans Begleitung war der Schlüssel. Wenn sie
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