Fool on the Hill
nördlichsten Ende des Ackers. Ein paar Augenblicke blieb er aber noch vor dem Stein stehen und betrachtete seine rauhe, grob behauene Oberfläche, bis er endlich begriff.
»Du Hurensohn«, flüsterte er ehrfürchtig. »Den hast du selbst für sie gemacht.«
VII
»Der Ort soll gefährlich sein, weißt du«, sagte Puck, während er versuchte, mit Zephyr, die sich durch die Grabsteine schlängelte, Schritt zu halten. Sie waren weiter oben, in der Nähe des Eingangs zum Knochenacker gelandet und hatten sich zu Fuß an Georges weitere Verfolgung gemacht. Puck wußte nicht mehr so recht, warum sie das eigentlich getan hatten, doch schien es ihm bei näherer Betrachtung kein sonderlich intelligenter Einfall gewesen zu sein. »Hier gibt’s Ratten.«
»Du wirst doch wohl keine Angst vor Ratten haben, oder?« fragte ihn Zephyr.
»Nein, natürlich nicht. Jedenfalls nicht, solang’s nur ein paar sind. Ich kann auf mich aufpassen.«
Zephyr lachte zum erstenmal, seitdem sie ihm an diesem Tag begegnet war. »Solltest du damit andeuten wollen, daß ich das nicht kann«, sagte sie, »dann ruf dir doch bitte ins Gedächtnis zurück, wer dir das Fechten beigebracht hat.«
»Beigebracht hat’s mir dein Großvater. Du warst bloß mein Sparringpartner.«
»Ja, aber du hast mich im Training nie geschlagen, oder? Nicht einmal... ach, komm schon, Puck! Wenn du schon unbedingt hinter mir hertrotten mußt, dann versuch wenigstens, einen Zahn zuzulegen.«
Puck knurrte und versuchte es, aber Zephyr war auch ohne ihren Gleiter außergewöhnlich schnell. Und er hatte mehr zu schleppen als sie - außer seinem Schwert trug er auch eine Armbrust, mit der er Nadeln abschießen konnte und die mit jedem Schritt schwerer zu werden schien.
»Hör mal, Zeph«, keuchte Puck und stolperte fast über einen Grashalm. »Ich wollte dich schon die ganze Zeit fragen...«
»Die Antwort ist nein, worum geht’s?«
»Also, Spinnweb und ich und noch einige andere planen, in ein paar Wochen wieder eine Versuchstier-Befreiungsaktion durchzuziehen, und ich dachte, daß du vielleicht -«
»Nein danke«, schnitt Zephyr ihm das Wort ab. »Das ist doch eh nur ein großer Jux, und das weißt du auch. Warum fragst du nicht Saffron Dey? Ich bin sicher, daß sie liebend gern mitkommen würde.« »Schau, Zeph, Saffron... Saffron ist ein verdammt hübsches Mädchen und so, und ich geb ja zu, daß ich eine Zeitlang was an ihr gefunden hab, aber bei Licht betrachtet, kann sie dir doch nicht das Wasser reichen!«
»Ach wirklich?« Völlig desinteressiert.
»Hundertprozentig! Schau, es tut mir wirklich leid, wenn es dich verletzt hat, aber ich kann einfach nicht glauben, daß du immer noch sauer bist...«
»Sauer!?« Sie warf ihm einen Blick über die Schulter zu, bei dem selbst Zuckermus sauer geworden wäre. »Sauer! Himmel, du hast es mit ihr in einem Schaukasten getrieben! Was erwartest du denn, wie ich mich fühlen soll?«
»Na, dann war’s eben in einem Schaukasten. Na und? Es konnte uns ja niemand sehen! Außer Spinnweb natürlich, und der hat mir zwei Fingerhüte Tequila dafür gegeben, daß er zusch -«
Puck verstummte abrupt und fragte sich nicht zum erstenmal in seinem Leben, womit er eine Zunge verdient hatte, die soviel schneller arbeitete als sein Hirn. Zephyr sagte kein weiteres Wort, beschleunigte lediglich ihren Schritt noch mehr, bis Puck beinahe hyperventilierte.
Ein Stück vor ihnen führte ein zementierter Gehweg über einen schmalen Graben, in dem ein Bächlein floß. George überquerte ihn gerade, von etwas angezogen, das sich auf der anderen Seite befand. Zephyr setzte ihm mit unverminderter Energie nach, während Puck verbissen hinterherstapfte.
Sie spürten es beide im selben Augenblick.
Es war etwas Ungreifbares, eine kalte Ausstrahlung, die ihnen über den Graben entgegenschlug, als sei irgendwo auf der anderen Seite eine kleine schwarze Sonne aufgegangen. Die zwei Kobolde blieben wie angewurzelt stehen. Plötzliches Grauen rollte wie Donner über sie hinweg.
»Was ist das?« flüsterte Zephyr, als fürchtete sie, daß jemand sie hören könnte.
»Ich weiß nicht.« Puck hatte seine Armbrust abgesetzt und fröstelte. »Es ist böse... da drüben ist etwas sehr Böses.«
George hatte den Graben überquert und spazierte unbekümmert weiter.
»Wie hält er es nur da drüben aus?« rief Zephyr ungläubig. Auch sie hatte angefangen zu frösteln. »Spürt er denn nicht, wie böse es ist?«
»Vielleicht nicht. Und wenn er es
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