Fool on the Hill
WG. DER ANDEREN SACHE: ICH VERSTEHE NICHT, WAS SIE MIT »SCHABEN IN DER KüCHE« MEINEN. KAMMERJäGER ERST JANUAR D. J. DAGEWESEN.
IHR HAUSWIRT, DENMAN HALFAST IV.
George lächelte wehmütig und schüttelte den Kopf. Denman Halfast... er erinnerte sich, wie er dem Mann einmal ein Exemplar eines seiner Bücher geschenkt hatte. Eine Woche später war es mit dem ebenso unpersönlichen Vermerk zurückgekommen: »MIETER, ZU PHANTASTISCH UND ZU LäSTERLICH. IHR HAUSWIRT. ..«
Vielleicht wäre es wirklich an der Zeit gewesen, das Mieterdasein aufzugeben und sich einfach ein Haus in Ithaca zu kaufen; Geld genug hatte er ja. Aber er war sich nicht sicher, ob ihm der Gedanke, hier (und sei es auch nur versuchsweise) Wurzeln zu schlagen, überhaupt behagte. Er war noch jung genug, um sich als Wanderer zu begreifen, und, wie Onkel Erasmus einmal gesagt hatte, Wanderer kaufen nicht. Sie mieten sich was oder übernachten einfach irgendwo. Dazu kam, daß dies das Haus war, in dem er - damals mit drei Freunden - gewohnt hatte, als sein erstes Buch ›Der Ritter der weißen Rosen‹ erschienen war. Auf dieser Veranda hier hatte er jeden Sonntag die ›Times Book Review‹ gelesen und mitverfolgt, wie sein Roman jede Woche eine Position höher auf der Bestsellerliste geklettert war, bis er schließlich mit Platz drei seinen Höchststand erreicht hatte, nur noch von Jackie Collins und dem neuesten Stephen King übertroffen.
Er holte sich eine Cola aus dem Kühlschrank und ging wieder auf die Veranda, um sich das Gewitter anzusehen. Der Regen roch frisch und sauber und verheißungsvoll: Er schien ein aufregendes neues Jahr zu versprechen. Und wenngleich weder George noch sonst jemand (außer einem gewissen Mr. Sunshine) das jetzt schon wissen konnte, sollte dies das aufregendste Jahr werden, das Ithaca jemals erlebt hatte.
Indes saß George ahnungslos auf seiner Veranda, trank seine Cola und spann Tagträume aus dem Regen. Er fragte sich, was für ein Buch er wohl dieses Jahr schreiben würde; und er fragte sich - nicht allzu verzweifelt -, ob die Liebe endlich zu ihm finden und ihm wenigstens für eine gewisse Zeit Frieden schenken würde. Doch während er darüber nachdachte, lächelte er unentwegt, weil er im Grunde glücklich war, einfach nur am Leben zu sein und dem Gewitter zuzusehen - und das war das Besondere an ihm.
Anderswo, nah und fern, hatte inzwischen der allgemeine Aufbruch nach Ithaca eingesetzt. Neue Studenten, alte Studenten, Dozenten im Urlaub - für sie alle würde es bald Zeit sein, zu kommen und Cornell aus dem Dornröschenschlaf zu wecken, es auf ein weiteres Jahr mit Leben zu erfüllen.
Doch nicht alle, die sich in diesen letzten Augusttagen auf den Weg zum Hügel machten, suchten dort Belehrung; und nicht alle waren Menschen.
Luther auf dem Weg zum Himmel
I
Blackjack kauerte vollkommen reglos in einer dunklen Ecke eines verlassenen Kellers. Sein Atem ging leicht und beherrscht; seine Schnurrhaare zitterten nicht, seine Krallen kratzten nicht am Boden, sein Schwanz zuckte nicht. Genaugenommen hatte er überhaupt keinen Schwanz.
Die Ratte war etwa zehn Meter links von ihm. Ihre Bewegungen waren immer noch vorsichtig, aber allmählich begann sie zu glauben, die Luft sei rein. Blackjack mußte mit aller Kraft gegen sein Jagdfieber ankämpfen. Er wartete schon seit fast einer Stunde, ohne sich zu rühren, und er wollte nicht alles mit einem zufälligen Geräusch oder Gedanken vermasseln. Ruhig Blut war die Parole. Und traute sich die Ratte erst von der Wand weg und in die Mitte des Raums, wo es wahrscheinlicher war, daß sie die Übersicht verlor, würde er zuschlagen.
Nach ungefähr einer Minute war es tatsächlich soweit. Die Ratte witterte Nahrung, ein Stückchen ranziger Käse duftete ihr aus einem Haufen anderen Unrats entgegen, den ein durchziehender Penner hinterlassen hatte. Es lag auch Katzengeruch in der Luft, und ein vorsichtigerer Nager hätte ihn vielleicht bemerkt, aber der Käse war allzu verlockend, und bis die Ratte die drohende Gefahr erkannt haben würde, wäre es schon zu spät.
Ein Stück vom Fußboden war von Sonnenlicht überflutet. Ein Brand hatte das Gebäude oben fast völlig zerstört, und die Sonnenstrahlen sickerten durch einen Riß in der Kellerdecke herein. Die Ratte hielt am Rand dieses Lichtsees inne, schnüffelte und bereitete sich auf die endgültige Entscheidung vor. Der Käse befand sich am jenseitigen Ufer.
Warte, ermahnte sich Blackjack, wobei er darauf
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