Fool on the Hill
achtete, daß der Gedanke nicht nach draußen entschlüpfte. Warte, bis sie in der Sonne und geblendet ist. Dann schleich dich so nah wie möglich heran und...
»Blackjack?«
Das Wort kam aus der Richtung der teilweise eingestürzten Kellertreppe. Die Ratte erstarrte, ließ sich die Sache eine knappe Sekunde lang durch den Kopf gehen und schoß dann davon.
»Scheiße.« Blackjack machte einen Satz nach vorn, obwohl er wußte, daß es schon zu spät war. Die Ratte warf einen flüchtigen Blick auf den kohlschwarzen Manxkater, der ihr mit weiten Sprüngen nachsetzte, legte noch einen Zahn zu und brachte sich bequem in Sicherheit. Blackjack kam schlitternd vor dem Rattenloch zum Stehen und scharrte vergeblich daran herum.
»Blackjack?«
Der Kater drehte sich wutschäumend um. Eine Hündin - ein Mischling - stand am Fuß der Treppe und sah ihn an.
»Ich hoffe, du hast ne gute Ausrede, Riva«, fuhr Blackjack sie an. Hätte er gesprochen, wäre es ein Brüllen gewesen. »Das war mein Mittagessen.«
»Malcolm will dich sprechen«, sagte sie.
Seine Augen weiteten sich ein bißchen, aber seine Wut über die verlorene Ratte blieb unvermindert.
»Ach nee, Malcolm will mich sprechen? Schön für ihn. Richt ihm aus, ich schau vorbei, sobald sich’s irgendwie ergibt. Nächste Woche vielleicht.«
»Malcolm will dich jetzt sprechen«, beharrte Riva.
Blackjack zog eine weitere patzige Antwort in Erwägung, überlegte es sich aber dann anders. Zwar hatten Katzen - Straßenkatzen jedenfalls - keine Angst vor Hunden, aber Malcolm war der übelste Macho des Viertels. Es wäre unklug gewesen, ihn oder seine Abgesandte zu vergrätzen. Außerdem hätte er Blackjack nie ohne einen wirklich wichtigen Grund holen .lassen.
»Gleich«, gab Blackjack nach. »Ich komm gleich. Geh schon mal vor und sag Malcolm -«
»Du hast mir nix zu sagn, Macker!« giftete Riva, die für Katzen wenig übrig hatte. »Malcolm sagt, du kommst mit mir mit, also kommst du. Jetzt.«
»Worum geht’s? Was hat er denn mit mir zu bereden?«
»Frag ihn doch selbst, Mann! Was weiß denn ich?«
Blackjack sah sie scharf an, und sie schlug sofort die Augen nieder. »Geht um Luther«, sagte sie. »Mit Luther ist irgendwas schiefgelaufen.« Der Kater nickte oder vollführte die katzenmäßige Entsprechung eines Nickens. Die Nachricht überraschte ihn nicht; in letzter Zeit war bei Luther allerhand schiefgelaufen. »In Ordnung«, willigte er ein. »Ich komm mit... aber Malcolm schuldet mir eine Ratte.«
II
Ein Wort über Tiere und Telepathie.
Viele Geschichtenerzähler, von Äsop bis Richard Adams, haben uns Geschichten aufgetischt, in denen sich Tiere miteinander unterhalten. Im wirklichen Leben findet man allerdings nur schwache Indizien für solche animalischen Plaudereien; wenn auch manche Tierarten über eine erstaunliche Vielfalt an Lautäußerungen verfügen und diese ihnen eine gewisse rudimentäre Kommunikation ermöglichen, ist die Vorstellung von, sagen wir, zwei Hunden, die sich über den Sinn des Lebens ankläffen, doch reichlich lachhaft. Und da man auch noch nie davon gehört hat, daß etwa Pferde sich über ihre sexuellen Probleme auseinandersetzen, ist es nicht weiter verwunderlich, wenn die meisten Leute meinen, Tiere seien zwar liebenswert, aber doch deutlich beschränkter als der Mensch.
Tatsache ist, daß jedes Lebewesen - einschließlich des Homo sapiens - mit der latenten Fähigkeit zur Telepathie auf die Welt kommt. Bei den meisten Menschen kommt dieses Talent allerdings nie zur Entfaltung, und zwar einfach deswegen, weil seine Hauptfunktion von der Sprache übernommen wird. Bei Tierarten aber, die in engster Gemeinschaft mit dem Menschen leben - insbesondere bei Katzen und Hunden -, hat sich die Telepathie im Laufe der Zeit zu einem höchst leistungsfähigen und wertvollen Instrument entwickelt.
Wiewohl Katzen und Hunde ohne jede Schwierigkeit miteinander »denken« können, unterscheiden sie sich bezüglich ihrer Auffassungsgabe doch in mancherlei wichtiger Hinsicht. Ein solcher Unterschied besteht etwa darin, daß Katzen aus einem nicht weiter bekannten Grund imstande sind, die menschliche Sprache zu verstehen, Hunde hingegen nicht. Einige Katzen lernen auch lesen - eine weitere Unmöglichkeit für Hunde -, wenngleich die Beschaffung und Handhabung von Büchern sie verständlicherweise vor einige Probleme stellt.
Dieser Umstand führte zu einer extremen Polarisierung. Der Hund - fähig zwar, sich in das Seelenleben des
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