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Fool on the Hill

Fool on the Hill

Titel: Fool on the Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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euch in Angst und Schrecken versetzen«, meinte Lucius.
    Er hatte noch nicht ausgeredet, als Löwenherz erschrocken nach Luft schnappte. Direkt vor ihren Füßen fiel der Boden plötzlich ab, und eine Schlucht schien sich aufzutun; lediglich eine schmale, steinerne Brücke ohne Geländer führte darüber.
    »Nich drin«, protestierte der Top, der die Grenze seiner Glaubensbereitschaft erreicht hatte. So weit das Licht der Öllampe in die Tiefen des Abgrunds reichte, war kein Boden zu erkennen, doch er wußte, daß es unmöglich war: man konnte unmöglich da unten eine echte Schlucht gegraben haben. »Wie weit geht’s da wirklich runter - zwei Meter?« Seine Frage blieb unbeantwortet. »Paßt auf, daß ihr nicht hinunterfallt«, war alles, was Shen Han sagte, als er sie im Gänsemarsch über die Brücke führte. Einen winzigen Augenblick lang war Z. Z. Top versucht, es darauf ankommen zu lassen und über den Rand zu springen. Es konnte ja nicht wirklich gefährlich sein... doch dann hörte er unter sich ein Geräusch wie von heulenden Winden, und der Mut verließ ihn.
    Die Brücke mündete in einen kurzen Gang, der an einer steinernen Tür endete; Shen Han stieß die zwei schweren Flügel mit Noldorins Hilfe auf. Die Bohemier überschritten die Schwelle und sahen, daß sie aus einem bewaldeten Hügel auf eine Lichtung getreten waren.
    Es wehte ein leichter Wind, und hoch über ihren Köpfen wölbte sich ein besternter Nachthimmel.
     
    IV
     
    »Eine Kuppel«, sagte Löwenherz, der diese Illusion, so makellos sie in ihrer Wirklichkeitstreue auch war, sofort durchschaute. »Wie das Hayden-Planetarium, nur unterirdisch und größer.« Er wandte sich zu Shen Han. »Wie weit kann ich in dieser Richtung laufen, bevor der Himmel die Erde berührt?«
    »Du könntest es ausprobieren«, erwiderte Shen Han. »Aber wozu? Das hier ist ein Paradies, wenn du es nur zuläßt. Wir haben die absolute Kontrolle über die klimatischen Verhältnisse: Wir können es kälter oder wärmer machen, mehr oder weniger Wind erzeugen, wir können Nebel brauen, eine Lightshow von Meteorschauern hervorzaubern - ja wir können es sogar regnen lassen, wenn uns mal der Sinn danach stehen sollte.«
    »Könnt ihr einen Sonnenaufgang machen?«
    »Sternenlicht ist friedlicher.«
    »Wie wahr, wie wahr«, warf der Top ein. »Und ein Taghimmel würd nich halb so echt aussehn, nich? Wo sind denn die Projektoren versteckt?«
    »Wollt ihr wirklich soviel Zeit mit nutzlosen Fragen vergeuden?«
    Löwenherz legte eine Hand auf Z. Z. Tops Schulter. »Nein«, antwortete er für beide. »Du hast recht, ein bißchen Geheimnis wird uns guttun.«
    Shen Han nickte respektvoll und löschte gleichzeitig die Lampe. Hier kam man ohne Licht aus; trotz des nächtlichen Himmels war es in Lothlorien - dank unbekannter und am besten nicht weiter hinterfragter Lichtquellen - hell genug, um die nähere Umgebung deutlich erkennen zu können. Im Wald wuchsen echte Bäume, schöne Bäume mit blaßgrauer Rinde und goldenen Blüten zwischen dunklem Laub; wie sie in diesem seltsamen Zwielicht gedeihen konnten, war ein weiteres Geheimnis.
    Die Bohemier wurden kurz herumgeführt. Wie Löwenherz vermutete, war die Kürze ihres Rundgangs wenigstens zum Teil auf die Tatsache zurückzuführen, daß dieses unterirdische Paradies - auch wenn Shen Han sich diesbezüglich auf keine Diskussion einlassen wollte - doch ziemlich begrenzt war; es bot genug Platz, um sich zu entspannen, längere Wanderungen waren jedoch nicht möglich. Die drei Präsidenten führten sie zu ihrer jeweiligen Lieblings-Sehenswürdigkeit: einem Brunnen aus Naturstein, dem ein winziges Bächlein entsprang; einem Riesenpilz, der eher zu Lewis Carroll als zu Tolkien gepaßt hätte; und zu einem magischen Kreis von hellfarbigen Steinen. Die ganze Zeit über lag etwas wie ein ununterbrochener Fast-Gesang in der Luft, als summte irgendwo im Hintergrund ein Chor von unsichtbaren Wesen ein Lied.
    Schließlich gelangte die Gruppe auf eine von einer hohen Hecke umgebene Lichtung. Das Bächlein aus dem Felsenbrunnen durchfloß sie, und an seinem Ufer stand auf einem niedrigen Sockel ein wassergefülltes silbernes Becken. Sockel und Becken standen im Mittelpunkt der Lichtung und waren zweifellos als Hauptattraktion gedacht, doch etwas anderes stahl ihnen weitgehend die Schau: eine hohe Gestalt, die jenseits des Baches an der Hecke lehnte.
    »Was zum Teufel is das?« platzte der Top heraus.
    »Das«, erwiderte Shen Han, und es klang

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