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Fool: Roman (German Edition)

Fool: Roman (German Edition)

Titel: Fool: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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vergessen, dass man ihn wie Dreck behandelt und in einen Käfig voller Narren geworfen hatte. Er stellte sich dem neuerlichen Affront.
    »Ihr. Lear. Ihr erinnert Euch? Eine steinerne Brücke in Yorkshire, vor etwa siebenundzwanzig Jahren? Ihr rieft ein Bauernmädchen vom Flussufer herauf, ein hübsches kleines Ding, und hieltet es fest, während Ihr Eurem Bruder befahlt, es zu schänden. Könnt Ihr Euch erinnern, Lear, oder habt Ihr so viel Böses angerichtet, dass in Eurer Erinnerung alles zu dicken, schwarzen Schwaden verschwimmt?«
    Da wurden seine Augen groß, und ich sah, dass er sich erinnerte.
    »Canus …«
    »Aye, damals hat mich Euer syphilitischer Bruder gezeugt, Lear. Und als niemand meiner Mutter glauben wollte, dass ihr Sohn der Bastard eines Prinzen war, hat sie sich im selben Fluss ertränkt, in den Ihr sie an jenem Tag geworfen hattet. All die Jahre habe ich Euch Oheim genannt … Wer hätte gedacht, dass es wahr wäre?«
    »Das ist nicht wahr!«, sagte er mit bebender Stimme.
    »Wohl ist es wahr! Das wisst Ihr genau, Ihr klapperige Knochenkiepe 37 . Nichts als niedere Bosheit und gemeine Gier halten Euch noch zusammen, ihr verdorrte Ausgeburt eines Drachen!«
    Die vier Wachen hatten sich am Gitter versammelt und spähten herein, als wären sie die Eingesperrten.
    »Donnerschlag«, sagte eine der Wachen.
    »Dreister kleiner Knirps«, sagte eine andere.
    »Dann also kein Lied?«, fragte Drool.
    Mit zitterndem Finger zeigte Lear auf mich, so wütend, dass ich sehen konnte, wie das Blut durch die Ader an seiner Stirn pumpte. »So redest du nicht mit mir! Du bist weniger als nichts. Ich habe dich aus der Gosse geholt, und wenn ich es sage, rinnt dein Blut noch vor Sonnenuntergang durch diese selbe Gosse.«
    »Tatsächlich, Oheim? Mein Blut mag rinnen, doch nicht auf Euer Wort hin. Auf Euer Wort hin mag Euer Bruder umgekommen sein. Auf Euer Wort hin mag Euer Vater umgekommen sein. Auf Euer Wort hin mögen Eure Königinnen umgekommen sein. Nur nicht dieser prinzliche Bastard, Lear. Euer Wort ist für mich nicht mehr als eine laue Brise.«
    »Meine Töchter werden …«
    »Eure Töchter sind oben und streiten um den Kadaver Eures Königreichs. Sie selbst haben Euch hier eingesperrt, Gevatter!«
    »Nein, sie …«
    »Ihr habt diese Zelle versiegeln lassen, als Ihr die Mutter der Mädchen gemeuchelt habt. Sie haben es mir beide erzählt.«
    »Du hast sie gesprochen?« Er wirkte seltsam hoffnungsvoll, als hätte ich womöglich vergessen, ihm gute Nachricht von seinen verräterischen Kindern zu überbringen.
    »Gesprochen? Ich habe sie gevögelt.« Im Grunde albern, dass es – nach seinen finsteren Taten, den Kränkungen, der Grausamkeit – von Bedeutung sein sollte, dass ein Narr seine Töchter vögelte, doch war es sehr wohl von Bedeutung, und es bot mir eine Möglichkeit, ein wenig von dem Zorn, den ich für ihn empfand, auf ihn loszulassen.
    »Hast du nicht!«, sagte Lear.
    »Hast du?«, fragten die Wachen.
    Da stand ich nun, stolzierte vor meinem Publikum ein wenig auf und ab, und außerdem war ich jetzt in einer besseren Position, um Lear meine Stiefelspitze in die Seele zu bohren. Ich sah nur noch, wie die Fluten über meiner Mutter zusammenschlugen, ich hörte nur noch ihre Schreie, als Lear sie festhielt. »Beide habe ich sie gevögelt, wiederholt und mit Vergnügen. Bis sie quiekten und bettelten und jammerten. Ich habe sie auf den Zinnen mit Blick über die Themse gevögelt, in den Türmen, unter dem Tisch in der Großen Halle, und einmal habe ich Regan auf einem Tablett voll Schweinefleisch vor den Augen von Muslimen gevögelt. Ich habe Goneril in Eurem Bett gevögelt, in der Kapelle und auf Eurem Thron, was übrigens ihre Idee war. Ich habe sie gevögelt, während Diener zusahen, und zwar – falls Ihr Euch das fragen solltet -, weil sie darum gebeten hatten, und aus reiner Bosheit wie jede Prinzessin gevögelt werden sollte. Und sie … sie haben es getan, weil sie Euch hassen.«
    Lear hatte gejammert, während ich zeterte. Nun knurrte er: »Tun sie nicht. Sie lieben mich. Das haben sie gesagt.«
    »Ihr habt ihre Mutter ermordet, geisteskranker Tattergreis! Sie haben Euch in eine Zelle in Eurem eigenen Verlies geworfen. Was braucht Ihr noch – eine schriftliche Erklärung? Ich habe versucht, den Hass aus ihnen herauszuvögeln, Oheim, doch manche Heilung übersteigt selbst eines Narren Gabe.«
    »Ich wollte einen Sohn. Ihre Mutter wollte mir keinen schenken.«
    »Na, wenn sie das gewusst

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