Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fool: Roman (German Edition)

Fool: Roman (German Edition)

Titel: Fool: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
Vom Netzwerk:
die Burg verlassen hatte, um Albany zu heiraten, doch als ich nun eintrat, spürte ich sowohl eine unleugbare Erregung, als auch eine gewisse Furcht.Vermutlich brodelten verschiedenste Erinnerungen unter dem Deckel im Topf meiner Wahrnehmung. Sie trug Kobaltblau mit Goldbesatz, gewagt geschnitten. Sie wusste wohl, dass Edmund wieder da war.
    »Bärchen!«
    »Pocket? Was machst du denn hier?« Sie winkte die anderen Diener hinaus, und auch die junge Dame, die ihr Haar geflochten hatte. »Und was machst du in diesem absurden Aufzug?«
    »Ich weiß«, sagte ich. »Tuntiges Beinkleid. Ohne meinen Hosenbeutel fühle ich mich wehrlos.«
    »Ich finde, es macht dich größer«, sagte sie.
    Ein Dilemma. Größer im Beinkleid oder atemberaubend männlich im Hosenbeutel? Beides sind nur Illusionen, und jede birgt gewisse Vorteile. »Was glaubt Ihr, was einen besseren Eindruck beim zarten Geschlecht macht, Liebes? Lang oder dick?«
    »Ist dein Lehrling nicht beides?«
    »Aber er … äh …«
    »Ja.« Sie biss in eine japanische Pflaume.
    »Verstehe«, sagte ich. »Und was ist mit Edmund? Dem schwarzen Ritter?« Was mit Edmund war? Sie war verzaubert – das war.
    »Edmund.« Sie seufzte. »Ich glaube, Edmund liebt mich nicht.«
    Und ich setzte mich vor Gonerils Mittagessensresten hin und spielte mit dem Gedanken, meine Stirn in der Suppenterrine zu kühlen. Liebe? Blöde, beschissene, scheißige, scheißbeschissen scheißige Scheißliebe? Belanglose, überflüssige, beschissene, verfluchte, blöde, scheißige Scheißliebe? Wozu? Was soll der ganze Quatsch? Liebe?
    »Liebe?«, sagte ich.
    »Niemand hat mich je geliebt«, sagte Goneril.
    »Was ist mit Eurer Mutter? Eure Mutter doch sicher?«
    »Ich kann mich nicht an sie erinnern. Lear ließ sie hinrichten, als wir noch klein waren.«
    »Das wusste ich nicht.«
    »Man durfte nicht darüber sprechen.«
    »Dann Jesus? Trost in Christus?«
    »Was für einen Trost denn? Ich bin Herzogin, Pocket, Prinzessin, vielleicht bald Königin. Mit Jesus kann man nicht regieren. Bist du blöd? Man müsste ihn bitten, kurz mal eben rauszugehen. Dein allererster Krieg, deine erste Hinrichtung, und du bist vergebungstechnisch augenblicklich geliefert, oder? Jesusige Missbilligung und mindestens ein gestrenger Blick sind einem sicher, und man muss dauernd so tun, als würde man nichts merken.«
    »Seine Barmherzigkeit ist unerschöpflich«, sagte ich. »Steht irgendwo geschrieben.«
    »Und auch wir sollten so sein, steht da. Nur glaube ich nicht daran. Ich habe unserem Vater nie verziehen, dass er unsere Mutter ermordet hat, und ich werde es auch niemals tun. Ich habe keinen Glauben in mir, Pocket. Ich finde darin weder Trost, noch Liebe. Ich glaube einfach nicht.«
    »Ich auch nicht, Mylady. Also, scheiß auf Jesus! Bestimmt wird Edmund sich in Euch verlieben, sobald Ihr einander näherkommt und er Gelegenheit hatte, Euren Gatten zu meucheln. Liebe braucht Raum zum Wachsen – wie eine Rose.« Oder ein Tumor.
    »Er ist wohl leidenschaftlich, aber nie mehr so freudetrunken wie in jener ersten Nacht im Turm.«
    »Habt Ihr ihn mit Euren – nun – speziellen Wünschen bekannt gemacht?«
    »Damit werde ich kaum sein Herz gewinnen.«
    »Unsinn, Liebes, ein schwarzherziger Prinz wie Edmund kann es praktisch kaum erwarten, seinen Hintern von einer Schönheit wie Euch versohlt zu bekommen. Wahrscheinlich sehnt er sich geradezu danach und traut sich nur nicht zu fragen.«
    »Ich glaube, er hat ein Auge auf meine Schwester geworfen.«
    Nein, sie hat das Auge seines Vaters geworfen, beziehungsweise perforiert, dachte ich, überlegte es mir jedoch anders. »Vielleicht kann ich dir helfen, den Konflikt zu lösen, Bärchen.« Und mit diesen Worten holte ich das rote und das blaue Fläschchen aus meiner Tasche. Ich erklärte ihr, das eine sei für tiefen Schlaf, das andere zöge ewigere Ruhe nach sich. Währenddessen hielt ich den seidenen Beutel fest, in dem sich noch der letzte Wolfsfurz befand, den ich von den Hexen hatte.
    Was wäre, wenn ich ihn bei Goneril benutzte? Wenn ich sie verzauberte, dass sie ihren Gatten liebte? Sicher würde Albany ihr verzeihen. Er war ein Edelmann, obwohl er von Adel war. Dann konnte Regan diesen Schurken Edmund ganz für sich allein haben, und der Streit zwischen den Schwestern wäre geschlichtet, Edmund wäre zufrieden mit seiner neuen Rolle als Herzog von Cornwall und Graf von Gloucester, und alles wäre gut. Natürlich gab es da noch das Problem, dass Frankreich

Weitere Kostenlose Bücher