Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fool: Roman (German Edition)

Fool: Roman (German Edition)

Titel: Fool: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
Vom Netzwerk:
einmarschierte, Lear im Kerker saß und dann noch diesen weisen, wohlgestalten Narren, dessen Schicksal ungewiss war …
    »Bärchen«, sagte ich. »Wenn du vielleicht mit Regan zu einer Übereinkunft kommen könntest. Wenn man sie vielleicht einschläfern würde, bis ihre Armee ihrer Pflicht gegen Frankreich nachgekommen ist. Vielleicht wäre Gnade …«
    So weit etwa war ich gekommen, als Edmund eintrat.
    »Was soll das?«, wollte der Bastard wissen.
    »Könnt Ihr nicht anklopfen?«, sagte ich. »Bastard, elender!« Man sollte meinen, dass meine Abneigung gegen Edmund – nun, da auch ich ein halbedler Bastard war – nachgelassen hätte. Seltsamerweise jedoch nicht.
    »Wache! Werft diesen Wicht in den Kerker, bis ich Zeit habe, mich um ihn zu kümmern.«
    Vier Wachen – nicht von der alten Tower-Truppe – kamen herein und jagten mich mehrfach durchs Solar, bis mir die eingeschränkte Schrittweite meiner Dienerhosen ein Bein stellte. Der Bursche, für die sie gemacht waren, schien sogar noch kleiner zu sein als ich. Die Männer drehten mir die Arme auf den Rücken und zerrten mich hinaus. Als man mich rückwärts durch die Tür schleppte, rief ich: »Goneril!«
    Sie hob ihre Hand, und die Männer blieben stehen und hielten mich nur fest.
    »Ihr wurdet geliebt …«, sagte ich.
    »Ach, schafft ihn raus und prügelt ihn«, sagte Goneril.
    »Sie scherzt«, rief ich. »Die Lady scherzt!«

23
     
    Tief drunten im Verlies
     
    »Mein Narr!«, rief Lear, als mich die Wachen in den Kerker schleiften. »Bringt ihn her und lasst ihn los!« Der Alte sah kräftiger aus, wacher, wachsamer. Gab schon wieder Kommandos. Doch bei diesem Befehl ereilte ihn ein Hustenanfall, der einen Blutfleck auf dem weißen Bart nach sich zog. Drool hielt dem alten Mann den Wasserschlauch, half ihm beim Trinken.
    »Wir müssen erst eine Tracht Prügel loswerden«, sagte eine der Wachen. »Dann bekommt Ihr Euren Narren, hübsch gestreift und kleinkariert.«
    »Nicht wenn ihr Semmeln und Bier wollt«, sagte Bubble. Sie war eine andere Treppe heruntergekommen und trug einen Korb, der mit einem Tuch zugedeckt war und köstlich nach frisch gebackenem Brot duftete. Ein Krug Ale hing über ihrer Schulter, und unter dem freien Arm klemmte ein Kleiderbündel.
    »Oder wir prügeln den Narren und nehmen uns deine Semmeln trotzdem«, sagte der jüngere Gardist, einer von Edmunds Leuten und offenbar mit der Hackordnung im White Tower noch nicht vertraut. Vergiss Gott, den Heiligen Georg und den weißbärtigen König, wenn es sein muss, aber weh dir, du stößt die knurrige Köchin namens Bubble vor den Kopf, denn von Stund an findest du in jeder Mahlzeit Sand und Larven, bis dir das Gift den Garaus macht.
    »Darauf solltest du lieber nicht beharren, Sportsfreund«, sagte ich.
    »Der Narr trägt die Kluft eines meiner Dienstboten«, sagte Bubble. »Der Knabe steht nackt und bibbernd in meiner Küche.« Bubble warf ein Bündel schwarzer Kleider durch das Gitter in die Zelle zu Drool und Lear. »Hier ist dein Narrenrock! Zieh dich aus, Bengel, damit ich wieder an meine Arbeit gehen kann!«
    Die Wachen lachten. »Dann mal los, kleiner Mann, runter mit den Klamotten!«, sagte der Ältere. »Auf uns warten Ale und warme Semmeln.«
    Ich zog mich vor der versammelten Bande aus, wobei Lear hin und wieder protestierte, als gäbe irgendwer auch nur einen Stiefel warmer Pisse darauf, was er noch zu sagen hatte. Erst als ich splitternackt war, schlossen die Wachen auf, und ich schlich zu meinem Bündel. Ja! Meine Messer waren noch da, zwischen den Sachen. Mit Fingerfertigkeit und ein wenig Ablenkung durch Bubble, die Semmeln und Ale verteilte, konnte ich sie in meinem Wams verstecken, als ich mich ankleidete.
    Zwei weitere Wachen gesellten sich zu den beiden draußen vor unserer Zelle und teilten sich mit ihnen Brot und Bier. Bubble watschelte wieder die Treppe hinauf und zwinkerte mir zu.
    »Der König ist melancholisch, Pocket«, sagte Drool. »Wir sollten ihm ein Lied singen, um ihn aufzuheitern.«
    »Scheiß auf den König!«, sagte ich und blickte offen in Lears Falkenaugen.
    »Vorsicht, Junge …«, sagte Lear.
    »Oder was? Sonst haltet Ihr meine Mutter fest, während man sie vergewaltigt, und werft sie dann in den Fluss? Danach lasst Ihr meinen Vater töten? Ach, Moment mal! Die Drohungen sind gar nicht mehr aktuell, habe ich recht … Oheim? Ihr habt sie bereits wahrgemacht.«
    »Was redest du da, Junge?« Der alte Mann sah furchterregend aus, als hätte er

Weitere Kostenlose Bücher