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Fool: Roman (German Edition)

Fool: Roman (German Edition)

Titel: Fool: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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mich langsam und qualvoll dem Vergessen anheimgeben.«
    »Oder«, sagte ich, »ich könnte Drool einen Eimer auf den Kopf setzen und mit einem Sack Roter Beete auf ihn einprügeln, bis der Boden rot gesprenkelt ist, während Mary Euch kräftig am Hansel zupft.«
    »Nein, Narr, ein Krieg lässt sich nicht vortäuschen.«
    »Was ist mit Wales, Majestät? Wir könnten bei den Walisern einmarschieren, gerade so viel Meuchelei anstimmen, dass sich Eure Laune bessert, und dann zum Tee wieder zu Hause sein.«
    »Wales ist schon unser, Junge.«
    »Mist. Was haltet Ihr von North Kensington?«
    »Kensington ist kaum eine Meile entfernt. Es liegt praktisch in unserem eigenen Burghof.«
    »Aye, Oheim, das ist ja das Schöne daran. Die würden es nie erwarten. Wir gingen wie ein heißes Messer durch die Butter. Wir könnten die Witwen und Waisen von den Burgmauern aus klagen hören. Welch erquickendes Wiegenlied für Euch!«
    »Wohl kaum. Ich greife doch nicht zum Vergnügen Londoner Nachbarviertel an, Pocket! Für was für einen Tyrannen hältst du mich?«
    »Oh, überdurchschnittlich, Sire. Absolut überdurchschnittlich.«
    »Ich möchte nicht, dass du weiter vom Krieg sprichst, Narr. Du bist von deinem Wesen her zu weich für derart grobes Treiben.«
    Zu weich? Moi? Mich deucht, die Kriegskunst ist für Narren wie mich gemacht, und Narren sind für den Krieg gemacht. Kensington erzitterte in jener Nacht.
     
     
    Auf der Straße nach Gloucester ließ ich meinen Zorn verrauchen und mühte mich, den König – so gut es ging – zu trösten, indem ich ihm mitfühlend ein Ohr und warme Worte widmete, wenn er sie brauchte.
    »Dämlicher Wichser von einem Jammerlappen! Was habt Ihr erwartet, als Ihr die Pflege Eures halbverwesten Kadavers Eurem Aasgeier von einer Tochter überlassen habt?« (Vielleicht war ich doch noch etwas aufgebracht.)
    »Aber ich habe ihr mein halbes Königreich vermacht!«
    »Und sie hat Euch im Gegenzug die halbe Wahrheit gesagt, als sie behauptete, dass sie Euch liebt.«
    Der Greis ließ den Kopf hängen, und das weiße Haar fiel ihm ins Gesicht. Wir hockten auf Steinen am Feuer. Im nahen Wald hatte man für des Königs Bequemlichkeit ein Zelt errichtet, da es dort im hohen Norden weit und breit keine Burg gab, auf der er Zuflucht hätte finden können. Wir anderen schliefen draußen in der Kälte.
    »Warte nur, Narr, bis wir bei meiner zweiten Tochter Obdach finden!«, sagte Lear. »Regan war doch immer lieb zu mir. Sie wird sicher nicht so schäbig sein, sondern Dankbarkeit beweisen.«
    Ich brachte es nicht fertig, den Alten weiterhin zu schelten. Von Regan Güte zu erwarten, das war eine Hoffnung im Delirium. Stets lieb? Regan? Wohl kaum.
    Als ich etwa zwei Wochen auf der Burg war, hatte ich die junge Regan und Goneril in einem Solar des Königs vorgefunden, wo sie die kleine Cordelia neckten, indem sie ein Kätzchen, an dem das Herz der Kleinen hing, über ihren Kopf hin und her reichten.
    »Komm und hol dir das Kätzchen!«, sagte Regan. »Aber vorsichtig, sonst fällt es uns noch aus dem Fenster.« Regan tat, als wollte sie das verängstigte Tier hinauswerfen, und als Cordelia gelaufen kam, die Arme ausgestreckt, um nach dem Kätzchen zu greifen, fuhr Regan herum und warf es Goneril zu, die sich damit einem anderen Fenster zuwandte.
    »Pass auf, Cordy! Es wird im Burggraben ertrinken, genau wie deine Mutter, die Verräterin!«, sagte Goneril.
    »Neiiiiin!«, heulte Cordelia. Sie war ganz außer Atem vom Hin und Her von Schwester zu Schwester.
    Ich stand in der Tür, sprachlos ob der Grausamkeit. Der Haushofmeister hatte mir erklärt, Cordelias Mutter, Lears dritte Königin, sei des Hochverrats bezichtigt und vor drei Jahren verbannt worden. Niemand wusste genau, was sie eigentlich verbrochen hatte, doch es gab Gerüchte, sie habe die alte Religion ausgeübt. Andere behaupteten, sie habe Ehebruch begangen. Genau wusste der Haushofmeister nur zu sagen, dass die Königin mitten in der Nacht aus dem Turm geholt worden war, und von diesem Augenblick bis zu meiner Ankunft auf der Burg hatte Cordelia keinen einzigen Laut von sich gegeben.
    »Sie wurde als Hexe ertränkt«, sagte Regan und fing das Kätzchen aus der Luft. Doch diesmal trafen die Krallen der kleinen Katze königliche Haut. »Autsch! Scheißviech!« Regan schleuderte die Katze aus dem Fenster. Cordelia stieß einen gellenden Schrei aus.
    Ohne weiter nachzudenken hechtete ich durchs Fenster, hinter der Katze her, und bekam im Flug gerade noch

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