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Fool: Roman (German Edition)

Fool: Roman (German Edition)

Titel: Fool: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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zehn Schillinge und das Versprechen, mich zu versorgen, Mutter Basil abgekauft hatte. Er sprach Holländisch, Französisch und sehr gebrochen Englisch, sodass ich gar nicht sagen kann, wie er damals eigentlich zu einer Weihnachtsaufführung im White Tower kam, doch ich erfuhr später, dass die Theatertruppe, die ursprünglich spielen sollte, plötzlich mit Magenkrämpfen darniederlag, und ich gehe mal davon aus, dass Belette sie vergiftet hatte.
    Ich war seit Monaten bei Belette, und neben den Schlägen und den kalten Nächten, die ich unter dem Wagen schlief, verdankte ich ihm kaum mehr als mein täglich Brot, hin und wieder einen Becher Wein, die Kunst des Messerwerfens und eine Fingerfertigkeit, die sich zum Beutelschneiden eignete.
    Man führte uns in die Große Halle des Turmes, in der Edelleute feierten und sich an Speisen gütlich taten, wie ich sie noch nie gesehen hatte. König Lear saß in der Mitte des Haupttisches, flankiert von zwei hübschen Mädchen in meinem Alter, die ich später als Regan und Goneril kennenlernte. Neben Regan saßen Gloucester, seine Frau und ihr Sohn Edgar. Der unerschrockene Kent saß auf der anderen Seite neben Goneril. Unter dem Tisch, Lear zu Füßen, hatte sich ein kleines Mädchen eingerollt und beobachtete die Feier – mit großen Augen wie ein verschrecktes Tier, das sich an seine Lumpenpuppe klammerte. Ich muss zugeben, dass ich dachte, das Kind sei vielleicht taub oder gar geistig zurückgeblieben.
    Wir spielten wohl zwei Stunden, sangen während des Essens Heiligenlieder, dann gingen wir zu derberer Kost über, als der Wein floss und die Gäste ihre guten Sitten schleifen ließen. Als der Abend fortgeschritten war, lachten alle, die Gäste tanzten mit den Mimen, und selbst die Gemeinen, die auf der Burg lebten, feierten mit. Nur das kleine Mädchen blieb unter dem Tisch und gab keinen Laut von sich. Lächelte nicht, zog nicht mal freudig eine Augenbraue hoch. Ich sah ein Leuchten hinter diesen kristallblauen Augen – die Kleine war nicht dumm -, doch schien es, als blickte sie aus weiter Ferne.
    Ich kroch unter den Tisch und hockte mich neben sie. Sie nahm meine Anwesenheit kaum wahr. Ich beugte mich zu ihr und nickte zu Belette hinüber, der bei einer Säule in der Mitte der Halle stand und den jungen Mädchen, die um ihn herumtollten, lüsterne Blicke zuwarf. Ich sah, dass auch das kleine Mädchen den Schurken entdeckt hatte. Ganz leise sang ich ein kleines Lied, das mich die Eremitin gelehrt hatte, und änderte den Text ein wenig, um ihn der Situation anzupassen.
    »Belette, der war fett, der war fett, der war fett,
    Belette, der war fett, der war fett, der war fett,
    Belette war so fett, dass er machte Plumps.«
    Das kleine Mädchen wich zurück und sah mich an, als wollte es sehen, ob ich das tatsächlich gesungen hatte. Und ich sang weiter:
    »Belette, der war fett, der war fett, der war fett,
    Belette, der war fett, der war fett, der war fett,
    Belette war so fett, dass er kriegte Mumps.«
    Und das kleine Mädchen kicherte – ein gebrochenes Kleinmädchenjodeln von einem Lachen, aus dem Unschuld und Glück und Freude sprachen.
    Ich sang weiter, und ganz leise sang sie mit:
    »Belette, der war fett, der war fett, der war fett,
    Belette, der war fett …«
    Und schon waren wir nicht mehr allein unter dem Tisch. Ich sah noch ein Paar kristallblaue Augen – und dahinter den weißhaarigen König. Der Alte lächelte und drückte meinen Oberarm. Und bevor die anderen Gäste merkten, dass der König unter dem Tisch lag, setzte er sich wieder auf seinen Thron, doch er legte dem kleinen Mädchen eine Hand auf die Schulter, und auch mir. Diese Hand reichte über eine unermessliche Kluft hinweg – vom Herrscher über ein Königreich zum ärmsten Waisenjungen, der im Matsch unter einem Karren schlief. Ich dachte, so müsste sich ein Ritter fühlen, wenn das Schwert des Königs seine Schulter berührt und ihn in den Adelsstand erhebt.
    »Der war fett, der war fett, der war fett …« , sangen wir.
    Als sich das Fest dem Ende zuneigte, die edlen Gäste trunken auf den Tischen, und die Diener kreuz und quer am Boden vor dem Feuer lagen, schlich Belette zwischen den Feiernden umher und tippte seine Komödianten an, hieß sie, sich bei der Tür zu versammeln. Ich war unter dem Tisch eingeschlafen, und das kleine Mädchen lehnte an meinem Arm. Er zog mich bei den Haaren auf die Beine. »Den ganzen Abend hast du nur herumgelungert! Ich habe es genau gesehen.« Ich wusste, dass

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