Fool: Roman (German Edition)
Waschküche.
»Ob sie Edmund verraten, wo wir uns verstecken?«, fragte ich.
»Ich glaube nicht, aber du solltest trotzdem lieber dein Kostüm anziehen.«
»Waschweib, wie macht sich mein Narrenkleid?«
»Dampft auf dem Feuer, Herr. Bald trocken genug, um es drinnen zu tragen. Habe ich denn recht vernommen, dass Ihr Lord Edmund ein Messer ins Ohr gespießt habt?«
»Wie? Ein simpler Narr? Nein, dummes Ding. Ich bin harmlos. Ein Narr kann zwar mit seinen Scherzen stechen, doch nur des andern Stolz verletzen.«
»Schade«, sagte die Wäscherin. »Er hätte es verdient – und Schlimmeres – für die Art und Weise, wie er Euren tumben Freund behandelt und«, sie wandte sich ab, »auch andere.«
»Wieso hast du das Schwein nicht abgestochen, Pocket?«, fragte Kent, wobei er die Spitzfindigkeit mit Füßen trat, bis sie ohnmächtig war und er sie in einen Teppich rollen konnte.
»Schreit es doch noch lauter heraus, Dummbart!«
»Aye, als würdest du so etwas niemals tun. ›Guten Morgen, die Herren. Scheißwetter heute. Ich habe einen Krieg angezettelt. ‹«
»Edmund übrigens auch.«
»Siehst du? Jetzt posaunst du es selbst heraus.«
»Ich wollte es Euch gerade in Ruhe erzählen, als ich den Geist dabei erwischte, wie er Drool den Kopf verdrehte. Dann sprang der Blödmann aus dem Fenster, und wir mussten ihn retten. Der Geist deutete an, dass Frankreich möglicherweise des Bastards Rettung ist. Vielleicht hat er sich mit dem vermaledeiten König Jeff für eine Invasion verbündet.«
»Geister sind notorisch unzuverlässig«, sagte Kent. »Hast du schon mal in Erwägung gezogen, dass du das alles nur halluzinierst? Drool, hast du diesen Geist wirklich gesehen?«
»Aye, wir waren schon fast beim Lachen, da hab ich es mit der Angst gekriegt«, sagte Drool traurig und betrachtete sein Geläut im dampfenden Wasser. »Ich glaub, mein Piephahn ist schon tot.«
»Weib, sei so gut und schrubb dem Bengel die Pest vom Schwanz.«
»Wohl kaum«, sagte sie.
Ich hielt die Spitze meiner Narrenkappe fest, damit sie nicht bimmelte, und verneigte mich zum Zeichen meiner Ernsthaftigkeit. »Wirklich, Liebes, frag dich doch mal: Was würde Jesus tun?«
»Wenn er so tolle Titten hätte …«, fügte Drool hinzu.
»Nicht vorsagen!«
»’tschuldigung...«
»Krieg? Mord? Verrat?«, rief Kent uns in Erinnerung. »Unser Plan?«
»Aye, stimmt«, sagte ich. »Wenn Edmund seinen eigenen Krieg anzettelt, dürfte das unseren Plan für einen Bürgerkrieg zwischen Albany und Cornwall komplett zunichtemachen.«
»Das ist ja alles gut und schön, aber du hast meine Frage nicht beantwortet. Wieso hast du den Bastard nicht einfach erdolcht?«
»Er hat sich bewegt.«
»Also wolltest du ihn töten?«
»Nun, ich hatte es wohl nicht ganz durchdacht, doch als ich das Messer nach seinem Auge warf, wurde mir klar, dass jemand zu Tode kommen könnte. Und ich muss sagen: Es war ungemein befriedigend. Lear sagt, Töten sei der Sex des Alters. Ihr habt zahllose Männer erschlagen, Kent. Würdet Ihr dem zustimmen?«
»Nein, das ist ein ekelhafter Gedanke.«
»Und doch erfreut sich Lear Eurer Loyalität.«
»Da bin ich mir langsam nicht mehr so sicher«, sagte Kent und setzte sich auf eine umgedrehte Holzwanne. »Wem diene ich? Warum bin ich hier?«
»Ihr seid hier, weil Ihr bei aller Ausweitung der ethischen Mehrdeutigkeit unserer Lage dennoch in Eurer Rechtschaffenheit unerschütterlich bleibt. Euch, mein verbannter Freund, wenden wir uns zu – ein Licht inmitten finsterster Familienpolitik. Ihr seid das moralische Rückgrat, an welches wir uns klammern. Ohne Euch sind wir nur eine zappelnde Masse der Gier, die sich in ihrer eigenen, ekelhaften Galle krümmt.«
»Tatsächlich?«, fragte der alte Ritter.
»Aye«, sagte ich.
»Dann weiß ich gar nicht mehr, ob ich noch hier bei dieser Bande bleiben möchte.«
»Es ist ja nicht gerade so, als wollte Euch sonst irgendjemand haben, oder? Ich muss mit Regan sprechen, bevor meine Lochung des bastardlichen Ohres unseren Zielen schadet. Würdet Ihr Regan eine Nachricht überbringen, Kent... äh, Caius?«
»Würdest du denn deine Hosen anziehen? Oder wenigstens deinen Hosenbeutel?«
»Na gut, okay. Das gehörte ohnehin zum Plan.«
»Dann will ich der Herzogin deine Botschaft überbringen.«
»Sagt ihr … nein, fragt sie, ob für Pocket immer noch eine Kerze brennt. Dann fragt sie, ob ich sie irgendwo allein treffen kann.«
»Ich bin dann mal weg. Aber sieh zu, dass du dich nicht
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