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Fool: Roman (German Edition)

Fool: Roman (German Edition)

Titel: Fool: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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stand auf und fischte mein Wams unter dem Kleiderschrank hervor, meine Strumpfhose vom Kamin, meinen Hosenbeutel vom Kronleuchter. »Ich habe versprochen, Cordelia und ihre Puppen beim Tee über Elfen und Greife zu unterrichten.«
    »Das wirst du nicht tun«, sagte Regan.
    »Ich muss«, sagte ich.
    »Ich will aber, dass du bleibst.«
    »Und doch ist Abschied ein so süßer Schmerz …«, sagte ich. Und ich küsste das flaumige Grübchen in ihrem Kreuz.
    »Wache!«, rief Regan.
    »Verzeihung?«, entfuhr es mir.
    »Wache!« Die Tür zu ihrem Solar ging auf, und ein beunruhigter Leibgardist sah herein. »Ergreift diesen Schurken! Er hat Eure Prinzessin geschändet!« Sie hatte sogar Tränen hervorgepresst, in so kurzer Zeit. Ein kleines Wunder, das war sie!
    »Schockschwerenot!«, rief ich, als mich zwei stämmige Leibgardisten bei den Armen packten und in die Große Halle schleppten, im Fahrwasser der wehklagenden Regan, deren Hausmantel weit offen stand und hinter ihr herflatterte.
    Es schien mir ein vertrautes Motiv, und doch spürte ich kein Selbstvertrauen, wie es eine Probe mit sich bringt. Vielleicht lag es daran, dass Lear gerade öffentlich Gericht hielt, als wir die Große Halle betraten. Bauern, Händler und niederer Adel warteten, während sich der König Streitfälle anhörte und Urteile fällte. Damals war er noch in seiner christlichen Phase, hatte von Salomonischer Weisheit gelesen und sich in Rechtsstaatlichkeit versucht, die seiner Ansicht nach doch eher putzig war.
    »Vater, ich bestehe darauf, dass Ihr diesen Narren auf der Stelle hängt!«
    Lear war bass erstaunt, nicht allein vom schrillen Klang ihres Ansinnens, sondern angesichts des Umstands, dass sie halbnackt vor den Bittstellern stand und keinerlei Anstalten machte, ihr rotes Kleid zu schließen. (Später sollten sich um jenen Tag Legenden ranken, manchem Kläger sei nach dem Anblick der schneehäutigen Prinzessin in ihrer ganzen Pracht seine Klage nichtig erschienen, sein Leben wertlos, und er sei heimgekehrt, um seine Frau zu prügeln oder sich im Mühlteich zu ertränken.)
    »Vater, Euer Narr hat mich befleckt!«
    »Das ist eine flatternde Flasche Fledermauswichse, Sire«, sagte ich. »Wenn ich so sagen darf.«
    »Du sprichst vorschnell, Tochter, und du scheinst mir zornig wie ein toller Hund. Beruhige dich, und formuliere deine Klage. Inwiefern hat mein Narr dir Unrecht angetan?«
    »Er hat mich grob gevögelt, gegen meinen Willen, und war vorzeitig fertig.«
    »Mit Gewalt? Pocket? Selbst an Feiertagen wiegt er keinen Zentner... Er könnte nicht mal eine Katze gegen ihren Willen vögeln.«
    »Das stimmt nicht, Sire«, sagte ich. »Würde man die Katze mit einer Forelle ablenken, dann... also, äh, egal …«
    »Er hat meine Tugend entweiht und meine Jungfernschaft beschmutzt«, sagte Regan. »Ich bestehe darauf, dass Ihr ihn aufknüpft! Hängt ihn gleich zweimal, das zweite Mal kurz bevor er beim ersten Mal erstickt ist! Damit wäre der Gerechtigkeit angemessen Genüge getan.«
    Ich sagte: »Was schürt Eure Rachsucht, Prinzessin? Ich wollte doch nur zum Tee bei Cordelia!« Da die Kleine nicht zugegen war, hoffte ich, die Erwähnung ihres Namens würde den König für mich einnehmen, doch schien ich Regan nur noch weiter zu erzürnen.
    »Er hat mich niedergerungen und benutzt wie eine gemeine Buhle«, sagte Regan und untermalte ihre Worte mit mehr Gebärden, als die Bittsteller in der Halle ertragen konnten. Einige schlugen sich mit der Faust an den Kopf, andere packten sich am Unterleib und sanken auf die Knie.
    »Nein!«, sagte ich. »Ich bekam manch Weib mit List, mehrere mit Tücke, einige mit Charme, ein paar aus Versehen, manch Metze auch für Geld, und wenn alles andere nichts nützte, habe ich mich aufs Betteln verlegt, doch bei den Hoden des Herodes: niemals mit Gewalt!«
    »Genug!«, sagte Lear. »Ich will nichts mehr davon hören! Regan, schließ dein Kleid! Wie ich selbst verfügt habe, sind wir ein Königreich des Rechts. Es wird einen Prozess geben, und wenn der Schlingel schuldig gesprochen wird, will ich selbst dafür sorgen, dass man ihn zweimal aufknüpft. Macht Platz für den Prozess!«
    »Jetzt?«, fragte der Schreiber.
    »Ja, jetzt«, sagte Lear. »Was brauchen wir? Zwei Leute für Klage und Verteidigung, ein paar von den Bauern als Zeugen, und wenn alles seinen Gang geht, Habeas Corpus, schönen Tag auch und so weiter, baumelt diesem Narren noch vor dem Tee die schwarze Zunge aus dem Maul. Wäre das in deinem Sinne,

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