Fool: Roman (German Edition)
kranke Seele aus dem Leibe reißen und dich für deinen Verrat in die finstersten Tiefen der Hölle schleppen!«
»Hübsch gesprochen, Narr«, sagte Edmund.
»Findet Ihr?«
»Oh, ja, ich bin tief getroffen. Vielleicht erhole ich mich davon nie mehr.«
»War komplett aus dem Stegreif«, sagte ich. »Lasst mir etwas Zeit, daran zu feilen... Ich könnte später wiederkommen und es noch etwas schärfer klingen lassen.«
»Gott bewahre«, sagte der Bastard. »Lass dir einen Moment Zeit durchzuatmen, und labe dich an deinem rhetorischen Talent.« Er deutete auf einen Stuhl mit Lehne, der ihm gegenüberstand.
»Danke sehr, das will ich tun.«
»Wie ich sehe, bist du immer noch so klein«, sagte der Bastard.
»Nun ja, angesichts der Tatsache, dass Mutter Natur eine bockbeinige Fotze ist …«
»Und – wie ich vermute – nach wie vor eher schwächlich?«
»Mein Wille nicht.«
»Natürlich nicht. Ich bezog mich nur auf deine dürren Glieder.«
»Ach so, na ja. Da bin ich ein wenig wie ein nasses Kätzchen.«
»Famos. Dann bist du also gekommen, um dich meucheln zu lassen?«
»Nicht umgehend. Äh, Edmund, wenn ich mal so sagen darf: Ihr seid heute beunruhigend nett.«
»Danke. Ich habe mir die Nettigkeit zur Strategie gemacht. Es scheint, als könne man unter dem Deckmäntelchen von Höflichkeit und guter Laune allerlei verabscheuungswürdige Lumpereien verüben.« Edmund beugte sich über den Tisch, als wollte er mich ernstlich ins Vertrauen ziehen. »Anscheinend entsagen die Menschen allem angeratenen Eigennutz, wenn sie dich für umgänglich genug erachten, einen Krug Ale mit dir zu teilen.«
»Dann seid Ihr jetzt also nett?«
»Ja.«
»Das ist unanständig.«
»Keine Frage.«
»Und Ihr habt die Depesche von Goneril erhalten?«
»Oswald überbrachte sie mir vor zwei Tagen.«
»Und?«, fragte ich.
»Offensichtlich hat die Dame etwas für mich übrig.«
»Und wie gefällt Euch das?«
»Nun, wer könnte es ihr verübeln? Besonders da ich nun ansehnlich und nett bin.«
»Ich hätte Euch die Kehle durchschneiden sollen, als ich Gelegenheit dazu hatte«, sagte ich.
»Nun, das ist doch Schnee von gestern, oder? Ausgezeichneter Plan übrigens, dieser Brief, meinen Bruder Edgar in Misskredit zu bringen. Hat geklappt. Natürlich habe ich die Zeilen etwas ausgeschmückt. Improvisiert, wenn man so will.«
»Ich weiß«, sagte ich. »Impliziter Vatermord und die eine oder andere selbst beigebrachte Schnittwunde.« Ich deutete auf seinen bandagierten Arm.
»Ach ja, der Einfaltspinsel spricht mit dir, nicht wahr?«
»Komisch eigentlich. Wieso lebt der tumbe Trottel noch, bei allem, was er über Eure Pläne weiß? Schiss vor Geistern, was?«
Zum ersten Mal geriet Edmunds aufgesetztes Lächeln leicht ins Wanken. »Nun, das ist das eine, aber ich habe auch meinen Spaß daran, ihn zu prügeln. Und wenn ich ihn nicht schlage, genieße ich seine Gesellschaft, weil ich mich dann schlauer fühle.«
»Ihr seid ein selten dämlicher Bastard. Neben Drool fühlt sich selbst ein Amboss schlau. Wie gewöhnlich Ihr seid!«
Treffer, versenkt! Offenbar verlor er alle falsche Freundlichkeit, wenn es um Standesfragen ging. Edmunds Hand schob sich unter den Tisch und kam mit einem langen Dolch wieder hervor. Doch ich hatte bereits mit meinem Puppenstiel ausgeholt und traf den Bastard an seinem bandagierten Unterarm. Die Klinge eierte durch die Luft. Ich fing sie mit dem Fuß und kickte sie in meine wartende Wurfhand. (Offen gesagt ist das rechts wie links. Ob es nun am Jonglieren oder der Beutelschneiderlehre bei Belette lag: Ich bin mit beiden Händen schnell.)
Ich drehte den Dolch um und hielt ihn wurfbereit. »Setzt Euch! Ihr steht mit einem Bein schon in der Hölle, Edmund. Zuckt doch einmal! Bitte, seid so gut!« Er hatte bei Hofe gesehen, wie ich mit Messern umging, und wusste um mein Talent.
Da setzte sich der Bastard und hielt seinen verletzten Arm. Blut sickerte durch den Verband.
Er spuckte nach mir und traf daneben. »Ich werde dich...«
»Ah, ah, ah!«, machte ich und schwenkte den Dolch. »Immer schön freundlich bleiben.«
Edmund knurrte, hörte aber auf damit, als Kent hereinstürmte, dass die Tür an die Wand knallte. Er hatte sein Schwert gezückt, und zwei junge Knappen zückten ihre Waffen. Kent fuhr herum und schlug dem ersten Knappen das Heft seines Schwerts an die Stirn, was den Jungen einigermaßen bewusstlos von den Beinen riss. Dann fuhr Kent herum und stieß dem anderen mit der flachen Seite
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