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Fool: Roman (German Edition)

Fool: Roman (German Edition)

Titel: Fool: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Schultern bebten, und das Lachen wurde zu einem fürchterlichen Husten, der anhielt, bis ich schon dachte, gleich spie er lebenswichtige Organe aus. Ich fing ein wenig eisig kalten Regen mit den Händen auf und hielt sie ihm hin, damit er trinken konnte.
    »Bring mich nicht zum Lachen, Junge! Ich bin zornig und trauere und wüte und habe keinen Sinn für Scherze. Du solltest Abstand halten, damit der Blitz dich nicht versengt, wenn die Götter meinen Ruf erhören.«
    »Verzeiht, Oheim, Ihr seid ein arroganter Sack! Die Götter werden Euch wohl kaum mit einem Blitz erschlagen, nur weil Ihr sie darum bittet. Warum sollten sie Euch einen Blitz spendieren? Wohl eher ein Karbunkel, eitrig und entzündet, vielleicht das eine oder andere undankbare Kind, angesichts der Tatsache, dass die Götter ein Faible für die Ironie zu haben scheinen.«
    »Welch Dreistigkeit!«, sagte Lear.
    »O ja, dreist sind die Götter«, sagte ich. »Und Ihr habt schon einen ganzen Schwung genannt. Wenn Ihr nun also vom Blitz getroffen werdet, wissen wir nicht, wem wir die Schuld zuschieben sollen. Es sei denn, er brennt Euch sein Zeichen auf den königlichen Hintern. Ihr hättet nur einen Gott zur Zeit herausfordern und eine Stunde warten sollen, bevor Ihr Blitze von allen auf einmal kassiert.«
    Der König wischte sich den Regen aus den Augen. »Ich habe tausend Mönche und Nonnen beauftragt, für meine Vergebung zu beten, und die Heiden schlachten herdenweise Ziegen für meine Errettung, doch ich fürchte, es wird nicht reichen. Nie habe ich im Interesse meines Volkes gehandelt, nie im Interesse meiner Frauen oder der Mütter meiner Töchter – ich war mir selbst Gott genug und bin nicht gerade duldsam. Sei gütig, Pocket, wenn du eines Tages der Finsternis gegenüberstehst wie ich. Oder, falls es dir an Güte mangelt – betrinke dich!«
    »Aber, Oheim«, sagte ich, »ich muss den Tag nicht fürchten, an dem ich hinfällig werde. Hinfällig bin ich schon jetzt. Das Gute ist außerdem, dass es vielleicht gar keinen Gott gibt und Eure Untaten Euch womöglich zur Ehre gereichen.«
    »Wahrscheinlich verdiene ich nicht einmal ein rechtschaffenes Ende«, schluchzte Lear. »Die Götter haben mir diese Töchter geschickt, damit sie mir das Blut aussaugen. Als Strafe dafür, wie ich meinen eigenen Vater behandelt habe. Weißt du, wie ich König wurde?«
    »Ihr habt ein Schwert aus einem Stein gezogen und damit einen Drachen erschlagen, stimmt’s?«
    »Nein, so war das nicht.«
    »Elende Klosterbildung! Dann habe ich keinen blassen Schimmer, Oheim. Wie wurde Lear zum König?«
    »Mein eigener Vater... Ich habe ihn erschlagen. Ich verdiene keinen edlen Tod.«
    Mir fehlten die Worte. Seit über einem Jahrzehnt stand ich in des Königs Diensten und hatte noch nie etwas davon gehört. Der Legende nach hatte der alte König Bladud das Königreich an Lear weitergereicht und war nach Athen gegangen, wo er sich zum Nekromanten schulen ließ, dann war er wieder nach Britannien zurückgekehrt und in Diensten der Göttin Minerva im Tempel von Bath an der Pest gestorben. Bevor ich jedoch geistesgegenwärtig etwas erwidern konnte, zerriss ein Blitz den Himmel und beleuchtete eine mächtige Gestalt, die über den Hügel in unsere Richtung kam.
    »Was ist das?«, fragte ich.
    »Ein Dämon«, sagte der Alte. »Die Götter schicken ein Ungeheuer, um sich an mir zu rächen.«
    Das Wesen war voll Schleim und taumelte, als hätte man es eben erst aus jener Erde geformt, über die es schlurfte. Ich tastete nach den Messern an meinem Rücken und zog eines aus dem Futteral. Ein Wolkenbruch ist kein Wetter zum Messerwerfen … Ich war nicht mal sicher, ob ich die Klinge ruhig genug halten konnte.
    »Euer Schwert, Lear!«, zischte ich. »Frisch gezückt und zugeschlagen!« Ich sprang auf und trat aus dem schützenden Gebüsch hervor. Ich drehte Jones, sodass sein Stock kampfbereit war, und schrieb mit meinem Messer einen Schnörkel in die Luft.
    »Komm nur her, Dämon! Pocket spendiert dir eine Kutschfahrt in die Unterwelt!«
    Ich ging in die Hocke, wollte zur Seite springen, wenn sich das Ungeheuer auf mich stürzte. Obwohl es von der Form her menschlich war, sah ich die langen, schleimigen Tentakel, und den Schlamm, den es ausschwitzte. Sobald es stolperte, wollte ich ihm auf den Rücken springen und es zu Fall bringen, damit es den Hügel abwärtsrutschte, fort vom alten König.
    »Nein, er soll mich holen!«, sagte Lear. Plötzlich streifte der Alte seinen Pelz ab und

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