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Fool: Roman (German Edition)

Fool: Roman (German Edition)

Titel: Fool: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Schwester!«, sagte Regan.
    »Du bist immer ganz der Meinung deiner Schwester«, sagte Lear. »Ein eigener Gedanke würde deinen spröden Schädel spalten wie ein Blitz, du elende Hyäne!«
    »So ist es recht, Sire«, sagte ich. »Behandelt sie wie einen Eimer vollgerotzter Taschentücher, und sie werden einlenken. Ein Wunder, dass sie derart liebreizend geworden sind, bei solch fachmännischer Vaterschaft.«
    »Dann nehmt sie mir, ihr fleischfressenden Aasfliegen! Könnte ich nur Eure Mutter aus dem Grabe zerren und sie des schnöden Ehebruchs bezichtigen, denn unmöglich könnt Ihr meinen Lenden entsprungen sein und mich dennoch so behandeln.«
    Ich nickte und lehnte meinen Kopf an Gonerils Schulter. »Offenbar rührt Eure Unkeuschheit von Mamas Seite der Familie her, Bärchen. Der Missmut und die prallen Brüste kommen vom Papa.«
    Sie stieß mich beiseite, trotz meines Scharfsinns.
    Nach und nach verlor Lear vollends die Beherrschung, zitterte, während er hilflos seine Töchter anschrie und mit jedem Wort schwächer und kleiner wirkte. »Hört mich an, Ihr Götter! Wenn Ihr es seid, die dieser Töchter Herzen gegen ihren Vater wenden, dann schenkt mir edlen Zorn und besudelt meine Männerwangen nicht mit den Waffen einer Frau – mit Wassertropfen!«
    »Das sind keine Tränen auf Euren Wangen, Oheim«, sagte ich. »Es regnet.«
    Gloucester und Cornwall wandten sich ab, schämten sich für den alten Mann. Kent hatte seine Hände auf des Königs Schultern gelegt und versuchte, ihn sanft aus dem Regen zu schieben. Lear stieß ihn von sich und trat vor seine Töchter.
    »Ihr seelenlosen Hexen! Meine Rache wird über euch kommen, wie sie die Welt... äh, ich werde Dinge tun, von denen ich jetzt noch gar nichts weiß, aber sie werden grausam sein – die Schrecken der Erde! Doch werde ich nicht weinen! Niemals! Und wenn mein Herz in hunderttausend Scherben bricht … weinen werde ich nicht! Oh, Narr, ich verliere noch den Verstand!«
    »Aye, Gevatter, Ihr seid wohl auf dem besten Wege.« Ich versuchte, Lear einen Arm um die Schulter zu legen, doch er stieß mich mit seinem Ellenbogen von sich.
    »Widerruft eure Befehle, Hexen, oder ich verlasse dieses Haus!« Er hielt auf das große Tor zu.
    »Es ist doch nur zu Eurem Besten, Vater«, sagte Goneril. »Jetzt lasst Euer wirres Gerede und kommt wieder herein!«
    »Ich habe euch alles gegeben!«, schrie Lear und schwenkte seine lahme Klaue vor Regan.
    »Und es hat auch verdammt lange gedauert, bis du es endlich rausgerückt hast, du seniler alter Sack!«, sagte Regan.
    »Das hat sie sich jetzt ganz allein ausgedacht, Oheim«, sagte ich, um das Positive hervorzuheben.
    »Ich werde gehen«, drohte Lear und tat noch einen Schritt aufs Tor zu. »Es ist mein Ernst! Ich gehe durch dieses Tor hinaus.«
    »Zu dumm«, sagte Goneril.
    »Schade eigentlich«, sagte Regan.
    »Jetzt gehe ich. Durch dieses Tor. Ich komme nie wieder. Nimmermehr.«
    »Tschüss«, sagte Goneril.
    » Au revoir «, sagte Regan perfekt Franzmännisch.
    »Ich meine es ernst.« Inzwischen hatte der alte Mann das Tor durchschritten.
    »Schließt das Tor!«, sagte Regan.
    »Aber Mylady, weder Mensch noch Tier sollten heute dort draußen sein«, sagte Gloucester.
    »Schließt das verdammte Tor!«, rief Goneril. Sie lief hinüber und legte mit aller Kraft den großen Eisenhebel an der Pforte um. Das schwere, beschlagene Fallgatter kam herunter, wobei die Spitzen den alten König nur knapp verfehlten, bevor sie sich einen Fuß tief ins steinerne Pflaster gruben.
    »Ich gehe«, sagte Lear durch das Gitter. »Glaubt ja nicht, dass ich es nicht tue!«
    Die Schwestern verließen den Hof und suchten Schutz in der Burg. Cornwall folgte ihnen und rief Gloucester, er solle mitkommen.
    »Aber dieser Sturm...«, sagte Gloucester und betrachtete seinen alten Freund durchs Gatter. »Niemand sollte bei einem solchen Sturm dort draußen sein!«
    »Er hat es so gewollt«, sagte Cornwall. »Kommt mit, mein guter Gloucester!«
    Gloucester riss sich vom Gatter los und folgte Cornwall in die Burg, sodass nur noch Kent und ich in unseren Wollumhängen im Regen standen. Kent schien das Schicksal des alten Mannes zu quälen.
    »Er ist allein, Pocket. Es ist noch nicht mal Mittag, und der Himmel ist dunkel wie zur Mitternacht. Lear ist da draußen und allein.«
    »Ach, Drecksmist, blöder!«, sagte ich. Ich sah mir die Ketten an, die hinauf ins Vorwerk führten, die Balken, die aus den Mauern ragten, die Zinnen zum Schutz der

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