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For the Win - Roman

For the Win - Roman

Titel: For the Win - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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in Kategorien pressen oder studieren lassen. Ein Spielbetreiber zu sein, hieß, seinen sechsten Sinn zu schulen, und dazu brauchte es keine Psychologen. Sie merkten auch so, wenn sie auf dem richtigen Weg waren. Es war so, als fiele man in ein warmes Bad oder in eine Art Koma, das paradoxerweise mit einer verschärften, hypersensiblen Wahrnehmung einherging – ein Koma, in dem einem das Wissen mit Höchstgeschwindigkeit und durch jede Pore zuströmte. Das verlangte lediglich Kaffee, Energydrinks und Junkfood, verdammt laute Musik und grunzende Mitarbeiter. Keine Psychologie.
    Connors sechster Sinn war am schärfsten ausgeprägt. Er lenkte den unterbewussten Tanz seiner Finger auf dem Laptop, half ihm, den richtigen Unterhaltungen zu lauschen, die wichtigen Vorgänge zu verfolgen, den Kampf der Webblys mit den Pinkertons zu bemerken, kaum dass er begann. Er grunzte das spezielle Grunzen, das den Rest seines Stamms auf drohende Gefahr hinwies, und tippte mit einem vor Pizzafett triefenden Finger auf den Schirm. Das Wissen breitete sich in Wellen durch den ganzen Raum aus. Mit schlackernden Bäuchen und Wangen richtete sein Stamm die Aufmerksamkeit auf den anderen Stamm.
    »Wir sollten ihnen den Hahn zudrehen«, meinte Fairfax, eine Designerin, die sich bis ganz nach oben hochgearbeitet hatte.
    »Vergiss es«, erwiderte Kaden. »Zwanzigtausend Gold auf die Webblys.«
    »Zweizueins?«,fragtePalmer,dieNummerzweiunterdenWirtschaftswissenschaftlern,dersichzwarseinenPh.D.verdient, aber nicht die Prikkel-Formel erfunden hatte.
    »Hier wird nicht gewettet«, sagte Connor. »Schaut einfach nur zu.«
    »Du bist ein solcher Schlachtenfetischist!«, bemerkte Kaden. »Hast das falsche Fach studiert. Du hättest Militärstratege werden sollen.«
    »Schlechte Bezahlung, blöde Klamotten, und außerdem muss man für die Regierung arbeiten«, gab Connor zurück und sah, wie Kaden und Bill sich versteiften. Beide hatte man von der eigentlich für Terrorismusabwehr zuständigen Delta Force des Pentagon abgeworben. Sie sollten den anderen dabei helfen, die Kommandostrukturen der großen Gilden zu analysieren und nach neuen Wegen der Profitmaximierung zu suchen.
    »Schaut euch das an!«, rief Fairfax. Connor hatte eine Menge für sie übrig, auch wenn sie nicht immer einer Meinung waren. Sie hatte Teams von Level- und Grafikdesignern geleitet, aber auch Gruppen von KI -Spezialisten und Programmierern, die ganze Palette, und besaß einen guten Gesamtüberblick.
    »Sie sind wirklich gut«, sagte Connor. Er klickte ein wenig herum und versah jeden der Spieler mit einer kleinen Flagge, die das Herkunftsland seiner IP repräsentierte. »Und schaut euch mal diese Mischung an! Die reinste UN . Was für Sprachen haben wir?« Er klickte wieder und übernahm die Lautsprecher der Zentrale, die geschickt in Wänden und Böden verborgen und dementsprechend unter Bergen von Pizzakartons begraben waren. Ein Geschnatter von Mandarin und Englisch mit starkem Akzent erfüllte den Raum. Sein geschultes Ohr schnappte indische, chinesische und viele andere Akzente auf. War das Malaiisch? Indonesisch? Unter den Kämpfern waren Spieler von der gesamten malaiischen Halbinsel.
    »Und schau dir die Pinkertons an«, sagte Fairfax. Eigentlich kam sie aus der KI -Entwicklung, ein Gebiet, das eine Menge Veränderungen durchlaufen hatte, seit sie die Mechanischen Türken zur Unterstützung bekommen hatten. Es war aber ihre Idee gewesen, dem Soundtrack des Spiels eine eigene KI mitzugeben, die den Dramatikfaktor der Musik bei Bedarf jederzeit angleichen konnte, und diese ganzheitliche Sichtweise hatte ihr einen Platz in der Kommandozentrale eingebracht. Sie war die Einzige, die sich immer gesundes Essen und riesige Salate liefern ließ, statt tonnenweise Burger und Kübel voller Eiskrem. »Ihre Verteilung ist fast dieselbe! Sieh nur«, sie zoomte eine mitlaufende Liste von IP s näher heran und sortierte sie um, »hier! Diese Pinkertons kämpfen von einem Subnetz aus, kaum zweihundert Meter von dem der Webblys. Sie sind praktisch Nachbarn! Mann, das ist echt seltsam.«
    Das stimmte. Connor tippte sich ein kurzes Skript zusammen, um die Spieler, die einander am nächsten waren, zu erfassen und wo möglich auf einer Karte anzuzeigen. Leider waren Karten für die wenigsten dieser Gebiete verfügbar. Er hatte schon öfter probiert, die Ratten in ihren Löchern zu finden, doch die Suche führte meist in eine Sackgasse. Sie lebten nicht nur auf der Straße, sondern in

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