For the Win - Roman
illegalen Barackensiedlungen in den großen Slums. Das Beste, was er bekommen konnte, waren Monate alte Satellitenfotos dieser Labyrinthe. Sie zeigten verrottende Abfälle, offene, giftige Abwasserkanäle, Viehgehege … Connor überlegte, ob er nicht einem dieser Orte einen Besuch abstatten sollte, um ein paar dieser Ratten mit dem Firmenjet zur Kommandozentrale zu fliegen, sie zu Studienzwecken in ein Labor zu stecken und der Frage nachzugehen, wie man sie am besten bekämpfen konnte.
Denn es gab eine Tabelle, die Connor gar nicht zu sehen brauchte: Sein sechster Sinn sagte ihm auch so, dass ihre Spiele wirtschaftlich gesehen ziemlich im Arsch waren.
»Los, Leute, wir haben einiges zu tun. Dass mir auf diesem Server keiner mehr respawnt. Macht von den Höhlen hier eine neue Instanz, damit die normalen Spieler nicht durch dieses Chaos waten müssen. Schnappt euch ihre Konten und friert sie ein.«
Esteban, der für den Kundenservice zuständig war, stöhnte. »Du weißt doch, dass die meisten Konten gehackt sind. Es sind Hunderte! Wir werden Monate brauchen, das alles auseinanderzusortieren.«
Connor wusste das. Die zahlenden Spieler, deren Accounts von diesen Dritte-Welt-Abzockern für ihren kleinen Kriegszug gestohlen worden waren, hatten es nicht verdient, dass man ihnen das Vermögen einfror. In vielen Fällen war das Vermögen außerdem Teil einer größeren Gildenbank, in der Dutzende oder Hunderte von Spielern ihr Gold lagerten. Das wussten die bösen Jungs natürlich auch, und sie setzten darauf, dass die Spielbetreiber zögern würden, die Accounts, mit deren Hilfe sie ihre illegalen Schätze durch die Gegend schmuggelten, einfach stillzulegen.
Connor stellte Augenkontakt mit Bill her, dem Sicherheitschef. Sie hatten schon öfter darüber gesprochen, einen Teil von Connors Budget für die Entwicklung einer forensischen Software abzuzwacken, die die Transaktionen aller gehackter Konten überwachte und herausfand, was wirklich den Kunden gehörte und wo das gewaschene Geld landete, nachdem es weiterüberwiesen worden war. Connor hasste es, von seinem Budget etwas abzugeben, besonders Bill, der ein aufgeblasener Großkotz war und sich gern als eine Art Super-Cybercop aufspielte, in Wahrheit aber nicht mehr als ein hochgejubelter Systemadministrator war.
Manchmal musste man aber in den sauren Apfel beißen. »Wir kümmern uns darum. Richtig, Bill?« Der Sicherheitschef nickte und hämmerte auf die Tasten ein. Wahrscheinlich heuerte er gerade ein paar seiner alten Hackerkumpels an, die ihm für teures Geld mit seinem Code helfen würden.
»Geht klar«, erwiderte Bill. »Keine Sorge, das kriegen wir schon hin.«
Die ersten Konten wurden gesperrt. Ein Kämpfer nach dem anderen verschwand. Ein paar davon erschienen kurz darauf mit neuen Charakteren in einer anderen Instanz – einer Parallelwelt mit dem gleichen Dungeon, aber anderen Spielern – , waren aber leicht zu erkennen, da sie noch dieselbe IP -Adresse benutzten. »Klasse«, sagte Connor. »Wenn sie so weitermachen, haben wir bis heute Abend alle eingedost.«
Den Pinkertons und Webblys musste jedoch derselbe Gedanke gekommen sein, denn die Zahl der neuen Logins ging rasch gegen Null. Die Schirme wechselten die Ansicht, die Essensgeräusche setzten wieder ein, und Connor widmete sich erneut seinen Tabellen. Wie er schon vermutet hatte, drehten die Preise für Anlagen, Zahlungsmittel und Derivate völlig durch. Irgendwie ahnte der Markt, dass es Ärger mit Goldfarmern gab, und geriet ins Trudeln.
Connors eigene Anteile waren in den letzten 25 Minuten um 18 Prozent gefallen, was ihn die stattliche Summe von $ 321498,18 gekostet hatte.
Er machte einen Chat mit Bill auf.
> Was du da von meinem Geld zusammenschusterst
> Ja?
> Ich will damit jeden einzelnen Goldfarmer aufstöbern und rauswerfen
> Wie denn?
> Bei den Transaktionen muss sich irgendwas finden. Eine Art Fingerabdruck im Spielstil oder bei den Ausgaben, mit dem wir Farmer automatisch finden und rausschmeißen können. Wir werden einen perfekt kontrollierten und farmerfreien Wirtschaftsraum haben. Den ersten seiner Art
> Connor in jedem komplexen Ökosystem gibt es Parasiten
> Nicht in unserem
> Das wird nicht klappen
> Willst du wetten? Sagen wir um $ 10K. Ich geb dir 2 zu 1
Ashok schlängelte sich mit seinem hübschen Roller durch die engen Gassen Dharavis. Sein Vorderlicht schnitt durch die Nacht. Yasmins Mutter würde wahrscheinlich schon krank vor Angst und Sorge sein.
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