For the Win - Roman
zuließen.
Justbob wischte sich die Haare von der Augenklappe, die verbarg, was von ihrem linken Auge noch übrig war, kratzte sich unter dem Gips an ihrem Arm und sagte: »Sie hätten besser daran getan, uns totzuschlagen.«
Teil III
Der Ponzi-Trick
Das Innere des Frachtcontainers war nicht viel schlimmer, als Wei-Dong erwartet hatte. Als ihm das erste Mal der Gedanke gekommen war, sich als blinder Passagier nach China durchzuschmuggeln, hatte er viel über das Thema gelesen – von Horrorgeschichten über Menschenschmuggler, die einen mit 30 anderen bei 55 Grad Mittagshitze tagelang in einen Backofen pferchten, bis zur Recherche über nachhaltiges Bauen. Es gab nämlich einen regelrechten Konkurrenzkampf unter Architekten, Container auf ebenso einfache wie elegante Weise in schicke kleine Apartments umzurüsten.
Weshalb noch niemand auf den Gedanken gekommen war, beide Disziplinen zusammenzuführen, war ihm ein Rätsel. Wenn man Leute schon über das Meer schmuggelte, weshalb ihre Stahlbox dann nicht mittels eines einfachen Sets in einen gemütlichen kleinen Camper umbauen? Hatte er irgendwas übersehen?
Bis auf die Tatsache, dass Menschenschmuggler allesamt kriminelle Dreckskerle waren, sah er keinen Grund, weshalb ein Geschmuggelter seine zehn Tage auf hoher See nicht königlich genießen sollte. Besonders, wenn der Geschmuggelte jetzt Mitbesitzer eines riesigen Schifffahrts- und Logistikunternehmens aus Los Angeles war, mit freiem Zugang zum Lager und einem Pass für den Hafen, den selbst die Homeland Security ihm nicht streitig machen konnte.
Die Umrüstung des Containers hatte eine Weile gedauert. Über das Set, das er sich über Internet bestellt hatte, hieß es in der Beschreibung, zwei ungelernte Arbeiter könnten es mit einfachem Werkzeug binnen zwei Tagen vor Ort montieren, und das selbst in einem Katastrophengebiet. Wei-Dong hatte dazu jedoch zwei Wochen gebraucht, was schon etwas beschämend war, denn er hatte sich nie für sonderlich ungeschickt gehalten. Doch man lernte nie aus.
Schließlich hatte er aber auch spezielle Bedürfnisse. So hatte er sich in die Hafensicherheit eingelesen und wusste daher, dass es Sensoren gab, die die spezielle Duftnote von Menschen aufspürten: Aceton, Isopren, Alpha-Pinen und viele andere exotische Gase, die mit jedem Atemzug in einem bestimmten Verhältnis abgegeben wurden. Deshalb baute er in den Container einen zweiten Container ein, eine luftdichte Box, die seine Atemluft am Entweichen hindern würde, bis er auf offener See war. Er schätzte, dass er zehn Stunden darin überleben konnte, vorausgesetzt, er verausgabte sich körperlich nicht zu sehr. Die Hafenpolizei konnte seinen Container checken, so lange sie wollte, und würde nichts als die flüchtigen Stoffe entdecken, die die Farbe im Inneren ausschwitzte. Sofern sie nicht wirklich reinschauten und sich über den hermetisch verschlossenen Kasten im Inneren wunderten, war er fein raus.
Er hatte sich ein richtig tolles kleines Nest gebaut: eine ganze Wohnungseinrichtung IKEA -Möbel in den Huawei seines Vaters geladen, umgebaut und im Inneren des Containers festgenagelt, verschraubt und zusammengeklebt, bis er eine gemütliche Kabine mit Kingsize-Bett, chemischer Toilette, Mikrowelle, Schreibtisch und Spieleecke geschaffen hatte. Sobald sie auf See waren, würde er die kleine Luke öffnen, seine Antenne raushängen und das WLAN des Schiffs anzapfen – mitten auf dem Pazifik würde die Crew kaum viel Wert auf die Verschlüsselung legen. Strom würde er über Solarmodule beziehen. Für beides hatte er sich lange Kabel besorgt, denn er hatte es so eingerichtet, dass sein Container ziemlich in der Mitte des Schiffs an einem der dazwischen verlaufenden Durchgänge gelagert worden war, nicht an der Außenseite. Ein Prozent aller Container landete bei schlechtem Wetter nämlich auf dem Meeresgrund, und er wollte das Risiko, dort unten mit dem Druck von mehreren hundert Atmosphären zerquetscht zu werden, möglichst gering halten.
Erbschaftenwarenpraktischer,alsergedachthatte.ErwareinfachaufdieWebseitevonHuaweigegangenundhattevierErsatzakkusfürderenElektroflitzerbestellt,jederfüreineFahrtvon80Meilenausgelegt.SiewarendirektandieAnlegestellegeliefertworden,undeinenMomentlanghatteerdieMöglichkeiterwogen,dasssieindemselbenContainertransportiertwordenwaren,indemersienunwiederverbaute(dieChancendafürwarenangesichtsdesamerikanischen Warenverkehrs allerdings verschwindend gering).
Jetzt standen sie sauber
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