Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
For the Win - Roman

For the Win - Roman

Titel: For the Win - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
Vom Netzwerk:
immer noch heißt es Geduld, Geduld. Ich habe keine Lust mehr, mich zu gedulden, und die Armee auch nicht. Doppelagenten zu spielen, war eine Zeit lang ja ganz nett, und es macht auch Spaß, bei Nacht gegen die echten Pinkertons zu kämpfen, aber ewig werden meine Leute nicht mehr warten.«
    Ashok hob besänftigend die Hände, wie immer bei Mala. Sie musste wissen, dass sie der Boss war. »So einfach ist das nicht. Wenn wir vier Welten gleichzeitig angreifen, muss alles wie am Schnürchen laufen, eine Ladung nach der anderen hochgehen. In der Zwischenzeit … «
    Sie winkte ab. »In der Zwischenzeit schöpft Banerjee immer mehr Verdacht. Der Mann ist vielleicht ein Trottel, aber kein Vollidiot. Irgendwann wird er merken, dass etwas schiefläuft. Oder seine Vorgesetzten. Und dann … «
    »Dann werden wir ihn beruhigen oder in die Irre führen. General, dies ist ein ausgemachter Schwindel, ein Riesenbetrug, der vier virtuelle Welten, zwanzig real existierende Staaten und Hunderte von Mitverschwörern mit einschließt. Solche Coups erfordern viel Planung und Raffinesse. Es reicht nicht, einfach mit gezogener Waffe reinzumarschieren und … «
    »Glaubst du etwa, wir verstünden nichts von Planung? Glaubst du ernsthaft, es fehle uns an Raffinesse ? Ashok, du hast noch nie gekämpft. Das solltest du aber mal. Dann würdest du dieses Geschäft, in das du da geraten bist, besser verstehen. Du hältst uns für Rowdys, für einfache Schläger. Eine Schlacht erfordert ebenso viel Geschick wie alles, was du tust. Ich bin vielleicht nicht gebildet, bin nur ein Dorfmädchen, eine Dharavi-Ratte, aber ich bin schlau , Ashok, und das merkst du dir besser.«
    Das Schlimmste war, sie hatte ja recht damit. Er hielt sie wirklich oft für eine Schlägerin. »Mala, ich würde ja gern spielen, aber ich brauche alle Zeit für die Planung.«
    »Du kannst keinen Plan schmieden, wenn du nicht gespielt hast. Ich bin der General und befehle es dir. Morgen um zehn ziehst du mit dem Anfänger-Platoon ins Manöver. Es gibt ein paar kleinere Gefechte und etwas Theorie, dann eine Reihe richtiger Schlachten, sobald die Fortgeschrittenen dabei sind und ein Auge auf dich halten können. Das wird dir guttun. Sie werden dich ein bisschen aufziehen, weil du neu bist, aber auch das wird dir guttun.«
    Der gefährlich heiße Blick ihrer Augen duldete keinen Widerspruch. »Zu Befehl, General«, erwiderte er.
    »Und du wirst mir jetzt erklären, woran du arbeitest. Du lernst meine Welt kennen. Und ich deine.«
    »Mala … «
    »Ich weiß, ich weiß. Ich habe dich gerade angeschnauzt, weil mir alles zu lange dauert, und jetzt will ich, dass du dirnoch mehr Zeit nimmst.« Sie schenkte ihm wieder dieses Lächeln. Vielleicht war ›hübsch‹ nicht der richtige Ausdruck – ihre Züge waren zu scharf für ›hübsch‹ – , sondern schön . Sie würde mal eine richtige Herzensbrecherin werden, wenn sie erwachsen war. Falls sie das noch erlebte.
    »Sehr wohl, General.«
    »Chai!«, rief sie zu Mrs. Dotta hinüber, die rasch den Tee brachte und es vermied, Mala direkt in die Augen zu schauen.
    »Also gut, dann lass uns mal mit den Grundlagen eines Schwindels beginnen. Wen legt man am leichtesten rein?«
    »Einen Trottel«, antwortete sie sofort.
    »Falsch«, sagte er. »Trottel sind oft misstrauisch, weil man sie ständig auszunutzen versucht. Am leichtesten legt man einen erfolgreichen Menschen rein – je erfolgreicher, desto besser. Und wieso?«
    Mala überlegte. »Die Erfolgreichen haben mehr Geld und sind deshalb lohnenswertere Ziele?«
    Ashok wiegte den Kopf. »Nein, tut mir leid. Nach dieser Logik müssten sie ja noch misstrauischer sein als andere.«
    Mala zog sich einen Stuhl heran, setzte sich und zog eine Grimasse. »Ich gebe auf. Verrat es mir.«
    »Weil jemand, der mit irgendwas Erfolg hat, dazu neigt, sich in allen Belangen für erfolgreich zu halten. Ein erfolgreicher Mensch hält sich für eine Art Brahmane, mit göttlicher Weisheit und Charakterstärke gesegnet. Er kann den Gedanken nicht ertragen, dass er vielleicht bloß Glück gehabt hat – oder seine Eltern, die ihm einen Haufen Rupien hinterlassen haben. Und genauso wenig kommt er damit klar, dass er, bloß weil er sich mit Physik, Computern oder Film auskennt, noch lange kein Experte für Wirtschaftswissenschaften, Bienenzucht oder französische Küche ist.
    Seine Intelligenz und sein Stolz arbeiten Hand in Hand und machen es uns leichter, ihn reinzulegen. Nicht nur Stolz und Eitelkeit

Weitere Kostenlose Bücher