For the Win - Roman
die Wei-Dong aufsuchte, Teil eines riesigen kriminellen Netzwerks waren. Auch wenn sie gar nicht so gefährlich ausschauten: Wer wusste schon, was geschehen würde, wenn ihnen der amerikanische Junge mit dem schlechten Mandarin verdächtig vorkam, der da auf einmal anstelle der üblichen Kuriere die heiße Ware in Empfang nahm?
Bisher war aber alles glattgegangen. Wei-Dong war nun im Besitz einer wertvollen Fracht: kistenweise Prepaidkarten ohne fortlaufende Seriennummern, die kaum rückzuverfolgen waren und den Schlüssel zu Unsummen von Spielgold darstellten.
Es kam ihm schon eigenartig vor, als er jetzt bei Müsliriegel und Eistee auf seinem roten IKEA -Sofa saß und über seine Beute sinnierte.
Die Nummern unter den Rubbelfeldern der Karten – jede davon gab es nur ein einziges Mal – waren von einem amerikanischen Server zufallsgeneriert worden. Danach waren die Karten in China gedruckt und nach Amerika verschifft worden. Und jetzt befanden sie sich wieder auf dem Rückweg nach China. Als er daran dachte, wie viel einfacher es doch gewesen wäre, hätte man die zufallsgenerierten Nummern gleich in China geschaffen (oder die amerikanischen Nummern dort registriert oder sich die Codes sonst wie beschafft), musste er kichern.
AberdannhätteernatürlichkeinenVorwandgehabt,seineRaumkapselzubauenundsichnachChinazuschmuggeln.
Ashok hatte die besten Einfälle, wenn er seine Gedanken auf Papier festhielt. Je größer das Blatt, desto besser. Ihm war klar, dass das eine Marotte von ihm war. Viel schlauer wäre es gewesen, alle Informationen in digitaler Form zu verwalten, verschlüsselt im Internet, sodass alle Webblys darauf zugreifen konnten. Die Zahlen schienen aber viel sinnvoller, wenn er sie ordentlich auf Flipchart-Bögen schrieb und an den Wänden seiner »Einsatzzentrale« aufhängte – des Hinterzimmers von Mrs. Dottas Café, das Mala von Mr. Banerjees Sold gemietet hatte.
Denn Mala bezog noch immer Geld von Mr. Banerjee, und ihre Armee schlug noch immer die Schlachten, in die er sie schickte. Danach aber, in ihrer Freizeit, gingen sie auf ihre eigenen Missionen. Mrs. Dotta war überaus entgegenkommend, denn sie hatte schon kurz vor der Geschäftsaufgabe gestanden. Ihren dummen Neffen hatte sie zurück nach Uttar Pradesh zu seinen Eltern geschickt. Mit eingezogenem Schwanz hatte er sich fortgeschlichen und Mrs. Dotta in ihrem leeren Café zurückgelassen.
Mrs. Dotta machten die großen Papierbögen nichts aus. In Ashok mit seiner schicken Kleidung und guten Erziehung war sie geradezu vernarrt, und offensichtlich glaubte sie, er und Yasmin hätten was miteinander. Ashok versuchte sie zwar geduldig eines Besseren zu belehren, doch vergebens.VonmorgensbisabendsbrachtesieihmsüßenChai, während er an der Arbeit saß.
»Ashok!«, rief Mala und humpelte mit ihrem Stock auf ihn zu.
Er stand auf, strich sich den Chai vom Kinn und wischte sich die Hand an der Hose ab. Mala machte ihn nervös. Er hatte sie mit Yasmin im Krankenhaus besucht und an ihrer Seite gesessen, während sie sich noch geweigert hatte, sie beide auch nur anzuschauen. Zu ihrer Entlassung hatte er sie dann abgeholt, und sie hatte ihn mit einem sengenden Blick bedacht, wie Heilige ihn manchmal besaßen, ihm zugenickt und gefragt, wie ihre Armee sich nützlich machen könne.
»Mala«, sagte er. »Du bist früh dran.«
»Gab heute nicht viel zu tun«, bemerkte sie mit einem Schulterzucken. »Gegen Webblys zu kämpfen ist wie gegen kleine Kinder anzutreten. Ohne jede Organisation! Zwanzig erfolgreiche Missionen vor dem Mittagessen, dann mussten wir eine Pause einlegen, denn es wurde einfach zu langweilig. Ich lasse die Armee jetzt trainieren, damit die Leute ein bisschen gegeneinander spielen können.«
»Ihr habt das Kommando, General. Ich bin sicher, Ihr wisst, was Ihr tut.«
Mala hatte ein wirklich hübsches Lächeln, auch wenn man es selten zu sehen bekam. Meistens sah man ihr hässliches Lächeln, das voller spitzer Zähne zu sein schien. Ihr hübsches Lächeln aber war wie Sonnenschein. Es verwandelte den ganzen Raum und wärmte einem das Herz. Es war kein Wunder, dass ein solches Mädchen eine Armee befehligen konnte. Er starrte sie einen Moment lang an, und sein Mund wurde ganz trocken.
»Ashok, ich wollte mich mit dir unterhalten. Du sitzt hier mit deinen Papieren und deinen Zahlen, und immerzu sagst du, wir sollten uns noch gedulden, nur ein bisschen noch, dann würdest du alles erklären. Das geht jetzt seit Monaten so, und
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