For the Win - Roman
nicht aus dem Sinn.
ErhatteLuimmergemocht.VonallenausderGildewarLuimmerderjenigegewesen,dersichfürdie Spiele interessierte.EsgingihmnichtbloßumsGeldoderdieFreunde:Esgingihmums Spielen .ErlöstegernRätsel,erfreutesichdarauf,amEndeeineslangenRaidsgegendieBosseanzutreten,neueKartenfreizuspielenundAchievementszuschaffen.Manchmal,währendseinerlangenSchichten,indenenerseinewinzigenEntscheidungentraf,dachteWei-Dongdarübernach,wievielbesserdasSpieldankseinerArbeitdochwurde.Erglaubte,dassLuseineKunstfertigkeitzuschätzengewussthätte.EsmachteSpaß,aufderanderenSeitezustehenundfürmehrSpielspaßzusorgen,stattbloßzukonsumieren.DieArbeitszeitwarlang,derJobnichteinfach,dieBezahlungschlecht,abererwar Teil der Show .
Nur, dass es jetzt keine Show mehr war.
Sein Handy begann in der Hosentasche zu vibrieren. Er zog es heraus, schaute aufs Display und legte es auf den Tisch. Es war seine Mutter. Er hatte schließlich nachgegeben und ihr an seinem achtzehnten Geburtstag seine neue Nummer gegeben. Er hatte es vor sich damit gerechtfertigt, dass er jetzt ja erwachsen war und sie ihn nicht mehr einfach zurückschleppen lassen konnte. In Wahrheit hatte er es nicht ertragen, seinen achtzehnten Geburtstag einsam und allein zu verbringen. Er wollte jetzt aber nicht mit ihr reden, deshalb ließ er die Mailbox antworten.
Das Handy brummte: Sie rief erneut an, und er ließ nochmals die Mailbox rangehen. Eine Sekunde später brummte das Handy schon wieder. Er wollte es eigentlich ausschalten, doch dann zögerte er und nahm ab.
»Hi, Mom.«
»Leonard«, sagte sie. »Es geht um deinen Vater.«
»Was ist mit ihm?«
Sie atmete tief aus. »Er hat einen Herzinfarkt gehabt. Einen richtig schlimmen. Sie haben ihn … « Sie stockte und holte tief Luft. »Sie haben ihn ins Hoag Center gebracht. Er liegt auf der Intensivstation. Es heißt, dort haben sie die besten … « Wieder eine Atempause. »Angeblich sind sie die Besten.«
Wei-Dongs Magen sackte ab, so tief, als fiele er unter den Stuhl. Sein Kopf fühlte sich an, als würde er gleich wegfliegen. »Wann ist das passiert?«
»Gestern.«
Er sagte nichts. Gestern? Am liebsten hätte er geschrien. Sein Vater lag seit gestern im Krankenhaus, und niemand hatte ihn informiert?
»Oh, Leonard«, fuhr sie fort, »ich wusste einfach nicht, was ich tun soll. Du hast nicht mehr mit ihm geredet, seit du weg bist. Und … «
Und?
»Ich komm ihn besuchen«, erwiderte er. »Ich kann mir ein Taxi nehmen. Ich schätze, ich brauche etwa eine Stunde.«
»Die Besuchszeiten sind aber schon um. Ich war den ganzen Tag bei ihm. Er ist nur selten wach. Ich … ich durfte dich von da aus nicht anrufen. Handys sind auf der Intensivstation verboten.«
Monatelang hatte Wei-Dong wie ein Erwachsener gelebt. Bis zu diesem Augenblick hätte er sein Leben als perfekt beschrieben. Er kannte interessante Leute, besuchte interessante Orte. Er spielte den ganzen Tag und lebte davon. Er kannte die Geheimnisse des Spiels.
Jetzt aber merkte er, dass unter der Zufriedenheit die ganze Zeit über ein starkes Gefühl der Einsamkeit gelauert hatte, eine sprudelnde Grube der Verzweiflung, die nach Elend und Versagen stank. Wei-Dong liebte seine Eltern. Er wünschte sich ihre Anerkennung. Er vertraute ihrem Urteil. Deshalb hatte er so entsetzt reagiert, als er von ihrem Plan erfahren hatte, ihn wegzuschicken. Wären sie ihm völlig egal gewesen, hätte ihn das nicht in dieser Weise berührt. Irgendwo in seinem Kopf hatte er eine Art Zwischensequenz abgelegt, in der er sich wieder mit seinen Eltern versöhnte, sie in ein schickes Restaurant in der Stadt einlud, vielleicht einen dieser Rohkostläden im Echo Park, von denen die Metroblogs die ganze Zeit schrieben. Dort führten sie eine gesittete, niveauvolle Unterhaltung über all die tollen Sachen, die er ganz allein herausgefunden hatte, und seinem Vater fiel vor Staunen die Kinnlade fast bis ins Essen. Anschließend sprang er auf seinen flotten Tata-Roller, tausend Schichten Lack auf dünnem Bambus, und kurvte davon, während seine Eltern einander noch anschauten und staunten, was für einen sensationellen Sohn sie doch in die Welt gesetzt hatten.
Er wusste, es war dumm. Doch in Wirklichkeit hatte er seine Zeit hier immer als Urlaub betrachtet, als kleines Zwischenspiel in seinem Familienleben. Eine Suche nach Visionen, von der er als Mann zurückkehren würde. Eine echte Bar-Mizwa – eine, die tatsächlich etwas bedeutete.
Der Gedanke, dass er seinen Vater vielleicht nie
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