For the Win - Roman
die diszipliniert genug war, nichts zu sagen, bis sie ihr die Erlaubnis dazu erteilte. Mala nickte ihren Leuten zu: Nur zu.
Da brachen sie in einen Sturm der Begeisterung aus, rühmten die Fähigkeiten General Robotwallahs, berichteten von ihren epischen Schlachten und unwahrscheinlichen Siegen.
»Ich habe Arbeit für gute Spieler.«
Mala hatte Gerüchte über so etwas gehört. »Vertreten Sie eine Liga?«
Der Mann lächelte ein kleines Lächeln und schüttelte den Kopf. Sein Rasierwasser roch nach Zitrone und Betelnuss, eine süße Mischung, die sie noch nie gerochen hatte. »Nein, keine Liga. Du weißt aber, dass es Spieler gibt, die nicht bloß zum Spaß spielen? Spieler, die mit Spielen verdienen?«
»Sie wollen uns fürs Spielen bezahlen?«
Er lachte leise. »Nicht direkt. Es gibt aber andere Spieler, die Spielgeld anhäufen, das sie dann anderen Leuten verkaufen, die zu faul sind, um selbst zu spielen.«
Mala dachte kurz darüber nach. Die Container verließen Indien voller Güter und kamen voller Abfall für Dharavi zurück. Irgendwo da draußen, in Amerika, das sie nur aus Filmen kannte, gab es eine Welt unvorstellbar reicher Leute. »Einverstanden«, erwiderte sie. »Ich habe bereits mehr Credits, als ich ausgeben kann. Wie viel kriegt man denn dafür?«
Wieder das Lachen. »Eigentlich … «, begann er, redete aber nicht weiter. Malas Armee war jetzt mucksmäuschenstill und lauschte auf jedes einzelne Wort. Aus den Rechnern drang das leise Donnern des Kriegs, der in der Welt des Netzwerks tobte, Tag und Nacht. »Eigentlich geht es um etwas anderes. Wir wollen, dass du und deine Freunde eure Gegenspieler vernichtet – ihre Charaktere tötet, ihnen ihre Schätze abnehmt.«
Mala überlegte. Sie war verwirrt. Wer sollte diese anderen Spieler denn vernichten wollen? »Sind Sie ein Rivale?«
Der Mann wiegte das Kinn. Vielleicht ja, vielleicht nein.
Sie überlegte weiter. »Sie arbeiten für das Spiel!«, rief sie. »Sie arbeiten für die Spielefirma und wollen nicht, dass … «
»Für wen ich arbeite, ist nicht von Belang«, sagte der Mann und hielt seine Finger hoch. An einer Hand trug er einen Ehering, an der anderen zwei Goldringe. An drei seiner Finger fehlten die obersten Glieder. Das kam zu Hause häufiger vor, wenn die Feldarbeiter mit den Fingern in eine Maschine gerieten. Vor ihr stand ein Mann vom Dorf, ein Mann, der nach Mumbai gegangen und ein Herr in einem feinen Anzug geworden war, mit Oberlippenbart und goldenen Ringen, die auf den Überresten seiner Finger glänzten. Hier stand der Grund, weshalb ihre Mutter sie nach Dharavi gebracht hatte – der Grund für die trockene Kehle und die brennenden Augen und die endlose Arbeit über den Sortierwannen.
»Wichtig ist vor allem, dass wir dich und deine Freunde bezahlen würden … «
»Meine Armee«, unterbrach sie ihn, ohne zu zögern. Seine Augen blitzten kurz gefährlich auf, und sie spürte, dass er sie beinahe geschlagen hätte, aber sie wich nicht zurück. Sie war schon oft genug geschlagen worden. Er rümpfte kurz die Nase, dann fuhr er fort.
»Gut, Mala, deine Armee . Wir würden euch dafür bezahlen, diese anderen Spieler zu vernichten. Wir sagen euch ihre Namen und welche Mechs sie haben, und ihr müsst sie auslöschen. Was ihr erbeutet, könnt ihr behalten, und Rupien kriegt ihr auch.«
»Wie viel?«
Er machte ein so gequältes Gesicht, als litte er unter Blähungen. »Vielleicht sollten wir das später unter vier Augen besprechen? In Anwesenheit deiner Mutter?«
Mala fiel auf, dass er nicht »deiner Eltern« gesagt hatte. Nur »deiner Mutter«. Mrs. Dotta und er hatten sich also unterhalten. Er kannte Mala, sie ihn aber nicht. Sie war schließlich vom Dorf und dies hier eine Welt, die sie immer noch zu verstehen versuchte. Sie mochte ein General sein, aber nach wie vor war sie ein Mädchen vom Dorf – das Dorfmädchen General Robotwallah.
Also kam er abends in Mr. Kunals Fabrik. Malas Mutter servierte ihm Thali und Papadams, sie kochten Wasser für Chai im elektrischen Kessel, und der Mann tat ganz so, als gehörte er hierher, trotz seiner feinen Kleidung und seines Goldes. Er hockte sich zu ihnen wie ein Mann vom Dorf, sodass seine haarigen Knöchel über den Socken herausschauten. Mala kannte sonst niemanden, der Socken trug.
»Mr. Banerjee«, sagte Mamaji, »ich verstehe nichts von solchen Dingen, aber ich kenne Mrs. Dotta. Wenn sie sagt, dass man Ihnen vertrauen kann … « Sie verstummte, denn in Wahrheit kannte
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