For the Win - Roman
redet.« Er tupfte sich den Mund mit einer Serviette ab. »Bei allem gebotenen Respekt natürlich. Ich würde nicht im Traum daran denken, mich in die Erziehung Ihrer Kinder einzumischen.«
»Natürlich nicht … «, murmelte Mamaji wie im Traum. Ihr Blick war gesenkt, die Schultern hingen herab. Dass ein Fremder in ihrem eigenen Heim so mit ihr sprach, vor ihren Kindern! Mala kam sich schrecklich vor. Ihre arme Mutter! Und es war allein die Schuld von Mr. Banerjee: Erst hatte er das Geld in aller Beisein erwähnt, dann hatte er ihrer Mutter das angetan.
»Ich werde sie schon irgendwie dazu bringen, ohne Bezahlung zu kämpfen, Mamaji … « Doch ihre Mutter unterbrach sie mit hocherhobener Hand, die Handfläche abwehrend von sich gestreckt.
»Still, Tochter«, sagte sie. »Wenn dieser Herr, dieser feine Herrda sagt, du weißt, wovon du redest, nun, dann kann ich ihm kaum widersprechen, oder? Ich bin nur eine einfache Frau vom Dorf. Ich verstehe nichts von diesen Dingen. Natürlich musst du tun, was dieser Herr dir sagt.«
Mr. Banerjee stand auf und strich seinen Anzug glatt. Mala sah, dass er ein wenig Kichererbse auf sein Hemd bekommen hatte, und irgendwie beruhigte sie das – so als wäre er jetzt ein Sterblicher und keine schreckliche Naturgewalt, die gekommen war, ihr kleines Leben zu zerstören.
Er schenkte Mamaji ein knappes Namaste: die leichte Andeutung einer Verbeugung, bei der er die Hände vor der Brust zusammenlegte. »Auf Wiedersehen, Mrs. Vajpayee. Es war ein reizendes Abendessen. Danke.« Sein Blick richtete sich auf Mala. »Auf Wiedersehen, General Robotwallah. Ich werde morgen um drei ins Café kommen, um dir mehr über deinen Auftrag zu erzählen. Auf Wiedersehen, Gopal.« Malas kleiner Bruder schaute schuldbewusst auf. In seinem Mundwinkel hing noch ein Auberginenstück.
Mala hatte angenommen, Mamaji werde sie schlagen, sobald der Mann weg war, doch sie gingen ohne ein weiteres Wort zu Bett. Sie kuschelte sich an ihre Mutter, so wie jede Nacht, und streichelte deren langes Haar. Als sie das Dorf verlassen hatten, war es noch schwarz und glänzend gewesen, ein Jahr später jedoch fühlte es sich drahtig an und war mit grauen Strähnen durchsetzt. Mamajis Hand ergriff die ihre und hielt sie fest. Sie spürte die rauen Schwielen an ihren Fingern.
»Schlaf jetzt, Tochter«, murmelte sie. »Du hast jetzt einen wichtigen Beruf. Du brauchst deinen Schlaf.«
Am nächsten Morgen vermieden sie es, einander anzusehen, und die ersten paar Tage war alles sehr schwierig. Dann aber brachte Mala ihr erstes Geld nach Hause, sorgsam gefaltet in ihrer Schuhsohle versteckt. Wie das Hackbeil eines Metzgers, der Hühnern die Köpfe abschlägt, hatte sich ihre Armee durch die feindlichen Linien geschnitten. Es hatte einen großzügigen Bonus gegeben, und selbst nachdem sie Mrs. Dotta und ihre Armee bezahlt und allen eine Masala Coke ausgegeben hatte, waren noch beinahe 2000 Rupien übrig. Mamajis Augen leuchteten, als sie das viele Geld sah. Sie küsste Mala auf die Stirn und schloss sie so lange und liebevoll wie noch nie in die Arme.
Von da an war alles wunderbar zwischen ihnen. Mamaji suchte eine neue Wohnung für die Familie, näher am Zentrum, wo die alten Wellblechhütten nach und nach durch Steinhäuser ersetzt worden waren und sauberer Holzrauch aus den Brennöfen der Töpfer stieg – nicht der schmutzige, beißende Plastikrauch aus Mr. Kunals Fabrik. Mala und Gopal bekamen neue Kleidung und Schuhe für die Schule, und Mamaji leistete sich neue Bürsten für ihr Haar und einen neuen Sari, den sie nach Feierabend trug. Sie sah jung und hübsch darin aus, so wie Mala sich vom Dorf her an sie erinnerte.
Und die Schlachten, die sie schlugen, waren glorreich .
Mala trat aus der staubigen Gluthitze des Nachmittags und blieb einen Moment im Eingang des lauten Cafés stehen. Ihre Armee war schon versammelt und übte an den Rechnern. Sie reichten einander Gupchup, und ihre Augen leuchteten im Halbdunkel. Mala hatte kaum Zeit für ein heimliches Lächeln, ehe die anderen sie bemerkten und aufsprangen. Stolz und aufrecht stellten sie sich auf und salutierten.
Sie wusste nicht mehr, wer mit dem Salutieren angefangen hatte. Es hatte als Scherz begonnen, aber mittlerweile war es ernst gemeint. Sie zitterten förmlich vor Anspannung, die Augen auf Mala gerichtet. Sie trugen bessere Kleidung als früher, und sie sahen satt aus. General Robotwallah führte ihre Armee zu Sieg und zu
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