Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
For the Win - Roman

For the Win - Roman

Titel: For the Win - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
Vom Netzwerk:
jede noch so kleine Quest ausprobieren, und es gab Zehntausende solcher Jobs, und zwar auf Basis bestimmter Algorithmen, die ein grundlegendes Szenario in Hunderte von Varianten verwandeln konnten.
    Fröhlich sammelten die Farmer ihre Pilze, erschlugen braune Feen und pflückten ihre Flügel. Gelegentlich verirrte sich ein größerer Mob in ihre Nähe, doch sie erledigten ihn ohne Probleme.
    Connors Finger schwebte über dem Makro, der ihre Accounts sperren und sie vom Server kicken würde. Doch er regte sich nicht.
    Das Problem war: Er bewunderte sie. Sie erledigten ihre Arbeit effizient und verschwiegen, ohne viel Aufsehen zu erregen. Sie verstanden das Spiel fast so gut wie er, und das ohne den Vorteil der Kommandozentrale und seiner vielen Feeds. Er …
    Er loggte sich ein.
    Er wählte einen Charakter, den er bis Level 43 hochgespielt hatte, den halben Weg bis zum Maximum von 90. Regulus war ein Elfenheiler, groß und gertenschlank, mit einem Rucksack voller Kräuter und Tränke. Dem Namen nach war er Mitglied bei einer der vielen mittelgroßen Gilden, die für eine geringe Gebühr jeden Spieler aufnahmen und ihm dafür Training, ein Konto bei der Gildenbank und regelmäßige Raids anboten, alles mit dem Segen von Coca-Cola. Ein ganz normaler Spieler eben.
    > Hallo
    Vor zwei Monaten noch hätten die Farmer ihn geflissentlich ignoriert und einfach mit ihrer Arbeit weitergemacht. Doch das war genau eines der Kriterien, anhand derer seine Feeds sie erkannten. Stattdessen winkten sie ihm also zu und machten kleine Emotes, von denen manche ziemlich gut waren: selbst erstellte Tanzschritte, ausgefeilte Gesichtsausdrücke und andere Gesten. Wenn seine Feeds ihm nicht gesagt hätten, dass es sich bei diesen Jungs um Farmer handelte, er hätte sie glatt für Hardcore-Spieler gehalten. Sie hatten aber noch nichts gesagt oder ihn angechattet. Sie waren so gut wie sicher Chinesen, und Englisch würde ihnen schwerfallen.
    > Lust was zusammen zu machen?
    Er bot ihnen einen ziemlichen Traumjob an, der einen Haufen Gold und Erfahrung für einen relativ übersichtlichen Aufwand einbrachte: Dvalinns Runen aus einer tiefen Höhle holen und auf dem Weg ein paar fußlahme Zwerge und ein paar ganz ordentliche Bosse besiegen. Die Quest führte aber auch zu einer anderen, die wiederum zum Kampf gegen Fenrisulfr führte. Der war einer der stärksten Bosse von Svartalfheim Warriors , und man konnte ihn nur mit einer wirklich großen Gruppe besiegen, was einem aber auch einen Wahnsinnsschatz einbrachte.
    Nach einer merklichen Pause – kurz, aber lang genug, dass die Spieler die Questbeschreibung durch eine Übersetzungshilfe jagen konnten – willigten zwar alle ein, schrieben aber nur ein knappes danke zurück.
    Ertatso,alsfändeeranihremSchweigennichtsUngewöhnliches,undmachtesichmitihnenaufdenWeg.DabeibehieltersiegenauimBlickundversuchte,siesichvorzustellen:zwanzigdünneJungsmitPickelnundungewaschenemHaar,diemitZigarettenimMundwinkelinirgendeinemschmuddeligenCaféinChina,Vietnam,KambodschaoderMalaysiadurchdieRauchschwadenblinzelten.
    Vielleicht waren sie auch über verschiedene Orte verteilt. Ganz sicher aber kommunizierten sie miteinander, ob über Headsets, Text oder einfach nur Zurufe, denn sie bewegten sich sehr koordiniert, aber so individuell, dass es sich kaum um einen Spieler handeln konnte, der zwanzig Chars gleichzeitig führte. Ihrem Empfinden nach taten sie auch nichts Falsches, und doch waren sie Betrüger und halfen anderen Betrügern. Sie überfluteten den Chat mit einer Sprache, die die zahlenden Kunden nicht verstanden, sie kampierten an all den Stellen, wo man seltene Gegenstände fand, und zwangen die echten Spieler dadurch, solche Items durch Kauf zu erwerben. Sie machten den echten Spielern das Spiel kaputt.
    > Woher kommt ihr?
    Wahrscheinlich fragten sie sich schon, ob er zur Spieladministration gehörte, und wenn er es ihnen zu leicht machte, schöpften sie vielleicht Verdacht.
    Einer der Spieler, ein Ogermagier mit einer riesigen Keule und einem Schultergurt voll runenbesetzter Schädel, antwortete:
    > China. Hoffe, das ist kein Problem
    Das war offener, als er erwartet hatte. Andere Gruppen, die er schon angesprochen hatte, waren sehr viel verschlossener gewesen und hatten wenig glaubhafte Antworten gegeben, wie »Sioux Falls«, oder andere Städte im Mittleren Westen genannt, die sie offensichtlich aufs Geratewohl von einer Karte gepickt hatten.
    > China!
    schrieb er.
    > Dafür sprecht ihr aber gut

Weitere Kostenlose Bücher