For the Win - Roman
Anschlag, gab ihm ein deutlich höheres Level und ein paar Sonderattacken aus seinem persönlichen Giftschrank. Jetzt war der Boss extrem einschüchternd, eine echte Herausforderung, die makelloses Spiel vom ganzen Team verlangte.
> Oh Mann
schrieb er.
> Was machen wir jetzt?
Der Oger sprang los, und die Spieler bildeten zwei Reihen: Die Nahkämpfer nach vorn, Caster, Heiler und Fernkämpfer nach hinten, außer Reichweite des Bosses. Der war ein riesenhafter, furchterregender Wolf, der einen Spieler mit seinen mächtigen Klauen so lange festnageln konnte, bis er ihn mit seinen bösartigen Reißzähnen erledigt hatte. Daneben verfügte er auch noch über zahlreiche Kampfzauber.
Gleich darauf strömten Zwergenkrieger in Hülle und Fülle in die zentrale Kaverne, störten die hintere Reihe und fingen die Angriffe der vorderen ab. Die Nahkämpfer fraßen nun irrsinnig viel Schaden vom Boss und seinen Adds, und Connor flitzte mit seinem Heiler nur so herum: hochheilen, den Rückzug antreten, meditieren, wieder nach vorn eilen. Dann passte er nur eine Sekunde lang nicht auf, und zwei Zwerge trafen ihn mit ihren Äxten. Bewegungsunfähig ging er zu Boden, und immer mehr Gegner strömten in seine Richtung.
Sein Herz raste und verdeutlichte ihm, dass sein Körper nicht zwischen Erregung im Spiel und Gefahr in der realen Welt unterschied. Als einer der anderen Spieler – ein Chinese, mit dem er noch kein Wort gewechselt hatte – ihn dann rettete, spürte er eine Woge der Dankbarkeit, vollkommen aufrichtig, aus tiefstem Herzen.
Zwölf der zwanzig Spieler starben und respawnten so weit entfernt, dass sie nicht mehr rechtzeitig zur Schlacht zurückkehren konnten. Dann heulte der Boss endlich auf, ein machtvoller Laut, bei dem die Stalaktiten von der Decke brachen und in einem scharfkantigen Regen zu Boden fielen. Die Überlebenden wichen so gut es ging aus, denn sie waren alle schon beinahe erledigt. Die Erfahrungspunkte waren der Hammer – Connor stieg sofort ein Level auf – , und es gab eine Menge wirklich guter Drops. Beinahe hätte Connor noch ein paar dazugeworfen, um die anderen für ihr Geschick und ihren Mut zu belohnen, doch dann zwang er sich, daran zu denken, dass er nicht auf ihrer Seite stand, sondern sie nur studieren, infiltrieren wollte.
> Ihr Jungs seid echt klasse!
Der Oger verbeugte sich wieder und führte einen kleinen Siegestanz auf. Auch dieser Tanz war selbst entworfen und wirkte gleichermaßen elegant wie lustig.
> Du spielst auch gut. Viel Glück mit dem Studium
Connors Finger schwebten über den Tasten.
> Ich wünsch dir, dass du bald deine Familie wiedersiehst
Der Oger drückte ihn kurz, und einen Moment schämte sich Connor für das, was er als Nächstes tun würde. Er tat es aber trotzdem: Er fügte die gesamte Gruppe seiner Liste hinzu, sodass von nun an jede ihrer Aktionen und jede ihrer Nachrichten automatisch mitgeloggt und übersetzt werden würden. Jede Transaktion – alles, was sie verkauften oder verschenkten – würde von nun an verfolgt werden: als winziges Detail in Connors Versuch, das riesige Netzwerk zu durchleuchten, mit dessen Hilfe die Farmer ihre Güter lagerten, verwandelten und umverteilten. Er hatte schon Hunderte solcher Konten in der Datenbank, und wenn es so weiterging, würde er Ende der Woche ein paar Tausend haben – und dabei war es schon Mittwoch.
Die Polizei stürmte Jies Studio, während sie und Lu gerade auswärts aßen und vollauf damit beschäftigt waren, einander in die Augen zu sehen.
Eigentlich war es ja nur eines ihrer Ersatzstudios, aber sie hatten es jetzt zwei Tage in Folge benutzt und es auch noch einen dritten Tag nutzen wollen. Das stellte zwar eine Verletzung ihrer eigenen Sicherheitsvorkehrungen dar, doch sämtliche Wohnungen, die Jie angemietet hatte, waren bereits von Webblys belegt, die ihre Jobs hingeschmissen und sich ganz dem Sammeln von Gold und Schätzen für den großen Plan verschrieben hatten.
Der Imbiss wurde von einer jungen Frau geführt, die sich um ihren zweijährigen Sohn und ihre vierjährige Nichte kümmerte und dennoch immer gut gelaunt war, auch wenn sie stets anzügliche Bemerkungen über junges Glück und die Gefahren einer frühen Elternschaft machte.
Jie griff gerade nach der Rechnung – Lu wollte wieder eine große Show daraus machen, sie war aber schneller und außerdem immer noch die mit dem Geld in der Beziehung – , als sein Telefon regelrecht durchdrehte.
Er warf einen Blick aufs Display und sah,
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