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For the Win - Roman

For the Win - Roman

Titel: For the Win - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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das gut: Der Wahoonie, den man letztes Jahr eingezahlt hatte, war plötzlich doppelt so viel wert. Für alle anderen aber war es ziemlich schlecht. Nur ein Idiot lieh sich zu einer solchen Zeit noch Geld, denn wenn er nächstes Jahr seinen geliehenen Wahoonie zurückzahlen musste, war der genauso doppelt so viel wert. Deflation konnte auch sehr ungleich auftreten: Die Preise für Nahrungsmittel mochten dank eines tollen neuen Düngers in den Keller gehen, sodass man für sein Geld auf einmal haufenweise Maniok bekam. Das hieß aber auch, dass Bauern nur noch halb so viel verdienten und nicht mehr so viel Geld für Kabelfernsehen locker hatten. Da die Fernsehsender aber nicht günstiger produzierten, hieß das weniger Profit für sie. Firmen mussten schließen, immer mehr Leute hatten immer weniger Geld, und die Preise fielen und fielen. Nach einer Weile konnte es sich keiner mehr leisten, überhaupt noch irgendwas zu kaufen.
    Anders gesagt: Die Gesamtmenge des im Umlauf befindlichen Gelds war ziemlich wichtig. Theoretisch hatten auch ständig ein paar fähige, verlässliche Leute ein Auge darauf. In der Praxis aber war das Geld der Welt ein einziges, wirbelndes Tohuwabohu. Dollar und Dukaten, Wahoonies und Euros, alles ging bunt durcheinander, und wenn eine Regierung erst damit anfing, wie am Fließband Geld zu produzieren, bekamen alle ihren Zuckerschub. Und wenn danach alles zusammenbrach und sich die Ersparnisse der Leute in Wohlgefallen auflösten, setzte die Todesspirale der Deflation ein: Die Preise sanken, die Firmen schlossen – und die Regierungen gingen wieder Geld drucken.
    In der Praxis hieß das also, dass niemand diesen großen Motor kontrollierte , der darüber bestimmte, wie viel Essen es gab und ob man seine Nieren verkaufen musste, damit die Familie noch was zu beißen hatte, ob die Firma um die Ecke noch ein paar Zeppeline baute, das Restaurant gegenüber noch an Kaffeebohnen kam. Ein paar Leute behaupteten es zwar – in Wahrheit kontrollierten sie aber höchstens einen kleinen Teil davon. Vielleicht glaubten sie sogar, dieser Teil sei die Bremse oder auch das Lenkrad des Ganzen, doch so war es nicht. Die Weltwirtschaft war ein einziger, außer Kontrolle geratener Zug. Der Lokführer saß tot im Führerstand, und die Fahrgäste konnten nur hoffen, ihr nacktes Leben zu retten, während ihre Habseligkeiten schon aus dem Fenster flogen und der Zug in jeder Kurve vollends zu entgleisen drohte.
    Und ganz hinten im Zug saßen ein paar, die angeregt darüber debattierten, wann genau der Zug entgleisen würde, ob der Lokführer denn tatsächlich tot sei und ob man den Zug vielleicht bremsen könne, wenn sich alle nur ein wenig beruhigten und so verhielten, als wäre alles in Ordnung. Das waren die Wirtschaftswissenschaftler. Und ein paar Leute aus der Ersten Klasse zahlten ihnen gutes Geld dafür, dass sie ihnen sagten, wo sie sich am besten hinstellten, damit ihnen in der nächsten Kurve nicht der Hut vom Kopf flog.
    Alle anderen aber hörten nicht weiter auf sie.
    »Hey, Connor!«, rief Ira. Die Stimme seines Maklers klang angespannt, und die Fröhlichkeit war offensichtlich nur gespielt.
    »Was gibt’s?«
    »Immer gleich zum Kern der Sache, was?« Ira näselte fast. »Du bist einfach ehrlich und direkt. Deshalb bist du auch mein liebster Kunde.«
    »Was ist los , Ira?« Um ihn herum dröhnte die Kommandozentrale, das übliche Geschrei, die üblichen Beschimpfungen.
    »Du erinnerst dich doch noch an die Papiere, von denen wir es neulich hatten?«
    Connor fühlte eine Last auf seiner Brust. Er zwang sich dazu, ruhig zu bleiben. »Allerdings.«
    »Na ja … Sie ließen sich erst ziemlich gut an – du hast ja die Auszüge gesehen. Letzten Monat acht Prozent … «
    »Ich habe die Auszüge gesehen.«
    »Also … «
    »Ira!«, rief Connor. »Hör bitte auf, hier den Geschäftsmann zu machen, und erzähl mir einfach, was los ist, sonst lege ich jetzt auf und ruf deinen Boss an.«
    »Connor«, sagte Ira gekränkt, »wir sind doch Freunde … «
    »Wir sind keine Freunde. Du bist Geschäftsmann, und ich bin dein Kunde. Ich lege jetzt auf.«
    »Moment! Jetzt warte doch! Also gut. Es gibt da eine kleine … Liquiditätskrise bei den zugrunde liegenden Vermögenswerten.«
    Connor übersetzte das Makler-Sprech in eine verständliche Sprache. »Den Leuten ist das Geld ausgegangen.«
    »Sie haben diesen Monat kein Geld«, sagte Ira. »Schau, die Zinsen waren jetzt seit über einem Jahr auf dem Höhenflug. Im

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