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For the Win - Roman

For the Win - Roman

Titel: For the Win - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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Endeffekt können wir ja gar nicht verlieren – habe ich dir doch erklärt. Sie haben bloß momentan einen kleinen Engpass, der sich sicher nicht wiederholen wird.«
    Nachdem der erste Monat gute Gewinne abgeworfen hatte, hatte Connor noch ein paar Reserven lockergemacht, um mehr kaufen zu können. Viel mehr. So viel, dass das Maklerbüro ihm eine Flasche Schampus geschickt hatte. Er hatte etwas den Überblick darüber verloren, wie viel genau er in Iras »abgesicherte« Papiere investiert hatte, aber er wusste, dass es mindestens $ 150000 waren. Es hatte sich alles so gut angehört …
    »Von welcher Art von Engpass reden wir hier?«
    »Es geht um Nintendo. Die haben kürzlich ihre Finanzpolitik geändert. Die Sternenbauer in Mushroom Kingdom fahren eine ganz schöne Ernte ein, deshalb verlieren die Mariomünzen an Wert. Angeblich ist das aber wirklich nur eine vorübergehende Sache, weil sie so viele neue Spieler haben, die mit den Alteingesessenen nicht mithalten können. Deshalb versuchen sie die Preise für alles zu senken, damit die Neuen bei der Stange bleiben. Sobald sie aber aufgeholt haben und neue Power-Ups brauchen, werden die Preise schon wieder anziehen.«
    Für Connor klang das so weit ganz plausibel. Schließlich hatten sie oft genug etwas Ähnliches in ihren Spielen gemacht. Die erfahrenen Spieler beschwerten sich zwar, wenn die Inflation ihren Besitztümern den Wert nahm, aber wenn man seinen Charakter zwei Jahre lang hochgespielt hatte, ging man wegen so was auch nicht einfach weg. Es war wichtig, etwas frisches Blut ins Spiel zu pumpen, um die alten Spieler zu ersetzen, die keine Lust oder kein Geld mehr hatten (oder aus sonstigen Gründen aufhörten). Und das war jeden Monat eine stattliche Zahl.
    Diese Abwanderung war ihr größtes wirtschaftliches Problem. Es gab allerdings ein paar kleine Tricks, sie einzudämmen: Zum Beispiel konnte man Spieler, die seit einem Jahr nicht mehr online gewesen waren, anmailen und ihnen mitteilen, ihr Charakter werde demnächst gelöscht. In einem von drei Fällen kam der Spieler lieber zurück, als seinen alten Char zum Tode zu verurteilen. Letztendlich würden aber immer Spieler weggehen – und das Einzige, was man tun konnte, bestand darin, neue Spieler zu rekrutieren.
    Der Makler schwallte und schwallte. »Wir erwarten also wirklich einen großen Sprung, und zwar in vier bis acht Wochen. Mehr als genug, um den kleinen Kurssturz wieder auszugleichen. Und wenn es tatsächlich schlecht läuft, haben wir ja immer noch den Prinz mit seiner Wette … «
    »Was heißt das jetzt im Endeffekt?«
    »Im Endeffekt«, sagte Ira, »heißt das, dass es diesen Monat keine Zinsen gibt. Die Papiere werden momentan zwanzig Prozent unter Nennwert gehandelt.« Er schluckte vernehmlich. »Das sind sechzig Prozent weniger als das, was du für sie gezahlt hast. Aber wenn es wirklich schlecht läuft, wird unser Notfallplan … «
    Connor versuchte zwar noch, ihm zu folgen, doch es hatte ihm gerade den Atem verschlagen. Sechzig Prozent! Mehr als die Hälfte seines Geldes hatte sich gerade in Luft aufgelöst! Und das Schlimmste daran war, dass er ja noch andere Verpflichtungen hatte: eine Hypothek, dazu Zahlungen für ein paar kleinere Start-ups, in die er sich eingekauft hatte, und die Rechnungen für sein Strandhaus auf den Bermudas wurden auch langsam fällig. Er hatte fest damit gerechnet, dass seine Papiere Gewinn abwarfen. Ohne sie konnte er alles verlieren.
    Dessen ungeachtet fuhr der Makler fort: »Deshalb empfehlen wir dringend weiterzukaufen. Jetzt erst recht.«
    »Wie bitte?«, fragte Connor so laut, dass sich die Leute neben ihm umdrehten. Mit finsterer Miene erwiderte er ihre neugierigen Blicke, bis sie sich wieder den eigenen Angelegenheiten zuwandten. »Hast du gerade kaufen gesagt?«
    »Der Zeitpunkt dafür war nie günstiger«, sagte der Geschäftsmann. Connor stellte sich Ira in seinem Hasenstall von Büro vor: ein kurzhaariger Mann mittleren Alters in einem Anzug, der einmal modisch und maßgeschneidert gewesen war, doch jetzt nur noch maßgeschneidert. Ein Mensch mit vielen schlechten Angewohnheiten, der ständig am Telefon hing. Abgenagte Fingernägel, nervös wackelnde Knie. Neben ihm im Abfalleimer unzählige leere Kaffeebecher aus Pappmaschee. Ringsum jede Menge Bildschirme, die lautlos wie alte Stummfilme vor sich hin flimmerten.
    »Wenn die Kurse gut stehen«, fuhr der Makler fort, »kann doch jeder kaufen. Aber wie viel höher werden sie noch steigen, wenn

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