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For the Win - Roman

For the Win - Roman

Titel: For the Win - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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alles, was zum Verkauf stand). Es kam wirklich nicht darauf an, ob es sich bei diesem Geld um Dollar, Goldklumpen, Pilze, Ringgit, Euro oder Yen handelte. Alles zusammengenommen ergab das Weltmeer – und wenn man alles hatte, war das der Meeresspiegel.
    Was passierte aber, wenn jemand einfach jede Menge Geld druckte? Wenn man alles Geld im Umlauf verdoppelte? Trat das Meer aus Geld dann über die Ufer?
    Nein.
    Mehr Geld zu drucken machte das Geld an sich nicht mehr. Eher schon war es so, wie den Ozean in Litern statt Gallonen zu messen. Wenn man 343 Trillionen Gallonen Meerwasser in (mehr oder weniger) 1,6 Trilliarden Liter umrechnete, hatte man trotzdem noch genauso viel Ozean. Gallonen und Liter waren Maßeinheiten des Wassers, kein Wasser selbst.
    Genauso war der Dollar eine Maßeinheit des Werts, kein Wert an sich. Wenn man die Gesamtmenge der in Umlauf befindlichen Währung verdoppelte, verdoppelte man nur den Preis von allem. Die Gesamtmenge der Güter verdoppelte sich nicht, bloß weil man etwas Geld gedruckt hatte. Das nannte sich dann Inflation – und konnte echt übel sein.
    Angenommen, man war der Diktator irgendeiner Bananenrepublik. Jahrzehntelang hatte man seine Taschen auf Kosten der einfachen Leute gefüllt und sie halb tot besteuert, dann die Gelder veruntreut und sie in einer geheimen Offshore-Bank in Honduras deponiert. Irgendwann hatte man so viel Geld aus dem Land abgezogen, dass die Leute drauf und dran waren, ihre Schuhe zu essen. Dann begannen sie wütend zu werden.
    Normalerweise hätte man jetzt einfach seine Soldaten losgeschickt, um an ein paar hundert Dissidenten ein Exempel zu statuieren. Die aufgeschlitzten Leichen ließ man am besten gleich am Straßenrand liegen, damit die treuen Untertanen wussten, was ihnen blühte, wenn sie sich danebenbenahmen.
    Soldaten arbeiteten aber nicht für lau; selbst die wirklich zurückgebliebenen Sadisten nicht. Sie wollten bezahlt werden. Und wenn man das ganze Geld schon außer Landes geschafft und auf sein Konto eingezahlt hatte, brauchte man etwas, womit man sie bezahlen konnte.
    Doch kein Problem. Dafür war man schließlich Diktator. Man rief also beim Finanzministerium an und ließ ein paar Billionen Dukaten, Goldzertifikate, Wahoonies oder was auch immer drucken. Damit bezahlte man dann die Truppen. Das funktionierte sogar – eine Weile. Die Soldaten zogen los und kauften sich was zu trinken, schicke Klamotten oder tolles Essen. Sie schickten Geld an ihre Familien, die nun endlich ihre Häuser und Höfe aufbessern oder die Erntehelfer bezahlen konnten.
    Doch während die Gesamtmenge an Geld immer größer wurde, verlor es auch immer weiter an Wert. Die Bar erhöhte die Preise, weil die Mieten angezogen hatten, und der Vermieter brauchte mehr Geld, weil es immer teurer wurde, die Familie zu ernähren – und das lag wiederum daran, dass auch der Bauer seine Preise hochsetzte, weil er sich sonst den Diesel für den Traktor und das Wasser für die Felder kaum noch leisten konnte.
    Und spätestens dann tauchten die Soldaten am Palast auf und erklären einem, wenn nötig mit der Waffe in der Hand, wieso genau sie eine Gehaltserhöhung verdient hatten.
    Doch kein Problem – einfach beim Finanzminister angerufen und noch mal ’ne Billion Wahoonies bestellt. Und alles ging wieder von vorne los.
    Inflation war der billige Zuckerschub, den Regierungen sich gerne mal genehmigten. Das ging aber immer nur eine Weile lang gut, dann kam die große Ernüchterung, und die war wirklich nicht schön: Familien, die sich ihr Leben lang etwas zurückgelegt hatten, stellten auf einmal fest, dass ihr kleines Notpolster nicht mal mehr für ein Abendessen außer Haus reichte. Alle Ersparnisse waren auf einen Schlag wie weggewischt. Und plötzlich brauchte man viel mehr Soldaten, damit die treuen Untertanen einen nicht wie einen Fisch ausnahmen und mit dem Kopf nach unten an die Palasttür hängten.
    Wenn man ein ganz gewitzter Diktator war, ging man aber noch einen Schritt weiter: Man nahm alle Ersparnisse in echtem Geld – Euros, Dollar, Yen – und tauschte sie zum aktuellen Kurs in Wahoonies um. Damit konnte man die Armee dann noch mal ein paar Tage bei Laune halten, während man sich selbst in einen Flieger nach ganz weit weg setzte.
    Schlimm, sogar sehr schlimm, aber auch die Deflation war kein Zuckerschlecken. Wenn die Leute nämlich immer ärmer wurden – und immer weniger Geld im Umlauf war – , stieg der Wert des Geldes. Für Leute mit Ersparnissen war

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