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For the Win - Roman

For the Win - Roman

Titel: For the Win - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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hochnehmen, müsste jemand von uns diese ganzen Transaktionen durchsehen, Schritt für Schritt, damit wir auch wirklich dessen Komplizen erwischen und nicht Unschuldige. Woher sollen wir das Personal dafür nehmen?«
    Da meldete sich Baird, der Anwalt, den Connor am wenigsten hasste: »Wie wäre es denn mit den Mechanischen Türken?«
    Connor fiel die Kinnlade herab, genau wie Bill. Der Anwalt wurde etwas nervös. »Ich meine ja nur … «
    »Natürlich!« , rief Connor. »Und es würde uns nicht mal was kosten. Lassen wir die MT s doch einfach alles behalten, was sie den Farmern abnehmen.«
    Da zuckte die Hand des jungen Palmer nach oben. Connor hasste ihn, denn Palmer war Wirtschaftswissenschaftler, so wie er, und erinnerte ihn daran, wie er selbst noch vor ein paar Jahren gewesen war. »Ich dachte, wir wollten dieses ganze Gold vom Markt haben«, sagte er. »Wie wollen wir die Währung unter Kontrolle halten, wenn die Goombas den Markt damit überschwemmen können?«
    Connor winkte ab. »Klar, theoretisch entziehen sich diese Leute unserer Kontrolle, aber selbst wenn sie in die Vollen gehen, wird das den Markt nicht erschüttern. Zur Not können wir immer noch den Gesamtvorrat oder die In-Game-Kosten anpassen … Und schließlich werden die MT s kaum hingehen und ihr ganzes Gold gleich auf den Kopf hauen oder zu Geld machen, besonders nicht, wenn wir den Kurs noch eine Weile niedrig halten.«
    Palmer wollte noch etwas sagen, aber Connor fiel ihm ins Wort. »Wir können das alles noch im Detail besprechen, aber einigen wir uns für den Moment doch einfach darauf, dass wir am längeren Hebel sitzen. Machen wir weiter.«
    IrgendwoimHinterkopfahnteConnorzwar,dasserdasGefahrenpotentialdieserSachevielleichtwirklichunterschätzte,dochdasändertenichtsdaran,dassdiesseinegroßeChancewar,dieGoldfarmermitderganzenMachtdesKonzernseinfüralleMalausdemWegzuräumen.UndwenndasdieWirtschafteinweniginsStrauchelnbrachte … dannkonntemansichdarumkümmern,wennessoweitwar.SchließlichkontrolliertensiedieseWirtschaft.
    Später, an seinem Schreibtisch in der Kommandozentrale, ließ er zufrieden den Blick über die hellsten Köpfe des Konzerns – wenn nicht in der ganzen Welt – schweifen. Alle zogen am gleichen Strang: endlich die Parasiten aufzustöbern, die er seit Monaten jagte. Und wenn er auch selbst mal eine Art Farmer gewesen war, ein Spekulant, der mit virtuellen Gütern Profit gemacht hatte: Wen kümmerte es? Heute war er was Besseres.
    Es gab einfach nicht genug Platz auf der Welt für ein paar Millionen Farmer, die alle hoch dotierte Spiele-Execs werden wollten. Wenn jeder ein Stück vom Kuchen abhaben wollte, dann würden die Stücke irgendwann so dünn werden, dass man durch sie hindurchschauen konnte. »Wenn dreißigtausend Leute sich einen Apfel teilen, hat niemand was davon – schon gar nicht der Apfel.« Einer seiner alten Wirtschaftsprofs hatte diesen Spruch immer in einer Ecke seiner Tafel stehen gehabt, und jedes Mal, wenn ein Student über Mitleid mit den Armen dieser Welt schwadronierte, hatte er bloß an die Tafel getippt und gefragt: »Würden Sie Ihr Mittagessen mit dreißigtausend anderen Menschen teilen wollen?«
    Und verdammt noch mal, es gab sicher eher drei Millionen Goldfarmer da draußen. Sollten sie sich doch ihre eigenen blöden Äpfel suchen.
    Der Meeresspiegel war die durchschnittliche Höhe aller Weltmeere und die Welt so gesehen eine riesige Bettpfanne, die zur Hälfte mit Wasser gefüllt war. Pustete man auf einer Seite, entstanden winzige Wellen, deren Kämme höher als der Rest des Wassers waren. Man konnte die Bettpfanne auch kippen und das Wasser herumschwappen lassen, sodass es auf einer Seite höher war als auf der anderen. Insgesamt aber blieb die Höhe des Wassers immer gleich und konnte leicht bestimmt werden.
    Mit den Weltmeeren verhielt es sich ebenso. Auch wenn die Gezeiten das Wasser vom einen Ende ans andere zogen (und eigentlich gab es ja wirklich nur ein einziges, zusammenhängendes, puzzlestückförmiges Meer, das alle Kontinente umschloss) oder Stürme hier und da ein paar Wellen schlugen – unterm Strich gab es nur eine bestimmte Menge Wasser, die eine mehr oder weniger anerkannte Durchschnittshöhe besaß: den Meeresspiegel.
    Auch mit Geld war es nicht anders. Die Welt hatte einen bestimmten Wert, denn es gab nur eine begrenzte Menge an Dingen, die man kaufen konnte. Hatte man alles Geld der Welt, dann konnte man es theoretisch gegen alles tauschen, was es gab (zumindest

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