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For the Win - Roman

For the Win - Roman

Titel: For the Win - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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sie schon ganz oben sind? Ans richtig große Geld kommst du nur ran, wenn du gegen den Strom schwimmst. Wenn alle anderen ihre Papiere abstoßen – genau dann musst du einsteigen. Wenn die Kurse im Keller sind.«
    Connor wusste, dass da was dran war. Den gleichen Kram wie alle zu kaufen, war eine sichere, aber uninteressante Sache, bei der fast nichts heraussprang. Reich wurde man nur mit dem Kram, den alle anderen links liegen ließen, weil sie zu blöd waren, die Chance zu erkennen.
    »Ira«,erwiderteConnor,»duhastjarecht.Aberduweißtselbstambesten,wie’sbeimiraussieht.Ichkann’smirnichtleisten, jetzt groß einzusteigen. Ich bin schon am Limit.«
    »Connor,altesHaus«,sagteIra,undConnorhörteihngrinsenundgrinsteselbst,einReflex,denereinfachnichtunterdrückenkonnte.»Dubistdochnichtpleite!DuhasteinkleinesLiquiditätsproblem.DustehstunseremHaussehrnahe.Dasistschließlichauchwaswert.EigentlichistdassogardasWichtigste.WirhabendirdasProblemeingehandelt,jetzthelfenwirdirauchwiederraus.WennduetwasKreditbrauchst,istdasgarkeinProblem.LassmichmalebenmitunsererKreditabteilungreden,dannrufeichdichzurück. Ich bin mir sicher, dass wir das hinbekommen.«
    Plötzlich überkam Connor ein unheimliches, fast schizophrenes Gefühl. Es war so, als hätte sich sein Gehirn in zwei Teile gespalten. Sein eines Ich schüttelte entschieden den Kopf und sagte: Um Himmels willen, du bist ja nicht mehr ganz bei Trost, auf keinen Fall kannst du noch mehr Geld in diese Sache pumpen – nein, nein, nein, bloß nicht!
    Doch ein anderer Teil seines Verstandes sagte: Ira hat völlig recht: Am besten steigt man ein, wenn die Kurse ganz am Boden liegen. Diese Papiere haben tierisch viel Geld abgeworfen. Seine Erklärungen klingen sinnvoll. Jetzt stell dir mal vor, wie du dir vorkommst, wenn du jetzt nicht einsteigst und der Kurs sich erholt – das ganze Geld, das dir dann durch die Lappen geht! Denk daran, was du dir alles leisten kannst, wenn das jetzt läuft: ein größeres Haus, ein neues Renditeobjekt, ein neues Auto …
    Und da öffnete sich sein Mund, und es kamen folgende Worte heraus: »Alles klar, das klingt super. Ich nehme so viel, wie du mir auslegen kannst.« So was nannte man »kreditfinanzierten Effektenkauf«. Geschäfte mit geliehenem Geld waren ein gefährliches Spiel – denn wenn man das Geld zurückzahlen musste, ehe die eigene Wette aufgegangen war (oder wenn sie nie aufging), konnte einen das wegfegen.
    Eigentlich ging es hier ja aber gar nicht um eine Wette. Sein Makler hatte schließlich alles abgesichert. Je schlechter sich der Kurs entwickelte, desto mehr brachten die Wetten ein, die dieser Prinz dagegengesetzt hatte. Von Monat zu Monat mochte es vielleicht kleinere Schwankungen geben, aber unterm Strich konnte er gar nicht verlieren.
    »Kauf«, sagte er. »Kauf, kauf, kauf!«
    Den Rest des Tags war er so damit beschäftigt, sich deswegen Sorgen zu machen, dass er nicht einmal mitbekam, wie so ziemlich jeder in der Kommandozentrale ein fast identisches Gespräch mit seinem Makler führte.
    Wei-Dongs Mutter war der perfekte Augenöffner, was die Webblys und ihre Spiele anging. Früher hatte er das nicht zu schätzen gewusst, doch seit er von daheim weg war, hatte seine Mutter versucht, den Kontakt wiederherzustellen, indem sie ihm Geschichten über Spiele und Spieler mailte. Es waren immer Sachen, die er schon Monate zuvor mitgekriegt hatte und die dem Rest der Welt jetzt mit großen, aufdringlichen OMG - WTF -Schlagzeilen mitgeteilt wurden. Meistens amüsierte er sich bloß darüber.
    Mittlerweile aber nahm er diese Artikel vor allem als wertvollen Einblick in ein Paralleluniversum der Nichtspieler wahr – der Leute, die einfach nicht begriffen, wie wichtig das alles geworden war. Am besten waren die Beiträge aus der Finanzwelt, die den Verrückten, die in Spielgold investiert hatten, zu erklären versuchten, was genau sie sich da eigentlich gekauft hatten.
    Jetzt, wo er in China war, waren diese Informationen sogar noch wichtiger. Seine Mom glaubte immer noch, er sei in Alaska, und er gab sich alle Mühe, seine gelegentlichen Mails mit Erwähnungen der langen Nächte und kurzen Tage, der Wildnis und der Einheimischen zu würzen – das meiste kopierte er einfach aus den Tweets echter Alaskatouristen.
    Heute, in der dritten Woche des Streiks, hatte sie ihm Folgendes geschickt:
    Eine Gewerkschaft für Computerspieler?
    Sie nennen sich selbst die Industrial Workers of the World Wide Web. Angeblich ist ihre Zahl in den

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