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For the Win - Roman

For the Win - Roman

Titel: For the Win - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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geflissentlich ignoriert wurden – als potenzielle Perverse oder andere Quellen der Peinlichkeit.
    Vier Stationen weiter stieg Jie wieder aus. In letzter Sekunde sprang auch er durch die Tür. Dabei erhaschte er einen Blick auf sein Spiegelbild in den Türen und sah, dass sein Haar und sein Hals mit getrocknetem Blut verklebt waren. Er verfluchte seine Selbstsicherheit. Von wegen unsichtbar! Wahrscheinlich war er das Bemerkenswerteste, was die Reisenden an diesem Tag zu sehen bekommen würden: ein schmutziger, blutender Gweilo.
    Er folgte Jie die Rolltreppe hinauf und sah sie Richtung einer öffentlichen Toilette nicken. Er ging zur Tür und probierte den Griff, doch die Tür war verschlossen. Er wollte schon weitergehen, als sie sich öffnete. Drinnen stand eine alte Frau mit einem so schlimmen Buckel, dass ihr Gesicht fast zum Boden gebeugt war.
    Sie studierte ihn mit trüben Augen, schürzte die Lippen und wollte die Tür wieder schließen.
    »Moment!«, flüsterte er rasch auf Chinesisch.
    »Du sprichst Chinesisch?«
    Er nickte. »Ein bisschen. Ich müsste die Toilette benutzen.«
    »Zehn Yuan«, sagte sie. Er war sich ziemlich sicher, dass sie nicht die offizielle Putzfrau war, aber er wollte nicht mit ihr diskutieren. Er suchte in seinen Taschen und fand zwei zerknitterte Fünfer für sie. Das waren $ 1,25, ein irrer Preis für die Benutzung einer Toilette, aber das war ihm momentan egal.
    Die Toilette war eng und mit großen Einkaufstüten vollgestellt, die anscheinend die Besitztümer der Alten enthielten. Wei-Dong ging zum Waschbecken und starrte sich im verkratzten Spiegel an. Er sah aus, als wäre er, Kopf voran, durch einen Mixer gedreht worden. Er spritzte sich mit beiden Händen Wasser ins Gesicht, doch außer, dass er sein T-Shirt damit nass machte, brachte das nicht allzu viel.
    »So geht das doch nicht!«, rief die alte Frau hinter ihm und drehte den Wasserhahn mit einer arthritischen Hand wieder zu. Er erwiderte nichts, denn er wollte wirklich keinen Streit mit der seltsamen Alten.
    »Ausziehen!«, befahl sie da und schlug ihm ungeduldig auf die Hand, als er zögerte. »Na los! Zieh das aus, beug dich vor, Haar unter den Hahn. Also ehrlich!«
    Er gab sich alle Mühe, in dem kleinen, schmutzigen Becken den Kopf unter den Hahn zu bekommen. Da drehte sie den Hahn voll auf, wusch ihm mit zitternden Händen das Haar und seinen blutverkrusteten Nacken. Als er sich wieder aufrichten wollte, schlug sie ihm auf den Rücken. »Unten bleiben!«
    Er gehorchte. Endlich ließ sie zu, dass er sich wieder aufrichtete, und kramte in ihren Tüten, bis sie ein knittriges altes Herrenhemd gefunden hatte. »Da hast du was zum Abtrocknen«, sagte sie und drückte es ihm in die Hand.
    Das Hemd roch nach Stadt und nach Schimmel, war aber sauberer als alles, was er anhatte. Er frottierte sich das Haar, achtsam, nicht den Schnitt an seinem Kopf zu berühren.
    »Ist keine tiefe Wunde«, sagte sie. »Ich war mal Krankenschwester. Das wird schon wieder. Ein Stich oder zwei, wenn du keine Narbe willst.«
    »Danke«, brachte Wei-Dong hervor. »Vielen, vielen Dank.«
    »Zehn Yuan«, sagte sie und schenkte ihm ein zahnloses Grinsen. Er gab ihr noch zwei Fünfer und zog sein Shirt wieder an. Es roch ganz erbärmlich nach Schweiß und nach Blut, doch es war schwarz mit einem Ork darauf, sodass man das Blut nicht sehen konnte.
    »Jetzt geh«, sagte sie. »Und halt dich aus Ärger raus!«
    Benommen trat er wieder nach draußen und suchte nach Jie. Sie wartete an der Rolltreppe nach oben und frischte ihr Make-up auf, sodass sie mit dem kleinen Spiegel in der Hand ganz zufällig die Toilette im Blick behalten konnte. Sie entdeckte ihn, klappte den Spiegel zu und ging nach oben. Wei-Dong folgte ihr.
    »Zweiundvierzig Tote«, sagte Schwester Nor zu Justbob und dem Mächtigen Krang. »Zweiundvierzig Tote in Shenzhen! Das ist ein Blutbad.«
    »Das bedeutet Krieg«, sagte Justbob.
    »Krieg«, sagte der Mächtige Krang so böse, wie man ihn noch nie gehört hatte. Er bemerkte ihre Blicke, ballte die Fäuste und starrte finster vor sich hin. »Krieg!«, wiederholte er.
    »Kein Krieg«, widersprach Schwester Nor. »Streik.«
    »Ein Streik«, verkündete General Robotwallah ihren Truppen. »Kein Gold gelangt mehr in unsere Spiele oder aus ihnen heraus!«
    »Zweiundvierzig Tote.« Yasmins Stimme war schwer von Kummer. Dreiundvierzig , dachte Ashok, die Gedanken bei dem kleinen Jungen, und auch Yasmins Lippen formten dreiundvierzig , als sie Platz

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