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For the Win - Roman

For the Win - Roman

Titel: For the Win - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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anständigen Job hofften. Stattdessen müssen wir uns gegen perverse Bosse wehren, werden von Betrügern aufs Kreuz gelegt, verlieren unser ganzes Geld und werden vor die Tür gesetzt, wenn der Markt gerade schlecht steht.
    »Es reicht«, hauchte sie so leise, dass Wei-Dong sie kaum verstand. »Es reicht«, sagte sie lauter. » ES REICHT !«, schrie sie, stand auf und begann, wild gestikulierend auf und ab zu laufen.
    »Wir haben genug davon, jedes Mal um Erlaubnis bitten zu müssen, wenn wir auf die Toilette wollen! Wir haben genug davon, dass man uns jedes Mal den Lohn kürzt, wenn wir krank sind! Wir haben genug davon, dass man uns einsperrt, damit wir Überstunden arbeiten. Keine Überstunden ohne Lohn mehr! Keine Brandwunden mehr an unseren Händen – wie vielen von euch hat sich das bescheuerte Logo irgendeiner dummen Firma ins Fleisch gebrannt, bloß weil man euch ohne Schutzkleidung an die Maschinen schickte?
    Wir wollen keine Augen oder Finger mehr verlieren. Wir wollen nie mehr erleben, wie einem Mädchen die Kopfhaut abgerissen wird, weil es mit dem Haar in irgendeine Riesenmaschine mit der Kraft eines Ochsen und dem Verstand einer Ameise gezogen wird. ES REICHT !
    Morgen geht keiner von uns arbeiten. Keiner. Schwestern, es ist an der Zeit. Wenn sich eine von euch weigert, wird sie einfach gefeuert, und die Maschinen laufen weiter. Wenn ihr alle euch weigert, dann stehen die Maschinen still.
    Wenn eine Fabrik schließt, kommt die Polizei, um sie wieder zu öffnen. Soldaten mit Gewehren und Knüppeln und Gas. Wenn alle Fabriken schließen , gibt es auf der ganzen Welt nicht genug Polizei, sie wieder zu öffnen.«
    Sie schaute auf ihren Schirm. Die Leitung lief heiß. Sie nahm eine Anruferin herein.
    »Jiandi!«, rief eine aufgeregte Mädchenstimme. »Jiandi, bist du das?«
    »Ja, Schwester, ich bin’s«, sagte sie und lächelte schwach. »Wer sonst?«
    »Hast du von den anderen Toten gehört? Den vielen Jungen, die sie erschossen haben?«
    Wei-Dong war, als zöge man ihm den Boden unter den Füßen weg. Das Mädchen redete aufgeregt weiter.
    »Angeblich waren es zweiundvierzig. Die Überlebenden haben Bilder mit dem Handy verschickt. Googel nach 42 Tote , und du findest sie. Die Polizei sprach erst von Lügen, jetzt heißt es, es sei eine Gangsterbande gewesen, aber ich habe ein paar Gesichter von dem anderen Streik wiedererkannt, von dem du uns erzählt hast … «
    Wei-Dong nahm gleich sein Handy und begann zu suchen, doch er war so aufgeregt, dass er sich mehrmals vertippte und von vorne anfangen musste, was durch den Proxy, über den sie ins Netz gingen, noch aufwändiger wurde. Dann aber bekam er es hin, und so langsam wie wandernde Gletscher trudelten die Bilder bei ihm ein. Foto um Foto sah er die Getöteten in der engen Gasse liegen, die Arme ausgebreitet oder schützend vors Gesicht gelegt, die Beine schlaff. Viele Bilder waren unscharf, und das kleine Handydisplay machte es noch schwerer, alles zu erkennen, doch der Anblick traf ihn dennoch wie mit Hammerschlägen.
    Das Mädchen fuhr fort: »Wir haben die Bilder gesehen, und die Mädchen bei mir im Schlafsaal haben Angst. Und da sagst du uns, wir sollen uns gegen unseren Boss auflehnen? Woher willst du wissen, dass wir nicht auch erschossen werden?«
    Jies Mund öffnete und schloss sich wie der eines Fischs. Sie hielt die Hand auf, schnippte mit den Fingern, und Wei-Dong reichte ihr sein Handy. Als sie die Bilder sah, wurde sie aschfahl. Ihre Zähne klickten aufeinander, wieder und wieder.
    »Oh«, sagte sie, als hätte sie die Frage des Mädchens gar nicht gehört. »Oh«, sagte sie noch mal, als hätte sie gerade eine tiefe Wahrheit erkannt, die ihr das ganze Leben lang entgangen war.
    »Jiandi?«, fragte das Mädchen.
    »Kann schon sein, dass man dich erschießt«, erwiderte Jie langsam, als redete sie mit einem Kind. »Kann auch sein, dass man mich erschießt. Sie können uns aber nicht alle erschießen.«
    Sie schwieg und überlegte. Tränen tropften ihr vom Kinn aufs T-Shirt.
    »Oder doch?«
    Sie klickte und spielte einen Werbeblock ein.
    »Ich kann nicht mehr«, erklärte sie tonlos. »Ich kann das alles nicht mehr. Ich sollte heimgehen.«
    Wei-Dong schaute auf seine Hände. »Ich glaube nicht, dass du dort sicher wärst.«
    Sie schüttelte den Kopf. » Heim . Zurück in mein Dorf. Ich hab noch ein wenig Geld übrig. Ich könnte nach Hause gehen, meine Eltern könnten mir einen Ehemann suchen, und ich könnte einfach nur ein Mädchen vom

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