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For the Win - Roman

For the Win - Roman

Titel: For the Win - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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»Stehenbleiben!«, hörte er. »Keine Bewegung!«
    Gleich darauf hatte sich Jie durch die Öffnung gewunden, und Wei-Dong angelte nach Lus Hand. Mittlerweile war die Öffnung taghell erleuchtet. Lu, der nach dem Deckel gesucht hatte, gab es auf und robbte so schnell er konnte mit zusammengebissenen Zähnen weiter. Seine Miene zeigte sowohl Angst als auch Entschlossenheit, aus einer Kopfwunde strömte Blut.
    »Stehenbleiben!«, rief es hinter ihm, und Lu gab sein Letztes. Dann hörte man deutlich, wie eine Waffe gespannt wurde. Lus Augen weiteten sich, seine Arme schossen nach vorn, und er kämpfte sich mit Fingern und Zehen voran.
    »Komm schon!«, flehte Wei-Dong unter Tränen. »Mach schon, Lu!«
    Ein Schuss fiel. Wei-Dong kannte den hohlen Klang aus seiner Zeit in der Downtown von L.A. Doch diesmal war zugleich ein bedrohliches Pfeifen zu hören: Die Kugel prallte von mehreren Rohren ab, streifte eines nach dem anderen, sodass Wasser herauszuströmen begann. Und Lu war immer noch zu weit entfernt, um ihn zu bergen.
    Wei-Dong legte sich auf den Bauch und kroch ihm mit ausgestreckten Armen halb entgegen. »Komm schon, komm schon«, murmelte er, ohne zu wissen, ob auf Englisch oder auf Chinesisch.
    Lu kam näher. » HALT !«, dröhnte es, und wieder fiel ein Schuss, gefolgt von zwei weiteren. Überall strömte Wasser, überall pfiffen Querschläger durch die Luft, und dann …
    … dann schrie Lu, ein Laut, wie Wei-Dong ihn noch nie gehört hatte. Am ehesten klang es wie der Schrei der Katze, die früher einmal vor Wei-Dongs Haus überfahren worden war und eine halbe Ewigkeit mit gebrochenem Rücken auf der Straße gelegen hatte. Es hatte fast wie das Geschrei eines Menschen geklungen, und ihm hatten sich damals alle Härchen aufgestellt.
    Dann verstummte Lu. Lag starr und reglos da.
    Wei-Dong biss sich so fest auf die Zunge, dass er Blut in seinem Mund schmeckte.
    Lus Augen verengten sich. Die Pupillen zogen sich zusammen. Er öffnete den Mund, als hätte er gerade die tiefste Erkenntnis seines Lebens gehabt. Dann strömte Blut über seine Lippen und tropfte ihm über das Kinn.
    »Lu!«,schrieWei-Dongundwarhin-undhergerissenzwischendemWunsch,zuihmzukriechenundihnzubergen,unddemImpuls,sichzurückzuziehenundsoschnellwiemöglichzurennen,wennmöglichbisnachKalifornien …
    Dann bellte jemand in brutalem Chinesisch: » BLEIB WO DU BIST !« und spannte erneut die Waffe. Wei-Dong roch das Blut in seinem Mund. Und das von Lu, der zusammengesunken war. Gleich darauf roch er Pulver. Danach …
    … wieder ein Schuss, so tödlich laut, dass seine Ohren pfiffen.
    » BLEIB WO DU BIST !«, wiederholte die Stimme, und Wei-Dong kroch so schnell er konnte zurück.
    Jie zog ihn auf die Beine. Ihr Gesicht war von Staub und Tränen verschmiert. »Lu?«, fragte sie.
    Hilflos schüttelte er den Kopf. All sein Chinesisch war in diesem Moment einfach weg. Ihm fehlten die Worte.
    Da tat Jie etwas Eigenartiges: Sie schloss die Augen, atmete tief ein, tiefer und tiefer, ballte ihre Fäuste und spannte Arme und Nacken, bis ihre Muskelstränge straff hervorstachen.
    Dann atmete sie genauso tief aus – öffnete die Fäuste, entspannte die Muskeln, schlug die Augen wieder auf.
    »Verschwinden wir«, sagte sie und glitt in einer einzigen fließenden Bewegung zur Tür. Die Tür führte auf einen Flur wie den im anderen Haus. Es roch nach Gewürzen, altem Schweiß und Schimmel, der sich tief ins Mauerwerk gefressen hatte. Verglichen mit dem Zwielicht, dem sie gerade entkommen waren, wirkte die trübe Beleuchtung hell, und er merkte, dass sie in einer alten Gemeinschaftsdusche herausgekommen waren, deren Wände grün vor altem Schleim und Schimmel waren.
    Jie nahm ein paar leichte Sandalen aus ihrer Tasche und streifte sie rasch über. Dann reichte sie Wei-Dong ein Erfrischungstuch, nahm sich selbst auch eins und wischte sich damit hastig Gesicht, Hände und Waden ab. Obwohl Wei-Dongs Herz immer noch raste und das Adrenalin durch seinen Körper strömte, zwang er sich, dasselbe zu tun. Sie hörten Rufe hinter sich und von der Straße unter ihnen, und Wei-Dong wusste, dass es hoffnungslos war – sie waren umstellt.
    Doch wenn Jie weitermachte, würde er das auch. Hinter ihm lag Lu, gehüllt in kupfernen Blutgeruch und den Feuerwerksgeruch von Schießpulver. Vor ihm lag das weite China – das Land, von dem er jahrelang geträumt hatte und das sich von einem Traum in brutale Wirklichkeit verwandelt hatte.
    Jie hastete den Flur entlang, ihre Arme wie

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