Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
Vom Netzwerk:
aufgestanden, war genauso munter wie vorher“, fuhr Stanwell fort. „Aber
am nächsten Morgen ist er nicht mehr aufgewacht. Ist jetzt sieben Jahre her.“
    „War erst dreizehn“, sagte Horgest. „’n Jahr älter als
Half und ich.“
    „Zwei Jahre jünger als ich“, nickte Stanwell. „Kann
mich noch gut dran erinnern. Danach hat Haminta immer seine Klamotten
angezogen. Halwion war ja auch unser Kwissler, schon seit er zehn war, und
deshalb hatte Brogue dann keinen Pfeifer mehr. Da hat sie sich einmal einfach
dazugestellt und mitgespielt, als wir ’ne Vorstellung hatten. Keiner wusste,
dass sie’s auch konnte. Raween hat sie danach verprügelt, aber Taizia hat
gesagt, sie soll sie lassen. Seitdem spielt sie die Kwissel. Und auf dem Seil
hat sie auch weitergemacht.“
    „Und jetzt will sie nicht heiraten“, fügte Horgest
hinzu. „Dazu hat das geführt. Nee, ’ne richtige Frau gehört nicht vors
Publikum. Das ist meine Meinung dazu.“
    „Nella ist auch aufgetreten, sogar, als sie schon
verheiratet war!“, wandte Juniper ein. „Und Rula –“
    „Aber bloß weil euer Vater sich diese komische
Pyramide in den Kopf gesetzt hat!“
    „Dabei fällt mir ein – wir wollten ja noch was
ausprobieren!“ Juniper sprang auf und trabte zu Carmino hinüber, der schon die
ganze Zeit irgendwelche seltsamen Sprünge über die Galiziaks machte.
    „Ich glaub, ihr kriegt eure Pyramide wieder, brakka “,
meinte Firn zu Stanwell. „Der hat wirklich was drauf. Vielleicht bleibt er ja.“
    Stanwell warf James von der Seite einen Blick zu, als
wartete er auf einen Kommentar, aber als James schwieg, stand er auf. „Ich geh
auch mal rüber. Vielleicht brauchen sie einen Untermann.“
    Wenige Minuten später gingen auch Firn und Horgest,
und dann war James allein. Eine Weile sah er Juniper, Carmino und Stanwell zu,
die tatsächlich Handstände und Überschläge übten und dabei immer mehr Staub
aufwirbelten, bis Aruza sie verscheuchte. Daraufhin machten sie zwanzig
Schritte entfernt weiter. James bewunderte ihr Engagement aufrichtig – er
selbst fand es zu heiß, um auch nur aufzustehen.
    Vor dem Wagen des Chefs saß die ältere Generation
zusammen. Schweißglänzende Gesichter, von Hüten beschattet. Ein schrilles
Auflachen, dann die dröhnende Bassstimme von Odette Ulgullen, der Wahrsagerin.
Etwas weiter ab, im Schatten des Kalendio-Wagens, Nella, die das Baby stillte.
Pix? Nirgends zu sehen.
    Die Sonne bombardierte einen geradezu mit Strahlen. Er
zog das Tuch noch tiefer in die Stirn, rückte dicht an den Stein der
Brunneneinfassung auf der Suche nach ein bisschen Kühle und schloss die Augen.
Fetzen des Gesprächs von eben zogen durch seinen Kopf. Für Haminta konnte man
nur hoffen, dass sie ihre Pläne bald in die Tat umsetzte. Bevor jemand wie
Horgest sie kaputtmachte. Der Tod, dachte er dann müde. Immer wieder der Tod.
Egal, wo man hingeht, der ist immer schon dagewesen.
    Er konnte die Gilwissel kauen hören, die in der Nähe
standen und ihre Nasen in die Futtersäcke gesteckt hatten. Ein Kind kreischte.
Hin und wieder ein Zuruf der Trainierenden. Ein Löffel kratzte im Kessel.
    Er gähnte, bis seine Kiefer knackten und ein Summen in
seinen Ohren war. Sogar der Wind schlief ein. Das Klappern der Fänger über ihm
wurde unregelmäßig, dann hörte es ganz auf. Kein Luftzug mehr. Selige Stille.
Jetzt eine Runde schlafen …
    So dümpelte er in einen nur noch halbwachen Zustand
hinüber. Träge, träumerisch tauchten Bilder in seinem Kopf auf und trieben
wieder davon, entzündeten langsame, schmachtende Regungen in seinem Körper. Die
Wölbung von Brüsten unter seinen Händen … warme Haut, die sich an ihn drängte …
lange, duftende Haarsträhnen, körperwarm. Karen. Oh Mann, nicht jetzt.
    Auf einmal hatte er das Gefühl, dass ihn jemand ansah.
Nur mit Mühe bekam er die Augen auf. Brennende Helligkeit. Drüben stand Carmino
auf Stanwells Schultern und versuchte das Gleichgewicht zu halten. Ein paar
Leute sahen ihnen zu. Hier in der Nähe des Brunnens war niemand. Er wollte die
Augen wieder zufallen lassen, aber da sah er etwas wie eine Schliere in der
Luft vor sich – als wäre eine hauchdünne Schicht von irgendwas um ihn
herumgezogen worden – Frischhaltefolie vielleicht – die sich nur durch diese
kleine Falte verriet. Gänsehaut überzog ihn, bevor er den Schauder spürte. Die
Schliere bewegte sich. Er erstarrte. Die Schliere war gar keine Schliere,
sondern … eine Gestalt … man konnte es nicht genau

Weitere Kostenlose Bücher