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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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sehen, das Sonnenlicht war
so stark, und dieses Etwas war … war mehr Bewegung als Umriss … Bewegung in der
Luft, die man gerade eben erahnen konnte …
    Auf einmal war diese Bewegung direkt vor ihm …
streifte ihn … und dann –
    Scharf sog er die Luft ein vor Entsetzen. Direkt vor
seinem Gesicht öffneten sich langsam zwei Augen und enthüllten einen scharfen
Blick … blasse Augen, wie er sie noch nie gesehen hatte, die sich auch sofort
wieder zu einem schmalen Spalt verengten, dann ganz verschwanden … aber der
Blick verharrte auf ihm … wie konnte er da so sicher sein, wenn er doch die
Augen nicht mehr sah?! Aber er war sicher!
    Sekundenlang spürte, sah er diesen Blick auf
sich gerichtet und sah doch dahinter zugleich das Umherwuseln der anderen.
Etwas wollte nach ihm greifen, da war ein wüst-lüsterner Wille, der ihn packen,
ihn auswringen wollte … er schnappte nach Luft, angeweht von einem
fremdartigen, gärenden Verlangen … und dann das Zögern, die Unentschlossenheit,
wie eine Strömung, die sich plötzlich an einem Hindernis bricht …
    Dann war es vorbei. Er konnte fühlen, wie der Blick,
die Präsenz dahinter kraftlos zurücksank … kraftlos, ja, aber auch wütend …
hatte ihn nicht erreichen können …
    Sein Herz, das stillgestanden haben musste, hopste nun
auf und stürzte sich in einen wilden, humpelnden Galopp. Ein Gefühl, als müsste
er kommen und kotzen zur gleichen Zeit –
    Ich dreh durch, dachte er in Panik. Ich dreh komplett
ab!
    „Wach auf!“, sagte jemand. „Wir fahren weiter.“
Halfast stand vor ihm und sah mürrisch auf ihn herunter.
    „Da war was“, brachte er hervor. „Hast du auch was
gesehen?“
    „Ja, dich, Mann. Du hast mit offenen Augen gepennt.
Komm jetzt. Kannst auf dem Galiziak weiterpennen. Hauptsache, du trittst
dabei.“
    „Da war wirklich was … etwas hat mich angestarrt –“
    Ein schrilles Kreischen unterbrach ihn, stieg in
nervenzerrüttende Höhen auf. Diesmal keine Gesangsübungen.
    „Das ist Aruza!“
    Von allen Seiten rannten sie auf den Kalendio-Wagen
zu, wo Aruza vor dem Treppchen stand und schrie und um sich schlug, als wollte
sie etwas abwehren. Da war allerdings nichts – nur ein Wirbel in der Luft.
Jakobe kam ihr entschlossen zur Hilfe, mit Schreien, die wie Flüche klangen,
aber es schien, als würde auch sie gegen die Wagenwand zurückgedrängt. Und dann
schoss auf einmal Kriope auf die beiden zu.
    „ Hau ab !“, schrie sie und streckte die Arme
gegen das Kreiseln in der Luft aus. Sonnenlicht gleißte auf einem Etwas in
ihren Händen und blendete James.
    „ Ap’áge, Sapria !“, brüllte Kriope und wedelte
mit den Händen. Gleichzeitig dröhnte vom Wagen des Chefs ein tiefer, heulender
Ton über die Truppe hinweg. Wie unter einer Druckwelle wich der Wirbel in alle
Richtungen auseinander, sie spürten seine Wucht. Und dann schien rings um sie
in einem weiten Kreis die Luft zu schmelzen, es war, als verbrenne knisternd
und knallend eine Schicht Wirklichkeit in einem unsichtbaren Feuer. Ein
scharfes Zischen voller Wut, das beinahe menschlich klang, war das Letzte, was
sie von der Erscheinung wahrnahmen. Dann war sie fort.
    Benommen und fassungslos starrten die Leute in den
flirrenden Sonnenschein. Die Staubschleier, die die Artisten aufgewirbelt
hatten, wogten noch darin. Sonst war da nichts.
    „ Sikka darra !“, sagte Juniper.
    „Die ist wohl doch zu was nütze“, sagte Firn zu
Horgest, der mit offenem Mund in die Gegend starrte.
    „Oh Larenni! Hilf uns!“ Nella stürzte sich weinend auf
ihre Mutter. Die hockte mit Jakobe am Boden, hatte die Arme noch immer
schützend um den Kopf gelegt.
    „Die Gilwissel! Wenn das Ding sie angreift!“ Stanwell
wollte zu den Ponys losstürmen, die immer noch friedlich in der Nähe des
Brunnens standen, aber Kriope winkte ab.
    „Die Tiere will die nicht!“, sagte sie grimmig und
ließ das Amulett wieder in ihrem Hemd verschwinden. „Das war eine Empuse. Die
wollen nur Menschenblut. Aber das hier –“, sie schlug sich an die Brust, wo das
Amulett lag, „das können sie nicht ertragen. Und die Xandrule hassen sie auch –
das kam im richtigen Moment!“ Sie nickte Taizia, die immer noch die komische
Flöte in der Hand hielt, anerkennend zu. „Und du“, fuhr sie an Nella gewandt
fort, „du solltest ihren Namen in diesem Land lieber nicht zu laut
nennen!“
    „Und wieso nicht?“, schrie Nella, die sich immer noch
an ihre schreckensstarre Mutter klammerte. „Wer sonst kann einem denn

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