Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)
in diesem
elenden Land helfen, wenn nicht La-“
„Still, Nella“, unterbrach Jakobe sie hastig. „Sie hat
Recht. Dies ist das Land der Kumatai, und Kumatai ist eine eifersüchtige
Herrin. Und sie kehrt zurück, sie ist so nahe wie nie!“
Die Kinder heulten plötzlich alle gleichzeitig los,
und am lautesten das Baby, das Nella im Arm hielt und dem es ganz einfach zu
eng in der Umklammerung zwischen Mutter und Großmutter wurde.
James konnte sich wieder bewegen. Er sah die roten
Flecken, die quer über Aruzas Gesicht erblühten, als hätte ein unsichtbarer
Tentakel sie getroffen – aber er hatte immer noch Mühe, sich mit dem zu
abzufinden, was er selbst gesehen und gefühlt hatte. Gibt es nicht … es gibt
keine … das gibt es gar nicht , stammelte sein Verstand.
„ Er soll sich das mal ansehen, der Hakemi!“,
hörte er Nella rufen.
„Ach was – dein Hakemi hat noch nicht mal einen
Kräuterkasten!“, schnappte Jakobe.
„Hör zu, Jakobe – ich will nicht, dass du von diesen
Dingen redest – über Kumatai und ihre Wiederkehr und all das“, bremste sie der
Chef. „Wir haben einen harten Weg vor uns, da brauchen wir keinen, der den
Leuten auch noch Angst einjagt!“
„Angst? Aber es ist die Wahrheit! Wir sollten uns alle
an den Gedanken gewöhnen … eine Zeit der Schrecken steht uns bevor, ja, aber
mit diesen Schrecken wird sie die Welt auch reinigen und neu –“
„ Jakobe ! Genug!“
„James hat auch was gesehen!“, sagte Halfast
plötzlich. Die jungen Leute, die verlegen und ratlos herumstanden, wandten sich
auf einmal alle James zu.
„Ja? Was hast du gesehen?“, fragte John.
„Augen“, murmelte er widerwillig. „Starrten mich an.
Und … irgendwas …“ Er wollte nicht darüber sprechen. Die rohe, unverhüllte
Lüsternheit, mit dem dieses Etwas ihn angesprungen hatte, konnte er unmöglich
in Worte fassen. Noch immer pulsierten Erregung und Abscheu durch seinen
Körper. „Dann war es weg“, endete er lahm.
„Weg?“, fragte der Chef ungläubig. „Einfach so? Hast
du ein Amulett? Oder sonst irgendeinen Schutz bei dir?“
James schüttelte den Kopf, und Jakobe lachte plötzlich
auf, ein wissendes, nicht besonders angenehmes Lachen. „Lass mich das ansehen,
Aruza. Ich denke, Wollfett und ein Umschlag aus Rosmarin werden da helfen. Geh
mal beiseite, Nella.“
„James … James soll auch –“, schluchzte die.
„Jetzt mach schon – hier, kümmere dich um Piro, der
ist schon ganz rot angelaufen von all dem Geschrei!“
4
Von
den anderen hatte niemand wirklich etwas gesehen, und so kam während der
nächsten zwei Stunden immer mal wieder einer vorbei und versuchte, James
auszufragen. Vor allem Carmino nervte. „Ich mein – hast du das richtig gesehen? Man kann doch nicht einfach Augen in der Luft sehen – war da kein
Körper – vielleicht irgendwas Durchsichtiges oder so?“
Und so weiter. Und dann waren da Nella mit Piro auf
dem Arm, Raween und Odette Ulgullen, die sonst immer mit Jakobe herumgluckte
und James noch nie beachtet hatte. Sie marschierten – rein zufällig natürlich –
ganz in der Nähe seines Galiziaks und ließen sich kein Wort entgehen. Und als
Carmino endlich mal Pause machte, ging Nella zum Angriff über.
„Wieso hat sie dir nichts getan und meine
Mutter angegriffen? Wie hast du sie verjagt?“
„Ehrlich, ich hab keine Ahnung!“
„Vielleicht hat er irgendeinen Schutz, von dem er
selbst nichts weiß“, meinte Odette. „Ein Schmuckstück, eine Waffe – oder hast
du etwa eins der Zeichen bei dir?“
So was wie Pix’ Pentagramm? „Nein. Nichts.“ Die
Armbanduhr in seiner Hosentasche hatte wohl kaum gelichterabwehrende Kräfte.
Allmählich hatte er die Sache satt. Nach dem ersten Schock hatte er immerhin
versucht, sich mit dem Unglaublichen zu arrangieren. Wenn er dieses ganze Land
hier akzeptieren konnte, die Tatsache, dass sie sich in eine andere Welt
verirrt haben sollten – warum dann nicht auch an Geister und Dämonen glauben?!
Aber dann sagte er sich, dass es eine Erklärung geben musste. Für Salkurning –
auch wenn ihm im Moment nichts Befriedigendes einfiel. Auf jeden Fall aber für
diese – was auch immer sie waren. Waren die Augen real gewesen? Wenn er sie
fotografiert hätte – wären sie dann auf dem Foto zu sehen gewesen?! Pix’ Handy
fiel ihm ein, vielleicht sollte man der nächsten Erscheinung mal damit
auflauern …
„Vielleicht mochte diese Empuse einfach kein
Kramperblut!“, rief Firn. Auf Befehl des Chefs
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