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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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musste der Motor erst mal abkühlen und beinahe jeden Tag auch
gewartet werden. Der rote Haarschopf verschwand unter der aufgeklappten
Motorhaube, und für die nächste Stunde hörte man den Besitzer wortreich und
ausdauernd fluchen. Aber dieses Emberlend-Unternehmen, für das er so unbedingt
arbeiten wollte, würde einen guten Fang mit ihm machen, so viel stand fest.
Wahnsinn, dass jemand so einfach einen Motor erfinden und bauen konnte! Und
diesen Treibstoff, den hatte er ja auch selbst entwickelt. Soweit sie es
begriff, bestand er aus der Kombination eines kohleartigen Materials namens
Trukant mit einigen anderen Komponenten, darunter auch das Gas, das die Käfer
bei der Arbeit in seinen Komposter-Toiletten produzierten.
    Seine gleichbleibend schlechte Laune hatte wohl auch
mit ihrer Anwesenheit zu tun. Seine Begeisterung für Nulldichten,
Treibsandfelder und Übergänger war am Abend nach jenem Dinner geplatzt wie ein
Luftballon. Seitdem bedeuteten sie und die anderen drei für ihn vermutlich
ungefähr dasselbe wie ein Erdbeerkernchen im Zahn.
    Sie selbst fand diese Fahrt eigentlich ganz nett. Den
Grund und Boden der Dörfer, die sich an die alte Straße drängten, hatte man den
Schilfwäldern entrissen, und in der fruchtbaren Erde gedieh so ziemlich alles.
Trotz der Abgabenbelastung, über die hier alle murrten, gab es überall genug zu
essen; die Leute waren gastfreundlich, und ihre Kinder überrannten den
Reparaturwagen, sobald das Nebelhorn seine Ankunft verkündet hatte.
    In Brekenzoil waren sie schon gestern Nachmittag
angekommen. Vor morgen früh würden sie es auch nicht verlassen, denn die
Deltastraße stieß hier auf den größten Arm des Akbarnen, und über den kam man
nur mit der Fähre hinüber. Der Fährbetrieb prägte den ganzen Ort. Weil das
Fährboot nur alle paar Tage hier anlegte, herrschte ein ständiger Stau von
Reisenden, die die Unterkünfte, Badehäuser, Imbisse und Kneipen bevölkerten und
müßig am Flusskai herumlungerten.
    Der Akbarnen – seine schimmernden, langsam
dahinziehenden Wassermassen schienen sich bis zum Horizont zu erstrecken.
Schwer zu glauben, dass das nur ein Fluss sein sollte und kein See. Sie lag auf
dem Dach des Reparaturwagens und bekam den Anblick nicht satt. Für Dorian
schien der Fluss vor allem ein Hindernis auf dem Weg zu sein, das er schon oft
überquert hatte, aber sie hätte stundenlang auf das blendende Gefunkel dieser
weiten Fläche hinaussehen können.
    Man musste vielleicht anerkennen, dass sich seit
gestern auch Dorians Laune gebessert hatte – seit er nämlich beim Bürgermeister
persönlich einen fetten Auftrag an Land gezogen hatte: Er sollte die Turmuhr
reparieren. Der war nicht nur ein Zeiger abgebrochen, auch das Uhrwerk
arbeitete unzuverlässig. Die Aufgabe selbst reizte Dorian anscheinend noch mehr
als der Lohn. Er störte sich nicht daran, dass der Bürgermeister ihn ziemlich
von oben herab behandelte, sondern stürzte sich in die Arbeit. Sie hatte ihm im
Suq eine Weile zugesehen, ihn mit Makave und fettigen Eintopfgerichten von der
nächsten Garküche versorgt und ihn, als er tief genug in seine Arbeit versunken
war, um sonst nichts mehr zu bemerken, im Kreis der Brekenzoiler Jungen
zurückgelassen, die jeden seiner Handgriffe beobachteten und fachkundig
kommentierten. Dann hatte sie sich selbst an die Erkundung des Ortes gemacht.
    Jetzt lag sie wieder an ihrem Lieblingsplatz oben auf
dem Dach und genoss den ungestümen Wind, der die Schrillwürmer im Schilf zum
Schweigen brachte und überhaupt eine Wohltat war nach den Tagen auf der
schwülheißen Straße – ganz zu schweigen von den zwei Nachtstunden in der
überfüllten Unterkunft, in die Dorian sie in seinem Schicklichkeitswahn
genötigt hatte. Möwen und andere Seevögel glitten über sie hinweg. Sobald sie
irgendwo Nahrung sichteten, durchschnitten sie den hellblauen Himmel wie
Pfeile. In das Blau mischten sich jetzt allmählich zarte Rosatöne. Träge
streckte sie sich aus, rückte den kleinen Bücherstapel als Kopfkissen zurecht
und überließ sich ganz der Nähe des Wassers, seinen Gerüchen und Geräuschen. So
ließ es sich aushalten.
    Dorian war erst heute Nachmittag fertig geworden. Der
Zeiger war ersetzt, das Uhrwerk lief wieder, der Bürgermeister hatte muffig den
vereinbarten Preis bezahlt, und nun hatte der Reparateur Ferien, bis morgen
früh die Fähre kam. Er war noch im Ort unterwegs, um Freunde zu treffen, und so
wurde ihre Ruhe erst gestört, als er zurückkehrte und im

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