Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)
es
nicht mal mit!“
James musste lachen. „Du hast Sorgen!“
„Ach, mir gefällt’s hier ziemlich gut, da hat die
Dumpfbacke schon Recht. Wie beim Zirkus! Viel besser als Schule und das öde
London. Ich könnt mir gut vorstellen, mit den Kalendios zusammenzubleiben. Frag
mich nur manchmal, wie es meiner Mutter geht. Verstehst schon. Ist sicher nicht
lustig für sie.“
James nickte.
„Für Pix ist das hier aber echt der Gau. Die kriegt
Riesenprobleme, wenn sie jetzt schon wieder in der Schule fehlt. Die ist schon
mindestens einmal von einer Schule geflogen, bevor sie in meine Klasse kam. Und
diese Fehlzeiten jetzt – das kann die doch nie erklären!“
„Die ist in deiner Klasse? Das kann ja wohl nicht
sein!“
„Wieso? Ach – klar. Doch, ich bin fast sechzehn, falls
du das meinst. Sogar älter als die gute Pix, glaub ich.“ Er grinste, als er
James’ verblüffte Miene sah. „Was hast du gedacht – zwölf, dreizehn?“
„Ähm – so ungefähr.“
„Mach dir nichts draus. Ich bin dran gewöhnt. Und du?“
„Im November werd ich einundzwanzig. Und das
hoffentlich in London. Sonst krieg ich nämlich auch Probleme.“
„Hast du ’ne Idee, was wir tun können?“
„Ich denk gerade über was nach. Ist aber noch nicht
spruchreif.“ Von aussichtsvoll ganz zu schweigen.
„Was – oh, da kommt Firn zurück! Ziemlich früh, was?“
In Anbetracht seiner Absichten bestimmt. Aber er
stiefelte ganz entspannt zum Feuer, mit Schneemann im Schlepptau. „Haike, brakkales !
Hab ich was verpasst? Weitere Besucher oder Hackebeine oder sonst was?“
„Nichts. Alles ruhig.“
„Mann, stinkt das hier! Und da draußen tritt man
überall auf diese Krebse. Wie ein Teppich. Aber das war auch alles an
Gelichter, was ich gesehen habe. Seid ihr die ganze Nachtwache?“
„Reicht das vielleicht nicht?“, fragte Carmino
angriffslustig.
Firn lachte nur. „Gibt’s noch was zu essen? Oder hat
Horgest wieder alles weggefressen? He, was ist das denn? Hast du das
gezeichnet?“ Er beugte sich über James. Als er nach dem Notizbuch greifen
wollte, zog James es weg und schlug es zu.
„Sah gut aus“, sagte Firn ungerührt. „Kannst du auch
Leute malen? Gesichter und so?“
„Keine Ahnung.“
„Damit könntest du nämlich Geld machen.“ Er streckte
sich und gähnte. „Also dann. Wacht mal schön. Ich geh schlafen. Mach Platz,
Alter. Lass mich vorbei.“ Letzteres galt dem Hund, der immer noch mit
erwartungsvollem Blick neben ihm stand. Firn lachte und warf ihm einen kleinen
Krebs zu, den er offenbar unter seinem Gelichterhut transportiert hatte. Dann
ging er – nicht zum Gilwisselwagen allerdings.
„Mann, ist der dreist!“ Carmino klang beinahe
bewundernd, als Firn zu Jujuna Tirps Wagen hinaufsprang.
„Wenn er sich da nicht mal verrechnet hat“, meinte
James noch, und da wurde Firn auch schon mit einem kräftigen Stoß rückwärts die
Stufen hinunterbefördert. Jujuna kam hinterher und zischte ihn an. Als er sie
beschwichtigen wollte, stieß sie ihn noch einmal zurück, drehte sich um und
verschwand türenknallend in ihrem Wagen. Stanwell und Lowell lachten.
Firn zuckte die Schultern und wandte sich dem
Gilwisselwagen zu.
3
Flüsternde
Stimmen, ein Gefühl der Unruhe weckten James plötzlich. Erst wusste er gar
nicht, wo er war. Dann erkannte er, dass er am Feuer eingeschlafen und zur
Seite gesackt war. Etwas drückte unnachgiebig gegen seinen Hals – das
Notizbuch. Er lag darauf.
„James? Bist du wach? Pst, leise!“ Stanwell. „Hast du
das auch gehört?“
Was? James versuchte sich zu orientieren. Es musste
schon auf den Morgen zugehen, ein Etwas in der Luft verriet das, obwohl der
Himmel noch dunkel war. Ein nervöser Wind klapperte in den Schellenbäumen,
zappelte in der Wäscheleine am Wagen der Kalendios und warf zuckende
Schattenmuster über den Boden. Die Gilwissel waren unruhig, als sei ein fremdes
Tier in der Nähe. Die Angst packte James mit einem plötzlichen, harten Griff.
Er konnte kaum atmen.
Zwischen den schwankenden Schatten überall nahm er auf
einmal eine bewusstere Bewegung wahr – ein Huschen draußen, zwischen dem
Ulgullen-Wagen und dem des Chefs. Und noch eins, auf der anderen Seite, das er
aus dem Augenwinkel gerade noch sah. Dann ein tiefes Knurren, direkt hinter ihm
– er fuhr auf.
„Pst! Das ist nur Triv!“, flüsterte John. Waren die
jetzt alle hier draußen?
Die Hündin stand hinter ihm, von der Schnauze bis zur
Schwanzspitze angespannt, die Ohren fest
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