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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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voll Angst
und drängender Sehnsucht.
     
    „ Cerf, wo bleibst du?
    In höchster Not ruft dich Briggo, Ligissilas
Priesterin!
    Lass die Herden, kehr dem Norden den Rücken, rette mit
deinen Männern die Stadt!
    Briggo ist es, die dich zur Hilfe ruft!
    Briggo, die dich liebt !“
     
    Brogue ließ das erst mal sozusagen verhallen über dem
verstummten, betroffenen Publikum, dann setzte er zu seiner nächsten Strophe
an.
     
    „ Den ganzen Winter belagerte Krel-Amburillard die
Stadt
    Obwohl die Brogor die Kälte hassen und nur schwer
ertragen
    Und viele dem Schnee zum Opfer fielen und der langen,
dunklen Nacht
    Wichen sie nicht.
    Und in Ligissila zog erst der Hunger ein, dann die
Krankheit und schließlich der Tod
    Und wie eine faulende Frucht fiel die Stadt
Krel-Amburillard in die Hände .“
     
    Die Brogor-Krieger rissen ein Loch in die Kulisse –
dachte James, bis er sah, dass in Wirklichkeit Jakobe ihnen eine Tür geöffnet
hatte, die die gezackte Form eines Mauereinbruchs hatte. Sie zerrten die Frauen
und Kinder, die schon bereitstanden, hindurch und auf die Bühne – Taizia,
Aruza, Rula und Allem, Nella mit Piro auf dem Arm, dann die Plünderkiste, die
dabei aufklappte und eine Menge Flittergold und glitzernde Perlenketten
verstreute, und ganz zum Schluss Haminta. Sie wehrte sich verzweifelt gegen die
beiden Echsen, die sie Horgest vor die Füße warfen – aber was James vor allem
ins Auge fiel, war, wie sich unter dem dünnen Stoff des Kleides ihre Brüste
abzeichneten.
    Erst als Firn ihn zur Seite stieß, bekam er mit, dass
der Trupp der Jäger samt Schlitten und großem, weißem Hund hinter ihm wartete
und vorbeiwollte.
    Draußen, am Rand des ganzen Trubels, sang Brogue
unbeirrt, doch mit lauter werdender Stimme:
     
    „ Als die Jäger endlich zurückkehrten, die Schlitten
beladen mit Fellen und Fleisch
    Fanden sie die Wege unter dem Meer versperrt, die sie
zu nehmen pflegten
    So kamen sie mit Booten über den Sund und rochen bald
den Tod
    Denn der Wind trug den Atem der sterbenden Stadt über
die See.
    Die Brogor töteten alle, die noch lebten, raubten die
Reichtümer der Stadt
    Und zündeten ein großes Feuer an, über dem sie das
Fleisch ihrer Opfer brieten,
    Und aßen davon, wie es ihre Gewohnheit war –“
     
    Entsetzensschreie, Aufkreischen im Publikum, als zwei
Brogor weit hinten ein mehr symbolisches Feuerchen entzündeten und mit ihren
Speeren darin herumstocherten. James entdeckte plötzlich Pix im Publikum, sie
saß ganz am Rand auf dem Boden und sah völlig absorbiert aus. Ihre eine Hand
lag wie vergessen auf der Schulter von Kriopes kleinem Jungen, der sein Gesicht
an ihrer Hüfte verbarg.
    Brogue sang mit rauer, anklagender Stimme:
     
    „ Auch war es ihr Brauch, das kostbarste Stück der
Beute
    Ihrer Göttin zu opfern, und so opferten sie noch in
derselben Nacht
    Briggo, die Priesterin, deren Klugheit weit über die
Grenzen der Stadt hinaus berühmt war. “
     
    Währenddessen wurde Haminta hinter das Feuer gezerrt
und sank dort unter Jammerschreien auf die Knie, sodass das Publikum, wie James
vermutete, nur noch ihre Hände sah, die sie über den Flammen rang. Die Blicke
der übrigen Brogor richteten sich nun erwartungsvoll auf Horgest, der sich
jedoch damit begnügte, weiterhin martialisch in der Gegend herumzustehen. Ein
winziges Stocken im Ganzen – dann setzte Brogue wieder ein, wenn auch nur mit
einer einzigen Zeile:
     
    „ Und Cerf, der tapfere Anführer der Jäger, kam zu
spät .“
     
    Die drei Jäger waren inzwischen vor der Kulisse
erschienen und näherten sich nun dem Feuer. Firn löste sich aus der Gruppe und
kam mit schnellen Schritten in die Mitte der Bühne, wo das Feuer schon wieder
in sich zusammenfiel und den Blick auf Haminta freigab, die am Boden lag.
    Ein gellender Schrei zerriss die Stille. Nicht nur
hier auf der Bühne, er schien hinaufzusteigen bis zu den Flugdrachen und sich
von dort über dem ganzen Gut auszubreiten.
    James lief es kalt über den Rücken. Es war der Schrei,
den Firn vor Tagen auf dem Galiziak zum Besten gegeben hatte – der Schrei eines
brünstigen Pumaweibchens, wie Juniper es genannt hatte. Hier hatte er nichts
Komisches mehr. Klage und Wut gerannen darin zu einer Drohung, die für einen
Moment alles erstarren ließ. Es war ein grandioser Schrei, und Firn sah auch
grandios aus, wie er da zwischen den zurückweichenden Brogor-Kriegern hindurch
auf Haminta zustürmte. Dabei trat er verstreute Schätze ebenso wie umherliegende
Leichen

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