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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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bereithalten! Horgest
zündet die Fackeln oben an!“
    Da flammten sie schon auf, Fackelspeere oben auf den
Zinnen der Kulisse.
    Die beiden Kinder warfen mit vollem Einsatz Steine hinüber,
die die Brogor unter wüstem Kampfgeheul mit ihren Schilden abwehrten – bis auf
einen, der dem Alten direkt auf den Helm knallte. Das Publikum johlte und
freute sich, vor allem, als dann auch noch ein Wassereimer in wohldosierten
Güssen über die Brogor entleert wurde – diesmal erwischte es John, dessen Haarmähne
unter dem Helm hervorquoll.
    Diese Art, eine Actionszene zu gestalten, war plump
und ungeheuer fremd für jemanden, der mit Zeichentrickfilmen und immer
raffinierteren Special Effects aufgewachsen war, aber hier in diesem Innenhof,
im flackernden Schein von Kerzen und Fackeln, vor gebannten, Partei
ergreifenden Zuschauern – hier funktionierte es.
    „Runter jetzt!“, zischte Jakobe, die immer noch mit
Carmino zusammen die Leiter hielt. Die Kinder huschten hinunter, und die Leiter
wurde hastig wieder an die Seite gestellt.
    Als von oben nichts mehr kam, stellten sich die Brogor
schließlich vor der gemalten Mauer auf: Breitbeinig, finster blickend, in einer
Hand den Speer, in der anderen den Schild, so standen sie da – bereit, dort
Wurzeln zu schlagen.
    Die Laute untermalte das mit einem düster-klopfenden,
drängenden Rhythmus, der der Szene eine bedrohliche Spannung verlieh. James sah
sich um. Was kam jetzt?
    Haminta war wieder nach vorne gekommen. Sonnenmaske
und Flittergewand hatte sie längst abgelegt. Jetzt stand sie in einem
schlichten, hellen Kleid am Fuß der Leiter. Sie trug einen Stirnreif mit einer
aufgehenden Strahlensonne, und von diesem floss ein langer goldener Schleier
wie Haar über Schultern und Rücken. Es war der gleiche, den sie vorhin als
Larenni getragen hatte, er verdeckte ihr aufgestecktes dunkles Haar und wehte
bei jeder Bewegung auf. James starrte sie an. Sie war schön – und sie lächelte
ihm zu, als sie seinen Blick bemerkte.
    „He, brakka , roll die Zunge wieder ein!“, sagte
Firn neben ihm, aber es klang nicht unfreundlich. „Lenk sie nicht ab! Sie hat
’ne lange Rede zu halten.“
    James hörte auf zu starren und wandte sich stattdessen
der wesentlich unerfreulicheren Erscheinung von Firn in seinen fellumwickelten
Hosen zu. Gerade zog er noch einen langen Fellmantel darüber und hängte sich
einen Köcher mit Pfeilen und einen großen Bogen um. Von der Bank hinten stand
jetzt auch Lowell auf, der genauso gekleidet war. Er warf Firn und Juniper zwei
Fellmützen zu. Juniper schubste die Mütze von seinem Bauch und erhob sich
ächzend vom Schlitten.
    Haminta stieg die Leiter hinauf, dann erschien sie vor
den Zinnen, tanzte über den stillstehenden Brogor mit langsamen, beklommenen
Bewegungen dahin. Die Zuschauer empfingen sie mit Beifall und riefen einen
Namen. Offenbar wussten sie, wen sie darstellte.
    Jakobe winkte James und Carmino zu den Stangen, die
das Bühnenbild stützten.
    Als Haminta schließlich, eine Hand locker auf eine
Zinne gelegt, stehenblieb und zu sprechen begann, schwieg unten alles still.
     
    „ Da lagern sie immer noch, die finsteren Krieger!
    Unsere Mauern trotzten Rammen und Brand
    Und mancher todesmutige Krieger stürzte ins Meer
    Als er sie zu erklimmen versuchte.
    Wir löschten die Flammen ihrer Pfeile
    Und übertönten ihre Gesänge mit Trommeln und Tanz.
    Mit Listen versuchten wir sie zu vertreiben
    Doch Tücke und Gift verloren den Stachel
    An ihren harten Schädeln und ihrer zähen Haut –
    Jetzt hält der Hunger Einzug in meine Stadt
    Die Kinder weinen und sterben
    Verzweiflung schleicht durch die Straßen
    Und unsere Männer sind weit oben im Norden auf Jagd!
    Wehrlos kauert Ligissila hinter den Mauern
    Hofft noch auf Rettung
    Wie lang noch müssen wir ausharren?
    Wie lang noch halten wir stand? “
     
    Horgest grunzte einen lauten Fluch hinauf – so
beeindruckend er in seinem Aufzug aussah, als „schönstimmiger Sänger“ war er
jedenfalls fehlbesetzt. Aber wie er auch jetzt wieder eine Flamme in Richtung
seiner Schwester spie, ohne dabei die Kulisse auch nur zu streifen, das war
gut. Das Publikum wollte ihn niederschreien, aber die Brogor schlugen mit den
Äxten an ihre Schilde und ließen einen seltsamen, hohen Kriegsgesang hören, bei
dem man sich auch hinter der Bühne unwillkürlich die Ohren zuhalten wollte.
    Erst als Haminta zum äußersten Rand der Zinnen vorging
und die Arme ausstreckte, schwiegen sie wieder. Hamintas Stimme war

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