Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)
ist billig im Angesicht des sicheren Todes!
Er bangt um sein Leben, winselt um sein Volk!
Aber Gnade kenn ich nicht mehr, seit ich mein Leben
brennen sah!
Und jetzt geht, wenn euch falsches Mitleid schwach
macht! Geht!
Doch stört nicht mich bei meiner Rache! “
Er stieß seine Krieger von sich und hob sein Schwert.
Die knienden Brogor sprangen auf und versuchten zu ihren abgelegten Waffen zu
kommen und wenigstens ihre Familien zu schützen. Den ersten Brogor – den
dünnbeinigen Alten – traf Cerfs Schwert noch im Aufspringen, er sackte ohne
einen Laut um. Im Publikum hörte man ein entsetztes Aufkeuchen. Die Frauen der
Brogor heulten auf. Sie klammerten sich aneinander und schützten die Kinder mit
ihren Körpern, während sich die drei verbliebenen Brogorkrieger mit Cerf eine
filmreife Kampfszene lieferten. Der parierte alle Angriffe und fällte
seinerseits wie ein Tobsüchtiger einen Brogor nach dem anderen und nebenher
auch noch die Frauen und Kinder – was im Publikum für laute Empörung sorgte.
James fürchtete sekundenlang, dass bei diesem wilden
Auftritt wirklich jemand zu Schaden kommen könnte … weitere Arbeit für den
Hakemi …
„Er ist unglaublich gut, nicht?“, sagte Haminta neben
ihm.
„Er ist ein Killer.“
„Hoffentlich ist Piro gleich mal still“, murmelte
Jakobe. „Sonst verdirbt er die ganze Szene –“
„Jetzt ist Horg dran!“, sagte Haminta. „Jedes Mal hab
ich Angst, dass –“ Aber sie beendete ihren Satz nicht, sondern sah gespannt
hinaus.
Horgest war der letzte Brogor, der noch auf seinen
Füßen stand. Längst hatte er Speer und Schild wieder in den Händen und kämpfte
wie ein wütender Stier gegen Firn, aber der war jedem seiner Schläge
ausgewichen. Jetzt hieb er ihm den Speer aus der Hand. Horgest hob den Schild
schützend vor seinen Körper, aber es nützte ihm nichts.
„ Das ist dein Ende, Krel-Amburillard !“, zischte
Firn hinter der Maske. „ Mach dich bereit für den langen Weg durch den Ozean !“
Das Schwert traf Horgests Helm mit einem harten Klock! an der Seite. Die Zuschauer schrien auf, als der Helm herunterrollte und
Horgest gleichzeitig mit einem dumpfen Laut hintenüber sank – selbst hier
hinter der Kulisse konnte man glauben, dass Horgest tatsächlich geköpft worden
war. Sein Helm kugelte über die Bühne.
Der Sieger stand schwer atmend vor dem Gemetzel, das
er angerichtet hatte. Seine Männer hatten nicht eingegriffen. Sie hatten ihre
Waffen zu Boden gelegt und standen mit entsetzten Mienen um die erschlagene
Delegation herum.
Tiefe Stille auch bei den Zuschauern. Niemand jubelte
Cerf zu, als er jetzt nach vorne kam. Seine Rede begann er atemlos und heiser
und steigerte die Lautstärke dann, bis er beinahe schrie.
„ Endlich ist Ruhe! Die Welt ist befreit von dieser
Plage!“
Nun dürfen wir trauern um unsere Toten!
Hörst du mich, Kumatai? Deine Geschöpfe sind tot!
Nicht länger werden sie meinesgleichen verbrennen!
Deine blutrünstigen Kinder hab ich geschlachtet
Um die Opfer zu rächen, die sie dir darbrachten! “
Er hatte den Kopf in den Nacken gelegt, sodass die
Maske zum Nachthimmel emporgewandt war, dem verzerrten Mond entgegen. Und James
fühlte einen unangenehmen Schauder, der sich bei Cerfs nächsten Worten noch
verstärkte.
„ Sammelt Holz für ein großes Feuer!
Wir lassen keinen Knochen übrig!
Mit ihrer Asche düngen wir den Boden !“
Aber niemand rührte sich. Die Stille schien zu
wachsen, je länger die Männer reglos auf der Bühne standen.
James wich zurück, als etwas Dunkles, Wogendes an ihm
vorbeiglitt. Für einen Moment blinkte die runde, silberne Maske neben Jakobe
auf. Die hatte in der Mitte der Kulisse wieder eine Tür geöffnet, und dort
hindurch ging nun die Mondgöttin.
Fasziniert sah James ihrem dunklen Mantel nach –
fedrig glänzend, wallte er wie von selbst um sie, als sei er lebendig, dabei
war es völlig windstill. Ein Aufschrei irgendwo im Publikum, rasch erstickt.
Die Langorrenkrieger wichen noch weiter zurück. Nur Cerf blieb reglos inmitten
der Leichen stehen.
Langsam kam Kumatai über die Bühne, hier und da neigte
sich der fahlsilberne Schimmer ihrer Maske über ihre niedergemetzelten Kinder.
Schließlich blieb sie vor Cerf stehen. Der wogende Mantel kam zur Ruhe.
„ Cerf !“, sagte sie, mit einer Stimme, die so
kalt und ausdruckslos war wie ihre Maske. Sekundenlang schien sie ihm ins
Gesicht zu sehen. Dann hob sie die Arme – und ihr Mantel flog
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